Schaenderblut - Thriller
Sie von einem unserer Pfleger hinbringen.«
Joe war wie betäubt. Vor zwei Tagen hatte er gerade San Francisco den Rücken gekehrt. Damon musste davon erfahren haben und schien ihn zu erwarten.
Die beiden Aufseher beobachteten ihn weiter, als er nervös von einem Fuß auf den anderen trat und auf den Pfleger wartete, der ihn nach unten begleiten sollte. Joe hielt den Blick starr geradeaus gerichtet. Er war es gewohnt, aufgrund seiner imposanten Erscheinung angeglotzt zu werden, aber das schwere, animalische Aroma von Testosteron, das von den Wärtern ausging, raubte ihm schier den Verstand. Sie forderten ihn heraus, und seine Alpha-Instinkte drängten, die Herausforderung anzunehmen. Er schätzte schon die Anzahl der Schläge ab, die er benötigen würde, um sie aus dem Verkehr zu ziehen, bevor sie ihre Waffen zücken konnten. Die Türen des Aufzugs glitten zur Seite und ein kleiner, dicker schwarzer Pfleger trat heraus und winkte ihn zu sich heran.
»Sie wollen Damon Trent besuchen, richtig? Kommen Sie.« Er hielt Joe die Fahrstuhltür auf und grinste wie ein Idiot. Joe lächelte zurück und strafte die Unruhe, die in ihm brodelte, Lügen.
Er trat in die Kabine und schielte über die Schulter auf die beiden Wärter. Er fletschte die Zähne, als ihre Blicke sich begegneten. Die Männer bewegten sich auf ihn zu, offensichtlich unsicher, wie sie darauf reagieren sollten. Die Türen des Aufzugs schlossen sich und durchbrachen die grimmige Anspannung. Joe konnte sich wieder voll und ganz auf den Mann konzentrieren, der im Keller auf ihn wartete. Er hätte Damon ungleich gelassener gegenübertreten können, wenn sein Magen mit dem Fleisch eines frischen Opfers gefüllt gewesen wäre. Eventuell mit warmem Blut als Kriegsbemalung? Eigentlich gar keine schlechte Idee. Die beiden Spielzeugpolizisten da oben hätten eine perfekte Beute abgegeben. Ihre Tode hätten ihn gestärkt und für den bevorstehenden Wahnsinn gerüstet. Der Pfleger dagegen würde ihm den Magen umdrehen. Er wirkte entschieden zu schmierig.
»Warum wollen Sie Trent denn einen Besuch abstatten?«, fragte der gerade. »Sind Sie ’n Fan oder Verwandter?«
»Ich bin sein Cousin.«
»Ach so. Aha.« Der Mann starrte Joe misstrauisch an. Joe fragte sich, wie viele Leute sich wohl aus irgendeiner perversen Heldenanbetung heraus oder für ein Interview in diese Klinik einschlichen, um mit einem der Serienmörder zu reden. Er fragte sich, wie viele schon gekommen waren, um Damon Trent zu sehen. Und doch schien mehr hinter dem Starren des dicklichen Pflegers zu stecken. Der Mann verhielt sich, als wüsste er etwas. Der Lift kam zum Stehen, und sie traten in einen schwach beleuchteten Flur.
»Da wären wir. Diesen Gang entlang.«
Einige Leuchtstoffröhren flackerten gespenstisch im leeren Korridor, der zu Trents Zimmer führte, und warfen flinke Schatten, die sich gegenseitig über die grünen Wände jagten. Josephs Nasenlöcher weiteten sich, um den Duft von Wahnsinn und Krankheit, Urin, Fäkalien, Blut, Schweiß und Medikamenten aufzunehmen. Stöhnen und Schreie, Kichern und wahnsinniges Gegacker schienen aus allen Richtungen auf ihn einzustürzen. Er hörte, wie jemand aus voller Kehle schrie, man solle Jesus Bescheid sagen, dass er hier sei, während ein anderer als Reaktion darauf unkontrolliert lachte und ein weiterer einen Schwall unflätiger Schimpfwörter ausstieß. Joe spürte, wie seine Beklommenheit zunahm, als ihn die Wände dieses Irrenhauses immer enger zu umzingeln schienen.
Hier ende ich, wenn ich nicht bald geheilt werde, dachte er.
»Und warum haben Sie beschlossen, Ihren ... Cousin nach all diesen Jahren ausgerechnet jetzt zu besuchen?«
»Du kannst mich mal«, antwortete Joe, dem der kleine Mann mit seiner Neugier auf die Nerven ging. Sie blieben vor einer großen Doppeltür stehen, die mit einem elektronischen Tastenschloss gesichert war. Auf einem Schild stand HOCHSICHERHEITSTRAKT FÜR SEXUALSTRAFTÄTER. Links von der Tür hockte ein riesiger schwarzer Wachmann hinter einem Schreibtisch und blätterte in einer Zeitschrift.
»Ja, Sie können mich auch mal. Leeren Sie Ihre Taschen aus. Wir müssen sichergehen, dass Sie keine Drogen oder Waffen dabeihaben.«
Der Wachmann stand auf und tastete Joe ohne jede Vorwarnung ab.
Der riesige schwarze Wärter war noch größer als Joe. Er ragte fast zwei Meter auf und wog an die 150 Kilogramm. Harte, blauschwarze Muskeln wölbten sich unter der Uniform, die mit seiner herkulischen Statur
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