Schaerfer als Wasabi
zusammennehmen, um nicht ausfallend zu werden. Seine Mutter trat einen Schritt zurück und setzte eine beleidigte Miene auf.
„Du kommst her und bist schlecht gelaunt, Nick. Was soll das? Wir hatten gerade so einen schönen Abend.“
Nick war dran, die Beherrschung zu verlieren.
„Entschuldigt, wenn ich euch gestört habe. Bevor ich angekommen bin, hatte ich übrigens gute Laune!“
Nun mischte sich Stefan ein. „Gute Laune? Du? Das wäre ja mal ganz was Neues“, grunzte er sarkastisch.
„Mit dir habe ich nicht geredet, Arschloch!“ Nick streckte den Arm aus und zeigte Stefan den Mittelfinger. In seinem unbändigen Zorn ließ er sich zu dieser primitiven Geste hinreißen.
„So redest du nicht mit Stefan, Nick!“ Seine Mutter griff nach seinem Handgelenk und sah ihn böse an. „Lass ihn in Ruhe!“
Nick verstand die Welt nicht mehr. Auch wenn die Zeit, die er bei seiner Mutter verbrachte nicht so war, wie es sich ein Sohn vielleicht wünschte, hatte er sich das Wochenende trotzdem anders vorgestellt.
„Jetzt beruhigen wir uns erst mal und setzen uns“, schlug Stefan beschwichtigend vor. Er nahm Nicks Mutter an der Hand und zog sie mit sich hinunter auf das Sofa. Nick bevorzugte es, stehen zu bleiben.
„Was ist mit meinem Zimmer passiert?“, fragte er herausfordernd. „Wo soll ich denn schlafen?“
Seine Mutter senkte den Blick und schwieg einen Moment. Dann musterte sie Stefan kurz, bevor sie Nick wieder ansah.
„Schau Nick. Du bist nur am Wochenende hier, das Zimmer steht also die ganze Woche über leer.“ Wieder sah sie Stefan kurz an, als brauchte sie seine Ermutigung. „Stefan und ich haben beschlossen, dass wir uns ein Arbeitszimmer einrichten. Ich kann von zu Hause aus Sachen machen, die ich in der Agentur nicht mehr geschafft habe, und Stefan kann Bewerbungen schreiben und so.“ Sie lächelte unsicher, Stefan tätschelte ihre Hand, als wollte er ihr so mitteilen, dass sie das gut gemacht hatte. „Wenn du über Nacht bleiben willst, kannst du ja immer noch auf dem Sofa schlafen.“
„Wenn ich über Nacht bleiben will?“, wiederholte er ungläubig. Nick verstand immer weniger, wie sie sich als erfolgreiche Illustratorin einer Werbeagentur mit so einem Loser einlassen konnte. Die Schadenfreude stand Stefan ins Gesicht geschrieben, als er Nick mit zusammengekniffenen Lidern musterte.
Jetzt musste sich Nick doch setzen. Er ließ sich in den Sessel fallen, fuhr sich durch das Haar und atmete geräuschvoll aus.
„Das ist doch nicht euer Ernst, oder?“ In Nicks Ohren rauschte es, Übelkeit stieg seine Kehle empor.
„Ach jetzt sei doch nicht so theatralisch!“ Stefan verdrehte die Augen. „Es wird Zeit, dass du mal erwachsen wirst und nicht mehr an Mamis Rockzipfel hängst, Nick!“
Das war der Moment, in dem Nick durchdrehte. Mit einem Satz war er bei Stefan und packte ihn am Kragen. Seine Mutter stieß einen spitzen Schrei aus, während Stefan keuchend nach Nicks Handgelenken griff.
„Stattdessen hängst du jetzt an ihrem Rockzipfel, du asoziales Arschloch, oder? Du lässt dich von ihr aushalten, wohnst hier umsonst und tust keinen Strich dafür!“
„Lass mich los!“
„Halts Maul! Du bist kaum älter als ich und hast mir überhaupt nichts vorzuschreiben!“ Nick zitterte vor Wut, als seine Mutter aufsprang und versuchte, ihn von Stefan wegzuziehen.
„Lass ihn sofort los, Nick, oder ...“
Nicks Kopf schnellte herum.
„Oder was?“
Sie zögerte kurz. „Oder du kannst gleich wieder gehen. Stefan ist mein Freund, und wir wohnen gemeinsam hier. Du hast kein Recht, ihn hier anzugreifen. Du solltest wirklich anfangen, dein eigenes Leben zu leben.“ Ihre Unterlippe bebte, sie schlang die Arme um sich selbst. Nick wurde schwindelig, seine Beine fühlten sich an, als würde er auf Watte stehen. Er ließ Stefan los und richtete sich auf.
„Was … willst du damit sagen?“, fragte er mit zitternder Stimme. „Heißt das, ich soll nicht wiederkommen?“
Ihr Schweigen war ihm Antwort genug.
„Dies war auch mal mein Zuhause“, fuhr er leise fort, erschrocken darüber, wie heiser seine Stimme klang. „Was ist es, Mama? Er ist fünfzehn Jahre jünger als du! Bumst er so gut?“
Noch bevor Nick ahnte, dass er zu weit gegangen war, spürte er einen brennenden Schmerz auf seiner Wange, sein Kopf flog zur Seite.
„Wie kannst du nur?“, kreischte sie. „Warum bist du so ein verdammter Egoist und gönnst mir kein bisschen Glück? Reicht es dir nicht, dass dein Vater
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