Schafkopf

zum Zeitpunkt der Presseinformation vom Montagnachmittag den bekannten Fakten. Behütuns griff zur BILD -Zeitung vom Dienstag. Dieses Blatt hatte den Fall als Aufmacher-Meldung auf der Titelseite inszeniert, mit Bild: »Horror-Mord im Killer-Keller! Leiche bestialisch zerfetzt! Auch Kellerwirt tot.« Subhead: »Club-Trikot im offenen Bauch!« Der kurze Text dazu lautete: »Von einer grausigen Explosion zerrissen lag der Tote da. Die Gedärme hingen heraus, und die Leiche guckte ihn an, als Kellerwirt Johann Dinder gestern seinen Bierkeller öffnete, um nach dem Rechten zu sehen. Blut, Blut und überall Blut! Bestialischer Höhepunkt der Tat: Durch die offenen Gedärme des Toten hatten die Täter ein Club-Trikot gezogen. Fankrieg? Rache im Milieu? Unterwelt? Die Polizei sucht noch nach Gründen.«
    Text zum Bild des Wirtes: »Johann D., der Kellerwirt: ›Ich hab erst mal gekotzt. Sowas Grausames habe ich noch nie gesehen.‹ Danach blieb Dinders Herz stehen. Tot. Die Aufregung.«
    Text zum Bild der Leiche: »Das bisher einzige Bild vom Blutmord. Wie kam das Trikot unter die zerfetzte Leber?«
    Und wie kam das Bild an die Presse?, fragte sich Behütuns. Und wie die Information von dem Club-Trikot? Diese Zeitung war einfach nur zum Kotzen. Er nahm sich die Ausgaben vom Vortag vor. So viel Zeit hatte er noch.
    Meldung in den Nürnberger Nachrichten, Mittwoch, mit zwei Bildern. Überschrift: »Opfer noch nicht identifiziert.« Überzeile: »Polizei tappt im Dunkeln.« Subhead: »Im Mordfall viele Fragen offen.« Texteinstieg: »Noch keinen Schritt weitergekommen ist die Polizei bei ihren Ermittlungen. Sonderkommission ermittelt in alle Richtungen.« Text: »Wie die Polizei berichtet, ist man bei den Untersuchungen rund um den mysteriösen Leichenfund vom Montag dieser Woche (wir berichteten) noch nicht weitergekommen. Man suche noch nach einer ersten Spur. Im Felsenkeller Kalchreuth war eine verstümmelte Leiche gefunden worden. Als Todeszeitpunkt vermutet der Pathologe bislang noch unter Vorbehalt ›zwischen 22 und 23 Uhr‹. Bisher konnte keiner der Anwohner – der nächste wohnt, ohne Sichtkontakt zum Ort des Geschehens, allerdings über einen Kilometer Luftlinie entfernt – Hinweise geben. Niemand scheint etwas beobachtet zu haben. Dennoch der Aufruf der Polizei: Wer hat am Sonntagabend im Großraum Neunhof, Kalchreuth, Heroldsberg, Eckental, Gräfenberg oder der weiteren Umgebung Verdächtiges wahrgenommen, zum Beispiel eine Detonation gehört? Wer war am Sonntagabend auf dem Keller und kann der Polizei Informationen geben? Sachdienliche Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.
    Wie der Polizeisprecher betont, ist noch immer nicht eindeutig geklärt, ob es sich tatsächlich um einen Mord handelt. Allerdings spreche nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen die Sprache der Spuren im Keller sehr deutlich für eine kriminelle, beinahe professionelle Tat. ›Das war saubere Arbeit‹, so der ermittelnde Kommissar und Chef der Sonderkommission, Friedo Behütuns. Ersten Erkenntnissen zufolge könnten die schweren Verletzungen des Opfers durch die Einwirkung eines Sprengsatzes, etwa einer Handgranate oder einer Mine, hervorgerufen worden sein. Um welchen Typ und Hersteller es sich dabei handelt, muss noch untersucht werden – bei weit über 200 unterschiedlichen Typen weltweit allein an Landminen keine leichte Aufgabe. Deshalb rechnet die Polizei auch mit langwierigeren Untersuchungen.
    Unklar ist bislang auch die Bedeutung des Trikots, das bei dem Toten gefunden wurde. Es ist eines der bei Fans sehr beliebten Trikots des 1. FC Nürnberg mit der Rückennummer 19 und dem Namen des im vergangenen Jahr von der SpVgg Greuther Fürth zum Club gewechselten Mittelfeldspielers Aaron Suess. Trikots wie dieses gibt es im Fan-Shop des FCN zu kaufen. Auf der Brust befindet sich der Namenszug des aktuellen Hauptsponsors des Vereins. Auch hier die Frage der Polizei: Wer kennt jemanden mit diesem Trikot? Wem ist es womöglich abhandengekommen?
    Bei der Leiche wurden keinerlei persönliche Dinge gefunden. Der Mann trug hochwertige Markenkleidung, jedoch keine Maßanfertigungen.
    Die Sonderkommission der Polizei, bislang vier Personen, soll nach Auskunft von Behütuns noch heute um weitere Spezialisten erweitert werden.«
    Text zu Bild eins: »Ein Trikot dieser Art, Größe XL, wurde bei dem Toten gefunden. Wer vermisst eines?« Text zu Bild zwei: »Die Polizei fragt: Wer kennt diesen Mann? Dunkle Haare, Alter ca. 45, keine