Schaerfer als Wasabi
Weile den Vorschlag machte, nach Hause zu gehen. Vanessa hakte sich kichernd bei Katsuro unter und schien nur noch Augen für ihn zu haben.
In der folgenden Nacht träumte Nick das erste Mal etwas anderes …
Er befand sich mit Vanessa im Rumors, einer Diskothek, die sie manchmal am Wochenende besuchten. Sie tanzten gerade zusammen, als plötzlich ein paar Cheerleader eine mannshohe Schoko-Sahne-Torte auf Rädern auf die Tanzfläche schoben. Nick legte den Arm um Vanessas Schultern, sie lächelte und küsste ihn auf die Wange. Gespannt verfolgten sie das Geschehen auf der Bühne, als sich plötzlich der Deckel der Torte hob und Bruce Lee in voller Karate-Montur daraus hervorsprang. Die Leute klatschten Beifall, die Mädels begannen zu kreischen, als Bruce Schattenkämpfe vollführte. Als er Nicks Blick auffing, fixierte er ihn eindringlich und plötzlich begann sich sein Gesicht zu verändern. Nick schluckte hart, als er erkannte, wer da nun auf der Bühne stand. Vanessa seufzte entzückt und zog sich aus Nicks Umarmung zurück. Katsuro sah sehr attraktiv aus in seinem schneeweißen Karateanzug. Langsam kam er auf Nick zu und streckte die Hand aus. Nicks Herz raste, seine Handflächen wurden feucht. Katsuro und Nick trennten nur noch einige Zentimeter, doch im letzten Moment riss der Blickkontakt ab und Karate Tiger wandte sich Vanessa zu.
„Komm ...“, flüsterte er mit einem verführerischen Lächeln, das seine strahlend weißen Zähne offenbarte. Vanessa zögerte keinen Moment, legte ihre Hand in seine und ließ sich von ihm entführen. Nick stand da wie ein Idiot, während Katsuro Vanessa in seine Arme hob, als wäre sie leicht wie eine Feder. Er ging mit ihr zur Torte, wo er sie behutsam auf dem Boden abstellte. Sie sah zu ihm auf, er berührte ihr Gesicht und neigte sich hinunter, um ihren Hals küssen. Während Vanessa ihre Arme um seinen Nacken schlang, blickte Katsuro Nick direkt an. In seinen schwarzen Augen lag ein schadenfroher Ausdruck.
Nick ballte die Fäuste und biss die Zähne fest aufeinander. Die Menge johlte, klatschte und stieß ihn beiseite, um einen Blick auf die Torte werfen zu können, in der Katsuro und Vanessa im nächsten Augenblick verschwanden.
Was für ein Albtraum! Das war ja noch schlimmer als seine bisherigen nächtlichen Visionen.
Fünf
Am Samstag saß Nick im Zug nach Augsburg und überlegte, warum er sich das überhaupt noch antat. Manchmal glaubte er, die Ablehnung seiner Mutter regelrecht spüren zu können. Sobald er die Wohnung betrat, fühlte er sich wie ein Eindringling. Als würde er nicht hierher gehören. Aber Katsuro fuhr am Wochenende auch zu seiner Familie, und Nick wollte nicht, dass sie den Verdacht schöpften, er wäre zuhause nicht willkommen. Die bittere Wahrheit ging niemanden etwas an. Warum musste sich seine Mutter von allen Arschlöchern auf dieser Welt ausgerechnet Stefan aussuchen? Sie hatte ihn in einem Club kennengelernt, er war fünfzehn Jahre jünger als sie und nur fünf Jahre älter als Nick! Hatte Nick schon vorher nicht den größten Platz im Leben seiner Mutter eingenommen, so war es jetzt noch schlimmer, seit dieser Trottel bei ihr wohnte. Schon nach drei Wochen Beziehung war er bei ihr eingezogen und schmarotzte sich seitdem durch. Stefan war arbeitslos und stinkfaul. Wie ein Parasit hatte er sich in ihrer Wohnung eingenistet, überall lag sein Zeug herum.
Die Begrüßung war schon seit einer ganzen Weile kühl und reserviert, mittlerweile umarmte ihn seine Mutter nicht einmal mehr. Nicks Brust zog sich zusammen, es tat weh mit anzusehen, wie sie sich immer mehr von ihm entfernte. Als er die Wohnung betrat, war niemand zu Hause. Auf dem Küchentisch lag ein Zettel:
Hallo Nick! Sind Essen gegangen. Im Kühlschrank sind Schnitzel von gestern. Bis später!
„Schnitzel von gestern?“, stieß Nick ungläubig hervor, seine wütende Stimme hallte an den Wänden der Küche wider. „Bin ich ein Hund oder was?“ Er ließ sich auf dem Stuhl nieder und sah sich in der leeren Küche um. Was machte er hier eigentlich? Nick beschloss in sein Zimmer zu gehen und dort zu warten, bis seine Mutter und Stefan zurück waren. Als er die Tür öffnete, blieb er jedoch wie angewurzelt stehen. Seine persönlichen Sachen waren alle in Kartons verpackt, sein Bett verschwunden, stattdessen stand dort ein Schreibtisch.
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Obwohl seine Mutter angeboten hatte, ihn in München abzuholen, hatte Katsuro sich entschieden, mit dem Zug nach Hause zu fahren.
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