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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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und machten ihre Geschäfte. Ging es um etwas, von dem sie profitieren konnten, durfte man auf jede nur erdenkliche Weise kooperieren. Savitas sponserte sogar den überregionalen Ball der Polizei, und das nicht zu knapp. Eckten sie aber einmal irgendwo an oder gerieten sie, und sei es durch Zufall oder auch ungerechtfertigt, in einen Verdacht, fuhren sie die Zugbrücken hoch und die Geschütze aus. Lebt ihr in eurer Welt, lasst uns in unserer und tun und lassen, was wir für richtig halten, dann kommen wir gut miteinander aus, und ihr habt auch etwas von uns, das schien die Botschaft zu sein. Behütuns kannte das schon.
    Bei den Rechten, also was die Nachforschungen um den Ingolstädter Neonazi und verurteilten Minenhändler Anton Malter und den Schlossherren Hofinger anging, war man nicht einen Schritt weiter gekommen. Sie wurden als nicht auffindbar gemeldet und waren erst mal verschwunden. Das war's. Der Nachrichtendienst schien auch nicht mit besonders großem Engagement nach ihnen zu suchen – diesen Eindruck äußerte Jaczek, der sich darum gekümmert hatte. Der BND gab keine Erkenntnisse über die rechte Szene preis, das Argument dafür war der Schutz von Informanten. Eigenartig, dass jede Aktion und jeder Aufklärungsversuch, sobald man sich der rechten Szene näherte, immer unter dem Hinweis auf die Sicherheit der Informanten unterbunden und blockiert wurde. Die Informanten waren inzwischen der größte Schutz der Rechten und hatten letztlich schon beim Scheitern des NPD-Verbotes eine ganz zentrale Rolle gespielt. So trug der BND schon lange ganz direkt und entscheidend zum Fortbestand der Rechten und ihrer Aktionen bei. Da konnte man schon einmal auf komische Gedanken kommen. Wessen Interessen wurden denn hier eigentlich verfolgt? Und auf wessen Betreiben? Aber so etwas durfte man nicht einmal halblaut denken. Ja, der Job des Polizisten war manchmal ein beschissener.
    Blieb letztlich nur das Feld der Vermutungen rund um den Fußball, den 1. FC Nürnberg und eventuelle Verbindungen oder Verstrickungen in die Wettszene oder zu irgendwelchen Fanfeindschaften. Das aber war Behütuns alles zu diffus. Und – diese Frage stellte er – was hat es zu bedeuten, dass gerade die BILD -Zeitung, die ja dieselben Informationen hatte wie die anderen Zeitungen auch, einzig und allein auf dieses Umfeld setzte und es in ihren Berichten instrumentalisierte? Dass sie alle anderen Ansatzpunkte, die fraglos vorhanden waren, wiesen sie nun in Richtung Rüstungsindustrie oder in Richtung Atomindustrie, nach außen hin völlig ausließ, ja geradezu totschwieg und nur über den Fußball berichtete? Auch hier kam man an einem diffusen Verdacht kaum vorbei: Die Rüstungs-, genauso wie die Atomindustrie waren doch seit jeher mit der Macht verbandelt. Der Lobbyismus blühte, die Argumente der Politik waren die der Industrie, da gab es keinen Unterschied. Und: War BILD nicht schon seit Jahrzehnten mit der Macht verquickt?
    Man könnte Anhänger von Verschwörungstheorien werden, seufzte Behütuns. Aber das hilft nichts, wir brauchen Fakten. Außerdem sind solche Überlegungen, so nahe sie auch liegen, unterm Strich doch ziemlich haltlos, dachte er sich. Und damit schloss er die Bestandsaufnahme ab.
    Dann kam er zu dem neuerlichen Mord, dem am See. Schilderte seinen Kennmisstand, der erst vorläufig war. Kam auf die Person des Opfers zu sprechen, Franz-Josef Pitsch. Betreiber der Savitas-Kantine, irgendwie verzahnt mit dem 1. FC Nürnberg, also mit dem Fußballgeschäft, durch seine Bratwurststände im Stadiongelände, angebliche Halbweltvergangenheit in Verbindung mit seiner Boxerkarriere. Soll einmal einen Prozess geführt haben gegen Hoeneß und die Bratwurstfabrikanten.
    »Wir sollten uns auf die Gemeinsamkeiten konzentrieren. Alles andere später.«
    »Also Savitas und der Club«, sagte Dick.
    »Mehr sehe ich im Moment nicht. Immerhin, Savitas ist der Sponsor, richtig?«
    »Stimmt. Bei Savitas sprechen wir mit den Anwälten. Beim Club stochern wir im Nebel und haben keine Anhaltspunkte.«
    »Vielleicht bekommen wir ja welche, wenn wir uns um die Bratwurstbuden kümmern. Jaczek?«
    »Ich werd's versuchen.«
    Ab diesem Moment überschlugen sich die Ereignisse.
    Erst steckte Frau Klaus den Kopf zur Tür herein, der Teamassistent. Die Teamassistentin.
    »So sehr es mir leid tut, ich muss die Herrenrunde stören«, und reichte ein Fax herein.
    »Uhlala, bei euch riecht es aber streng. So richtig schön männlich. Hmmm.« Und war schon

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