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Schaerfer als Wasabi

Schaerfer als Wasabi

Titel: Schaerfer als Wasabi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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stammte. Im Bad hatte er einen genaueren Blick auf Katsuros Sachen geworfen und dabei sein Duschgel entdeckt. Grüner Tee und Lemon … Sogar sein Haar roch danach. Der Duft vernebelte Nick einen Moment die Sinne und es verschlug ihm die Sprache.
    „Hört sofort auf damit, verdammt noch mal!“
    Nick nahm Vanessa zuerst gar nicht richtig wahr und auch Katsuro war viel zu sehr in ihren Streit involviert. Noch immer hielten sie sich gegenseitig fest, keiner von ihnen wollte nachgeben. Erst als Vanessa Nicks Namen rief und er den hysterischen Unterton in ihrer Stimme bemerkte, horchte er auf. Da stimmte etwas nicht. Nick ließ Katsuros Hemd los und sah zu Vanessa hinüber. Tränen liefen ihre Wangen hinunter, ihre Lippen bebten. „Ihr beide seid so bescheuert!“
    In dem Moment stürmte Robert ins Wohnzimmer. Sein rotes Haar fiel ihm offen bis über die Schultern, er trug nur Boxershorts und ein Shirt.
    „Was ist denn hier los?“
    Vanessa griff Hilfe suchend nach seinem Arm.
    „Mike wütet unten im Treppenhaus, er hat einen totalen Ausraster“, stieß sie atemlos hervor. „Aber die beiden …“, sie deutete mit einem verächtlichen Kopfnicken auf Katsuro und Nick, „sind wieder einmal zu sehr miteinander beschäftigt, um irgendetwas zu checken!“ Sie warf die Arme in die Luft. „Könnt ihr euch auch mal um etwas anderes kümmern, als um eure beschissenen Streitereien? Nick, dein bester Freund ist unten im Flur, und er ist so zugedröhnt, dass er mich nicht mehr erkennt!“ Bei den letzten Worten war ihre Stimme immer lauter und schriller geworden.
    Katsuro und Nick sahen sich an und schienen plötzlich dasselbe zu denken. Ihr Streit und ihr Hass traten für einen Moment in den Hintergrund. Ohne dass es weiterer Worte bedurfte, wichen sie voneinander zurück, stürmen zusammen zur Tür hinaus und die Stufen hinunter. Vanessa und Robert folgten ihnen. Unten drosch Mike auf sämtliche Briefkästen ein, einige waren bereits verbeult. Sein Gesicht war zu einer von Hass erfüllten Maske verzerrt, die Knöchel der rechten Hand bluteten und seine Lippen waren aufgeplatzt. Er musste sich wieder geprügelt haben, sein Hemd hing in Fetzen von seinem Oberkörper, der schwarze Anorak lag auf dem Boden.
    „Scheiße, Mike! Hör auf damit!“ Nick war als Erster bei ihm und wollte ihn von den Briefkästen wegziehen. Er hatte jedoch nicht damit gerechnet, welch massive Kraft Mike in seinem Wahn entwickeln würde. Mit ungeheurer Wucht stieß er Nick brüllend fort.
    „Verdammt!“ Nick stolperte rückwärts, sein Sturz wurde jedoch von Katsuro abgefangen, der ihn an den Oberarmen festhielt. Nick war zu überrascht, nickte nur verdattert und murmelte ein verwirrtes: „Danke.“ Wie auf Kommando stürzten sie sich daraufhin zu zweit auf Mike. Er schrie und schlug wild um sich, seine Faust landete in Nicks Gesicht und ließ ihn vor Schmerzen einen Moment Sternchen sehen. Instinktiv leckte er sich über die Lippen, der metallene Geschmack von Blut benetzte seine Zunge. Mit vereinten Kräften gelang es ihnen schließlich, Mike zu überwältigen. Seine Kraft war am Ende. Von Schluchzern geschüttelt sank er in sich zusammen, klammerte sich an Nick und zog ihn dabei mit hinunter auf den Boden. Es schmerzte Nick bis ins Tiefste seines Herzens, seinen noch vor ein paar Wochen so lebenslustigen Kumpel in diesem Zustand erleben zu müssen. Intensiver Alkoholgeruch umgab ihn, er wirkte wie weggetreten.
    „Mike … was machst du denn?“, brachte Nick erstickt hervor, viel zu schockiert, um mehr zu sagen. Er zog ihn in seine Arme und hielt ihn fest. Katsuro kniete sich daneben, Vanessa und Robert blickten mit bleichen Gesichtern auf das Szenario hinunter.
    „Ich krieg’s nicht auf die Reihe, Nick“, schluchzte Mike. „Kann … ich kann’s nicht.“ Er sah auf und blickte Nick flehend an. „Hilf mir ...“
    Nick seufzte schwer und schüttelte den Kopf. „Du musst mit uns reden, Mike, sonst können wir dir nicht helfen. Wir sind alle da, aber du musst mit uns reden!“
    „Ich denke, es ist besser, wenn wir ihn erst einmal nach oben schaffen“, sagte Katsuro sanft. Nick stimmte ihm zu, auch wenn ihm das gehörig gegen den Strich ging. Sie hievten Mike zusammen hoch, nahmen ihn in ihre Mitte und stützten ihn. Vanessa hob Mikes Jacke auf und folgte ihnen. Robert ging vor, blickte immer wieder besorgt über seine Schulter zu ihnen hinunter. Im ersten Stock stand Herr Maier im Türrahmen und rümpfte die Nase. Aus seiner Wohnung

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