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Schaerfer als Wasabi

Schaerfer als Wasabi

Titel: Schaerfer als Wasabi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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Herzen sagte Katsuro, dass Nick nicht so war, wie er sich ihm gegenüber benahm. Lag es wirklich nur an ihrer ersten unglücklichen Begegnung oder hatte es inzwischen einen ganz anderen Grund? Er zuckte innerlich zusammen und schluckte hart. Was, wenn Nick bemerkt hatte, dass er schwul war? Er überlegte fieberhaft und ging in Gedanken die vergangene Stunde durch. Vielleicht war ein Blick zu intensiv gewesen, oder eine Geste zu verräterisch? Nein, das war Unsinn … und doch wurde er nervös. Katsuro schalt sich selbst einen Idioten und konzentrierte sich wieder auf die Unterhaltungen am Tisch.

    Katsuros Familie wusste von seiner Homosexualität und mittlerweile war es auch kein Thema mehr, das groß diskutiert wurde. Bei seiner Mutter hatte er von Anfang an gewusst, dass sie kein Problem damit haben würde und so war es auch. Das Einzige, worum sie sich damals Sorgen gemacht hatte, war, wie sein direktes Umfeld reagieren würde und dass Katsuro in falsche Kreise geraten könnte. Doch diese Angst war unbegründet. Er selbst wusste seit seinem fünfzehnten Lebensjahr, dass er ausschließlich auf Jungs stand. Natürlich war er auch mit Mädchen ausgegangen, aber außer Küssen und ein bisschen kuscheln war nie etwas passiert. Damals war ihm schnell klar geworden, dass von seiner Seite aus kein sexuelles Interesse am weiblichen Geschlecht bestand. Die Mädchen waren ihm nachgelaufen, doch die Kerle waren stets reizvoller gewesen.
    Seine Mutter und Mitsuko gingen mittlerweile ganz normal damit um, während sein Vater es nur stumm akzeptierte. Nach Katsuros Coming Out hatte er eine ganze Woche kein Wort mit Katsuro gesprochen, danach war er zum normalen Tagesablauf übergegangen. Seitdem hatte sich in ihrer Beziehung etwas verändert. Was sein Vater wirklich dachte und fühlte, wusste Katsuro nie. Nicht nur über seine Homosexualität, sondern allgemein. Einzig und allein, wenn sie zusammen im Dojo waren und trainierten, fühlte Katsuro sich ihm so verbunden, wie es zwischen Vater und Sohn sein sollte.

    „Katsuro?“ Vanessa riss ihn aus seinen trüben Gedankengängen. „Du bist wohl fertig heute? Du siehst müde aus.“
    Er nickte. „Entschuldigt, ich war mit den Gedanken gerade woanders.“
    Sie lächelte verständnisvoll. „Ist doch klar. Es war ein anstrengender Tag für dich, alles ist neu und morgen ist dein erster Tag an der Uni.“ Sie blickte von Katsuro zu Nick. „Aber du bist ja Gott sei Dank nicht allein. Nick kann dir morgen alles zeigen, nicht wahr, Nick?“
    Nick starrte stur auf seinen Teller, während er antwortete.
    „Ich hab aber nicht so viel Zeit. Morgen hab ich ein straffes Programm, das ich unbedingt durchziehen muss.“ Er spießte eine Essiggurke auf seine Gabel und steckte sie in den Mund, ohne aufzusehen.
    „Du wirst ja wohl ein paar Minuten haben, unserem neuen Mitbewohner zu zeigen, wo er hin muss. Dann fahrt ihr eben etwas früher los!“ Sie erhob sich so abrupt, dass alle am Tisch zusammenzuckten, und begann, abzuräumen. Allein an der Art, wie sie das tat, erkannte man, dass sie wütend war. Beinahe hätte sie dem armen Robert den Brotkorb gegen die Schläfen gedonnert. Nun schwieg sie demonstrativ, negative Schwingungen hingen in der Luft.
    Dafür erhob Mike das Wort. „Also wirklich! Katsuro ist neu hier und kennt sich nicht aus. Das sollte doch wohl selbstverständlich sein, dass du ihm hilfst, oder?“
    Nick stand auf und stieß einen genervten Laut aus.
    „Ist ja schon gut, Mann! Ich hab nicht gesagt, dass ich ihm nicht helfe. Nur, dass ich im Stress bin.“ Er blickte zu Vanessa hinüber, die mit verschränkten Armen an der Arbeitsplatte lehnte und ihn verärgert ansah. Nach kurzem Zögern ging er zu ihr hinüber und küsste sie versöhnlich auf die Wange. „Könntest du uns dann morgen früh mitnehmen, Süße?“ Nick setzte ganz offensichtlich seinen Charme ein und zeigte ihr dabei seine strahlend weißen Zähne. Katsuro wusste in diesem Moment nicht, ob er ihn hassen, oder sich auf der Stelle verlieben sollte. Gegen seinen Willen platzte eine Seifenblase in seinem Herzen und befreite Tausende von Schmetterlingen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Warum ausgerechnet dieser blöde, arrogante Kerl?
    „Katsuro nehme ich auf jeden Fall mit, bei dir überlege ich es mir noch!“ Vanessa hob beleidigt das Kinn. „Du bist eine Zicke, Nick, weißt du das?“
    Nick rollte mit den Augen. „Du meine Güte, ihr macht hier aus einer Mücke einen Elefanten! Ich hatte einen

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