Schaerfer als Wasabi
drang ekliger Knoblauchgestank.
„Besoffenes Pack! Das melde ich eurem Vermieter, verlasst euch drauf! So etwas ist unzumutbar für anständige Leute!“
Nick hielt inne und warf ihm einen wütenden Blick zu. Gerade wollte er etwas erwidern, als Vanessa hinter ihm einen verächtlichen Laut ausstieß.
„Wissen Sie, was unzumutbar ist, Herr Maier? Dass Sie sich in diesem Aufzug im Hausflur herumtreiben! Ich werde Ihrem Vermieter melden müssen, dass Sie Ihre hässlichen Unterhosen in der Gegend spazieren tragen und anständige Damen damit erschrecken! Das ist Erregung öffentlichen Ärgernisses, wissen Sie das eigentlich? Ich fühle mich belästigt und das kann ganz schön böse für Sie enden!“
Obwohl Nick nicht danach war, musste er kichern. Er sah zu Katsuro hinüber, der ihn erstaunt musterte. Seine dunklen Augen blitzten auf, ein Lächeln zuckte kurz um seine Mundwinkel. Nick sah rasch weg und beäugte Herrn Maier, der ein paar Mal nach Luft schnappte. Er sah aus wie ein hässlicher, fetter Karpfen. Seine Gesichtsfarbe wechselte von Kalkweiß und dunkelrot, bis hin zu einem ungesunden Blau-violett. Er blickte an sich hinunter, auf seinen behaarten Bierbauch und seine ausgewaschenen Schiesser-Feinrippunterhosen mit Eingriff. Dann trat er zurück und schlug ohne ein weiteres Wort die Tür zu.
„Arschloch!“ Vanessa schien wirklich wütend zu sein, denn solche Kraftausdrücke hörte man selten aus ihrem Mund.
Oben angekommen entschieden sie, Mike gleich in sein Zimmer zu bringen und legten ihn auf seinem Bett ab. Vanessa zog ihm die Schuhe aus, Katsuro und Nick deckten ihn zu. Mike zitterte am ganzen Leib, Tränen liefen unaufhaltsam seine Wangen hinunter. Er wirkte völlig benommen und schien seine Umgebung gar nicht richtig wahrzunehmen.
„Mike?“ Nick setzte sich auf die Bettkante und legte eine Hand auf seine Brust. Er atmete schnell und keuchend, kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn.
„Ich hole einen nassen Lappen“, sagte Robert leise, Vanessa nickte ihm zu.
Nick war zutiefst betroffen. Ein schweres Seufzen entrang sich seiner Kehle.
„Er reagiert gar nicht“, sagte er leise. „Was zum Teufel hat er genommen? Das kann doch nicht nur der Alkohol sein.“ Er sah ratlos zu Vanessa hinüber. Sie öffnete die Lippen, um zu antworten, als Mike leise zu wimmern begann.
„Scheiße ...“, murmelte er und wischte sich mit dem Unterarm fahrig über das Gesicht. Seine Pupillen wanderten rasch hin und her, als wäre ihm schwindelig. Plötzlich begann er zu lachen, ein irres Lachen, das Nick in seiner Intensität Gänsehaut bescherte. Robert kam mit einem Waschlappen, den er Vanessa reichte.
„Das sind auf alle Fälle Drogen – seht euch nur seine Augen an“, sagte sie aufgeregt, während sie den Lappen über Mikes Stirn gleiten ließ. „Er gefällt mir gar nicht, ich rufe den Notarzt.“ Sie wollte sich gerade erheben, als Mike nach ihrem Handgelenk griff.
„Bitte … bitte Vanessa, keinen … Arzt. Bitte nicht“, keuchte er und schüttelte hastig den Kopf.
Sie seufzte. „Mike! Ich muss ...“
„Bitte nicht“, flehte er sie an. „Ich … bin so müde.“ Seine Hand glitt in ihre, er klammerte sich daran fest und schloss die Augen. „Kein Arzt ...“, murmelte er wieder leise, dann wurde sein Atem etwas ruhiger und er schien einzuschlafen. Nick sah, dass Vanessa mit den Tränen kämpfte, hilflos schüttelte sie den Kopf.
Nick überlegte kurz, dann lehnte er sich zu Mikes Nachttisch hinüber und riss entschlossen die Schublade auf. Zuerst fand er nichts, doch dann fielen ihm ein Paar unbenutzte Socken auf. Er nahm sie heraus und löste die Strümpfe voneinander. Als die bunten Pillen herausfielen, klappte ihm der Kiefer herunter, Vanessa stieß einen erstickten Laut aus. Einen Augenblick lang herrschte völlige Stille.
„Ecstasy“, murmelte Vanessa schließlich betroffen. „Und das in Verbindung mit jeder Menge Alkohol. Er soll sich jetzt erstmal ausschlafen, aber morgen wird Klartext geredet“, sagte sie bestimmt. „So kann er nicht bleiben, das Zeug macht ihn kaputt.“ Sie neigte sich über das Bett, strich sanft über Mikes Haar und schüttelte traurig den Kopf. „Das ist sie doch gar nicht wert“, flüsterte sie. Katsuro und Nick tauschten verlegene Blicke. Nick schämte sich für ihre in diesem Moment so banal erscheinenden Streitereien. Sie schlichen sich leise aus dem Zimmer, löschten das Licht und schlossen die Tür.
„Es sollte die ganze Nacht über immer
Weitere Kostenlose Bücher