Schaerfer als Wasabi
fertig geschnitten.“ Er legte eine kleine Strohmatte zwischen sich und Nick auf die Arbeitsplatte, eine zweite reichte er Mitsuko. Die Matte besaß Ähnlichkeit mit einem Tischset, nur war sie viel kleiner. „Mit der Bambusmatte kannst du das Sushi gleich rollen“, erklärte Katsuro, während er ein getrocknetes, grünes Blatt auf die kleine Matte legte. „Das hier ist ein Nori-Blatt, das sind Meeresalgen.“
„Algen?“, wiederholte Nick und verzog die Mundwinkel.
Mitsuko gluckste. „Das schmeckt supi, Nick!“
Katsuro nickte zustimmend. „Auf das Nori-Blatt kommt der gekochte Reis, den haben wir mit Reisessig, Zucker und Salz etwas gewürzt.“ Er befeuchtete kurz seine Hände unter dem Wasserhahn, nahm den Reis mit den Fingern aus der Schale und verteilte ihn etwa einen Zentimeter dick auf dem Nori-Blatt. Anschließend drückte er der Länge nach eine Mulde hinein. „Siehst du? Es ist ganz einfach.“
Katsuro holte ein kleines Messer aus der Schublade und nahm damit etwas von der grünen Paste aus einer kleinen Schale.
„Vorsicht damit, Wasabi ist sehr scharf, deshalb gebe ich nur eine Messerspitze davon auf das Sushi“, erklärte er, während er die Paste sehr sparsam in der Reismulde verteilte. Dann legte er ein Stück Gurke hinein und rollte das Nori-Blatt mit der Füllung mithilfe der Bambusmatte zusammen.
Nick vergaß für einen Moment das Sushi, denn er konnte die Augen nicht von Katsuros Händen lassen. Sie waren sehr gepflegt, zugleich besaßen sie Kraft und Stärke. Wie es sich wohl anfühlte, wenn er jemanden zärtlich streichelte?
Bei diesem Gedanken schoss Nick das Blut in die Wangen und ihm wurde plötzlich unerträglich heiß. Wie um Himmels willen kam er auf solch schwule Gedanken? Er würde sich ekeln, wenn ihn ein Kerl auf diese Weise anfassen würde! Seit dem Überfall im Park auf jeden Fall. Und doch spürte Nick, dass er sich zu Katsuro hingezogen fühlte. Er war ihm mit einem Mal so vertraut. Gegen seinen Willen schoben sich wieder die Bilder der Träume in sein Bewusstsein, in denen Katsuro ihn berührte und küsste. Sein Herz begann wild zu flattern.
„Bist du noch bei uns? Nick?“
Beim Klang seines Namens schrak er auf und sah Katsuro direkt an. Er war so nah … viel zu nah. Nick senkte rasch den Blick und versuchte, ruhig zu bleiben. Er atmete tief durch.
„Ja … ja entschuldige.“
„Du sahst eben aus, als hättest du einen Geist gesehen“, gluckste Katsuro amüsiert.
„Wuaaahhh … einen Sushi-Geist!“ Mitsuko hob die Hände wie Klauen und rollte mit den Augen. An ihren Fingern klebte gekochter Reis. Sie lachten zusammen, doch in Nick herrschte große Verwirrung, und er war schockiert über sich selbst. Nur mit größter Mühe fing er sich wieder und ermahnte sich zu mehr Konzentration. Das dritte Sushi konnte Nick bereits ohne Hilfe zubereiten. Das war vermutlich auch besser so, denn jedes Mal, wenn Katsuros Hände die seinen berührten, überfielen ihn ungewollt sehr unanständige Gedanken. Noch nie hatte Nick in einer Küche so geschwitzt.
Dreizehn
Obwohl Nick nun schon ein bisschen geübter im Umgang mit den Essstäbchen war, wurde er immer noch nervös und hatte Angst, dass er sich blamieren würde. Herr Nakazato war heute früher nach Hause gekommen und wartete drüben im Wohnzimmer auf das Essen. Dass er da war, machte die Sache nicht
gerade einfacher für Nick, noch immer fühlte er sich etwas unwohl in seiner Gegenwart.
Das Sushi kam sehr gut an. Sogar Katsuros Vater schmeckte es ganz offensichtlich, denn er tat sich gerade das zwölfte Stück auf seinen Teller.
Nick fand nicht, dass es wirklich einen Eigengeschmack besaß, nur mit der Sojasoße war es genießbar. Und dann entdeckte er die grüne Paste, die Katsuro in die Sushiröllchen gestrichen hatte. Wasabi.
„So scharf kann das doch gar nicht sein, oder?“ Er war mächtig stolz, diesen grünen Klumpen in einem Stück zwischen seine Stäbchen bekommen zu haben und stopfte ihn rasch in den Mund, bevor er ihm wieder entwischte. Als er jedoch in die Gesichter der Nakazatos blickte, wusste Nick, dass er irgendetwas falsch gemacht hatte. Ihm blieb keine Zeit darüber nachzudenken, denn in seiner Kehle und in seiner Nase breitete sich ein Feuer aus, das ihm glatt heftige Schweißausbrüche bescherte. Es fühlte sich an, als würde ihm gleich das Gehirn wegfliegen. Tränen traten ihm in die Augen, panisch griff er nach seinem Glas Wasser und leerte es in einem Zug. Das Brennen wurde nicht
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