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Schaenderblut - Thriller

Schaenderblut - Thriller

Titel: Schaenderblut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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Stockwerk nicht zugelassen.«
    Ein kleiner, nervöser Pfleger, der aussah, als wäre er gerade von der High School abgegangen, kam von hinten auf Joe zu. Er schwenkte einen Wischmopp in der Hand, als wollte er ihm damit den Schädel einschlagen.
    Joe sah sich um und vergewisserte sich, dass die Wachleute immer noch mit dem nackten alten Knaben beschäftigt waren, dann näherte er sich über den Gang der Besenkammer, aus der der Pfleger gerade herausgekommen war.
    »Hören Sie nicht, Mann? Sie müssen diese Etage verlassen, sonst muss ich die Security verständigen.«
    Nach einem letzten Blick über die Schulter stürmte Joe los, quer über den Korridor, rammte den schwächlichen Pfleger und trieb ihn rückwärts in die Besenkammer. Er legte ihm eine Hand über den Mund, die andere um die Kehle und drückte zu, bis dem Mann die Augen aus den Höhlen hervortraten.
    Der Pfleger wehrte sich und versuchte, Joe in die Hand zu beißen. Joe biss zurück und riss dem Mann mit seinen angespitzten Zähnen, die sich bis in die Halswirbel bohrten, die Kehle heraus. Als er den Kopf von einer Seite zur anderen warf und wie ein Hai im Blutrausch die Speiseröhre und den Kehlkopf zerfetzte, hätte er den Mann fast enthauptet. Joe musste sich für einen Moment auf den Boden setzen, als der Rausch des jüngsten Mordes ihn überkam. Selbst ein Mord aus Notwendigkeit verschaffte ihm einen sofortigen sexuellen Kick.
    Joe dachte darüber nach, was Trent gesagt hatte – dass ihm diese gewaltigen und berauschenden Empfindungen vorenthalten bleiben würden, wenn ihm die Heilung gelang, dass er sich aber trotzdem weiterhin danach sehnen und einen schwachen Ersatz nach dem anderen ausprobieren würde, um das Gefühl zurückzuholen. Er erinnerte sich, wie er in der Zeit, bevor seine Bedürfnisse außer Kontrolle geraten waren, bei seinen Sexclub-Besuchen häufig die abgestumpften Swinger beobachtet hatte. Deren Sinne waren so sehr von ihren Exzessen übersättigt, dass sie stärkere Stimulantien wie Stromstöße, Peitschen und Blutfetische benötigten, um überhaupt noch so etwas wie Erregung zu verspüren.
    Ihm fiel ein alter Bursche namens Jack ein, der sich 110 Volt Elektrizität durch seine Nippel jagte, während er sich mit einem Kantholz verdreschen ließ, damit er einen hochkriegte. So wollte Joe nicht enden. Und er würde nicht bei sich selbst zu solchen Extremen greifen müssen, sondern bei dem, was er anderen antat. Schon jetzt verstümmelte er Menschen und tötete gelegentlich, aber das war allein dem köstlichen Fleischgeschmack geschuldet. Er mordete, um sich zu ernähren. Die Toten und die Schmerzen waren nichts als eine unglückliche Begleiterscheinung seines unbändigen Appetits. Er hatte eigentlich nichts für Folter und Mord übrig. Aber was passierte, wenn das Fleisch für ihn seinen Reiz verlor? Würde er dann nur um des Tötens willen töten? Würde er seine Opfer verletzen, um zu hören, wie sie kreischten und um ihr Leben bettelten? War ihr Schmerz dann das einzige Vergnügen, das ihm blieb?
    Was ist, wenn es funktioniert? Wie wird das Leben ohne diese ... diese Leidenschaft für mich sein?
    Joe hielt in seinem Tun inne und fühlte sich unfähig, weiterzumachen. Immer noch spritzte das Blut der zerfetzten Schlagader aus der hässlichen Halswunde des Toten und bildete eine dunkle Pfütze um den zuckenden Leichnam. Joe starrte benommen auf die rote Fontäne, als würde sie ihn hypnotisieren. Der Anblick war wunderschön und weckte seinen Appetit aufs Neue.
    Sein Hunger wuchs, knurrte und fauchte in seiner Magengrube wie ein dämonisches zweites Ich, aber das war es nicht, was ihn innehalten ließ. Trotz der Macht und Heftigkeit seiner unersättlichen Gier, die in den letzten Tagen angewachsen und nun der beherrschende Trieb seines Körpers war, drängte sich eine Frage in den Vordergrund: Wie soll ich ohne diesen Rausch leben? Jetzt, wo er so kurz davorstand, die Tragödie zu beenden, zu der sich sein Leben entwickelt hatte, kamen Joe Zweifel. Ist es wirklich ratsam, den Fluch zu besiegen?
    Das furchterregende menschliche Raubtier, das gerade innerhalb von zwei Wochen sein drittes Opfer getötet und gefressen hatte, dachte über ein Leben ohne diese betäubende Verlockung des Fleisches nach. Joe hatte Angst, dass er womöglich einen Fehler beging.
    Er versank im modrigen Sumpf des Selbstmitleids und der Furcht. Er stellte sich ein Leben in Monotonie und Langeweile vor. Die leidenschaftslose Existenz des Mittelmaßes. Er

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