Schafkopf
etwas deftig ausfällt. Weils doch meistens nicht so ernst gemeint ist und der Spaß im Vordergrund steht. Aufruf zur Gewalt aber ist etwas ganz anderes. Mal sachlich: Die BILD -Zeitung hat Scheiße geschrieben, die Sachlage ist doch völlig anders. Es ist ein Mord – und nichtmal das ist sicher! – passiert, und irgendwer hat sich nen ziemlich schlechten Scherz gemacht, weit jenseits des Erträglichen, warum auch immer, und da ein Trikot mit dazu gelegt. Was das bedeutet, weiß bislang kein Mensch, geschmacklos ist es auf jeden Fall. Lest bitte andere Zeitungen als bloß BILD, überall steht das ganz anders drin. Okay, die Clubfans sind nicht unsere besten Freunde – aber genau deshalb lieben wir sie doch! Verbal Dampf ablassen, sportlich aufm Platz, und ab und zu mal vielleicht ein kleines Foul. Dann gibts die Gelbe Karte und gut is. Tacklings gehören zum Spiel. Tätlichkeiten nicht! Also sportlich bleiben und fair. Was Sache ist, sagt immer noch der Schiri, und das ist in diesem Fall die objektive Sachlage und das, was die Polizei bekannt gibt. Also bitte keine wilden Hetzereien, keine Aufrufe zu Gewalt, keine Unfairness. Sonst müssen wir die Seite sperren, so leid es uns tut. Alles klar, Männer? Hipphipp ….??? Webman und Crissy von den Fans
… Hurrahh! wolfsschluchtdoldi
Und was ist mit der Scheibe vom Olli? Und den 100 Clubfans in Gostenhof? nixangsthase
Gerüchte, da ist nix dran!! Olli, Weiße Rose
Weiße Rose, scheißt sich in die Hose!! UnserClub5000«
Die Ausdrucke verschiedener Einträge privater Fan-Foren des Clubs ersparte sich Behütuns. Er musste jetzt hinüber. Wir werden etwas unternehmen müssen, dass hier nichts aus dem Ruder läuft, war sein Gedanke. Die Zeitungen und die Mappe mit den Screenshots unter dem Arm, wechselte er hinüber in den Teamraum. Alle waren da. Sogar Jaczek. Behütuns verkniff sich eine Bemerkung, er nahm es einfach zur Kenntnis. Jede Bezugnahme auf Jaczeks Pünktlichkeit hätte jetzt nur Gegenteiliges bewirkt. Schön, dass er da war. Und bei dem Gedanken beließ er es.
Ich verlor den Überblick über meine Gedanken.
Siri Husvedt
14. Kapitel
Die Sitzung verlief ergebnis-, aber nicht erkenntnisreich. Die Sonne schien ungebremst in den Raum, die Abdunkelung war defekt, die Tische blendeten. Behütuns schwitzte. Er berichtete vom Treffen mit dem Psychologen. Der auf einen Verrückten tippte, so verkürzte es Behütuns. Hochintelligent, aber irgendwo durchgeknallt. Dass die Zeichen – Trikot, Name, Nummer, Verein, Sponsor et cetera – sich noch nicht deuten ließen und mit weiteren Morden zu rechnen sei. Was ja nun eingetroffen sei.
Er berichtete von den bisherigen Befunden aus der Gerichtsmedizin. Dass das Opfer aller Wahrscheinlichkeit nach bei lebendigem Leib, womöglich sogar bei Bewusstsein gesprengt worden war. Jetzt benutzte er schon selber diesen Jargon. Es ekelte ihn vor sich selbst.
Die Wohnungsdurchsuchung bei Dr. Sauer, dem ersten Opfer, hatte nichts gebracht, an den Rechnern war man noch dran, aber irgendwie drängte sich das Gefühl auf, dass dieser Mann geheimdienstmäßig unterwegs gewesen sein musste. Oder die Wohnung eine Scheinwohnung oder Deckwohnung war, aus welchen Gründen auch immer. Nichts, aber auch gar nichts Verwertbares bisher in den Räumen und unter den Hinterlassenschaften des Dr. Sauer über seine Tätigkeit für Savitas. Nur die Buchungen seiner letzten Reisen. Iran, Russland, Brasilien, Finnland, Frankreich und wieder Brasilien. Anfragen diesbezüglich an Savitas wurden nicht beantwortet. Das Unternehmen mauerte, ließ nichts verlauten und drohte inzwischen ganz unverhohlen durch seine Anwälte. Das würde noch eine harte Nuss werden, wollten sie hier weiter kommen.
Der Nürnberger Rüstungskonzern Diehl als möglicher Produzent der Minen war inzwischen abgehakt, zumindest vorläufig. Man wollte von den Fachleuten erst genauere Angaben über die Mine haben. Wenn es denn eine war – auch das war ja noch nicht eindeutig geklärt.
Auch bei Dynamit Nobel schickte man inzwischen die Anwälte vor. Die Industrie zeigte sich kooperationsbereit wie immer. Das ganze Gebaren der Unternehmen war wieder einmal äußerst ärgerlich und machte sie damit hochverdächtig. Sie gaben einem allen Anlass, nur und ausschließlich schlecht von ihnen zu denken und fütterten den Verdacht mit jeder nur möglichen Verlautbarung. Das war wie eine hermetische Welt jenseits der Gesetze. Solange man sie in Ruhe agieren ließ, verhielten sie sich ruhig
Weitere Kostenlose Bücher