Schaenderblut - Thriller
Ecke gestopft hatte. Die Hose war ihm zu klein, aber der Kittel passte. Er zog ihn an und ging hinaus auf den Flur, wobei er versuchte, die Kleidungsstücke des Pflegers so zu positionieren, dass sie weiterhin die Blutlache an der Ausbreitung hinderten. Ihm blieben nur wenige Minuten, um Trent zu finden und mit ihm die Klinik zu verlassen.
Draußen auf dem Korridor waren die Wachleute auf ihren Posten zurückgekehrt, nachdem sie den nackten Alten in seinem Zimmer eingesperrt hatten. Joe befand sich weit genug von ihnen entfernt, um außer Sichtweite zu sein. Er warf erneut einen Blick in jeden Raum, als er mit dem Rücken zu den Wachen durch den Flur schlich. Er gab sich Mühe, nicht allzu sehr aufzufallen. Auf halbem Weg stieß er auf Trent. Die Tür stand offen, aber sein Peiniger aus Kindertagen war mit Lederriemen am Bettgestell festgeschnallt.
»Schön, dass du es doch noch geschafft hast.«
»Halt die Klappe«, fuhr Joe ihn an. Der beleibte Kindermörder lag mit einer Fernbedienung in der Hand auf der Matratze. Die dicken, ordinären Lippen waren mit etwas verschmiert, von dem Joe hoffte, dass es sich um Schokoladenpudding handelte.
»Was hast du mit deinen Zähnen angestellt? Sie sehen fantastisch aus! Sehr sexy. Und wie ich sehe, hattest du erst kürzlich einen Snack. Erzähl mir davon, ja? Es ist schon so lange her, dass ich mir selbst einen gönnen durfte.«
»Wir haben keine Zeit. Ich muss dich schnellstens hier rausbringen.«
»Ein bisschen Zeit bleibt uns noch. Die Wachleute und Schwestern machen gleich Mittagspause. Sie wechseln sich ab. Die Hälfte von ihnen bleibt hier, während die erste Schicht nach unten in die Cafeteria oder raus zum Mexikaner an der Ecke geht. Das ist die beste Zeit, um mich rauszuschmuggeln. Wenn sie uns dann aufzuhalten versuchen, musst du nur mit wenigen von ihnen fertig werden.«
» Wir müssen das.«
»Ich habe schon immer nach der Devise Make love, not war gelebt.« Der Pädophile warf Joe einen anzüglichen Blick zu und leckte sich über seine wulstigen Lippen. Joe löste die letzten Lederschnallen und packte Trent an der Kehle, um ihn aus dem Bett zu zerren.
»Provozier mich nicht, Dickerchen. Und jetzt beeil dich und zieh dir was an.«
»Ich habe doch gesagt, wir brauchen uns nicht zu beeilen. Schau auf die Uhr. Uns bleibt noch eine Stunde bis zur Mittagspause. Du kannst es dir also genauso gut bequem machen.«
Kapitel 39
Die Nacht kroch in den Chevy Cavalier herein, den er als Zivilfahrzeug benutzte, und legte sich schützend um Detective Montgomery. Seine Augen stachen wie Laser aus den Schatten und aufmerksam beobachtete er Professor Lockes Behausung. Irgendetwas ging dort vor.
Der Professor hatte einen ausgesprochen gehetzten Eindruck gemacht, als Montgomery und sein Partner vor einigen Stunden mit ihm gesprochen hatten. Er hatte verängstigt und schuldbewusst gewirkt und sie definitiv angelogen. Bei fast jeder Frage, die sie ihm stellten, war Lockes Blick nach links oben gewandert. Ein klassisches Indiz dafür, dass er auf der Suche nach einer Ausflucht, einer Lüge, auf das Kreativzentrum seines Gehirns zugegriffen hatte.
Montgomery war ihm über den Campus gefolgt, als er zu seinem Freund und Mitverdächtigen Professor Martin Douglas geeilt war. Von einer Bank vor dem Fenster des Büros aus wurde er Zeuge, wie die beiden Männer miteinander stritten. Dann war es offenbar zu einer Versöhnung gekommen und sie hatten sich wie bei einem geheimen Pakt verschwörerisch die Hände geschüttelt.
Eine knappe Stunde später gingen die beiden Dozenten über den Campus zum Medizintrakt. Sie schienen sich mit dem Leiter der psychiatrischen Abteilung bestens zu amüsieren und klopften ihm lachend auf den Rücken. Als sie gingen, hatten sie etwas dabei, was nach einem ärztlichen Rezept aussah. Danach fuhren sie zu einer Apotheke in der Nähe und anschließend zu Lockes Haus in Protrero Hill. Nun konnte er ihre Silhouetten hinter den zugezogenen Vorhängen erspähen. Sie füllten eine Reisetasche mit Utensilien, als wollten sie auf einen Jagdausflug gehen. Montgomery war sich ziemlich sicher, dass sie genau das planten – nur dass sie kein Rotwild jagen wollten, sondern ein Raubtier namens Joseph Miles.
Einige Stunden nach der Unterredung mit den Beamten schlichen sich die Professoren Locke und Douglas nach draußen zu ihrem bereitstehenden Wagen. Sie hatten zwei Koffer und eine Reisetasche mit Handschellen, Klebeband, Chloroform, einer 45er
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