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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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bleiben.«
    »Aha … das kommt aber doch etwas überraschend. Also in Anbetracht unserer beiderseitigen intensiven Geschäftsbeziehungen.« Falcking sprach die drei letzten Worte mit wohldosierter Schärfe aus.
    »Ich verstehe Ihre Enttäuschung. Aber diese Entscheidungen werden natürlich auf Vorstandsebene getroffen.« Falcking konnte förmlich hören, wie sich Wirchow auf seinem Ledersessel wand. »Herr Falcking – Sie können sicher sein, dass wir bei einem unserer nächsten Projekte auf Sie zukommen werden. Das ist doch klar.« Falcking war sich sicher, dass Wirchow einen Scheißdreck tun würde.
    »Das würde uns sehr freuen. Ich muss zugeben, dass ich schon ein wenig irritiert bin. Aber gut. Melden Sie sich.«
    Wirchow versicherte, dass schon bald mit seinem Anruf zu rechnen sei, und man beendete das Telefonat. Falcking starrte das Telefon an. Für einen Augenblick war sein Kopf vollkommen leer. Der erste Gedanke, auf den er dann kam, war, die elektrischen Jalousien herunterzufahren. Er stand auf, drückte auf den Knopf und sah zu, wie die heitere Junilandschaft hinter den Lamellen verschwand. Er hatte den Auftrag nicht bekommen. Er hatte fünfundzwanzigtausend Euro Schmiergeld ausgegeben und keinen Gegenwert erhalten. Er hatte die Firma bestohlen und Geld veruntreut. Er hatte ein Problem.
    Das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte erneut.

[home]
6 . Kapitel
    15 . Juni 2007 , 11  Uhr 00 : Frau Gruber war am Telefon gewesen und hatte Falcking daran erinnert, dass der Termin bei Lukacz anstand. Falcking ging mit unsicheren Schritten über den taubenblauen Teppichboden, der erst vor kurzem in der Vorstandsetage ausgelegt worden war. Es roch nach Kleber. Er zog den Knoten seiner sonst locker gebundenen Krawatte fest und blickte im Gehen auf seine italienischen 800 -Euro-Designer-Schuhe, die einen Tick zu extravagant für einen Dachziegelverkäufer waren. Aber die leistete er sich, die waren sein Markenzeichen.
    Falckings Kopf war heiß. Das Undenkbare war eingetreten, und er hatte keinen Plan B. Es konnte auch keinen Plan B geben, denn die Rechnung über fünfundzwanzigtausend Euro war nicht aus der Welt zu reden. Es gab zwei Optionen: Entweder die Wahrheit sagen und hoffen, dass man auf Milde traf. Oder unverschämt lügen.
    Lukacz saß hinter einem aufgeräumten Schreibtisch. Kein Memo, kein Vertrag, keine Zeitschrift, nicht einmal ein Ablagekorb war zu sehen. Nur ein Telefon und ein hauchdünner Laptop waren darauf. Und eine Rechnung, die durch die Abwesenheit jeglichen anderen Papiers schon von weitem auffiel.
    Nachdem Lukacz Falcking mit der einem guten Verkäufer eigenen Wärme begrüßt hatte, legte sich seine Stirn in Sorgenfalten. Er nahm die Rechnung mit beiden Händen hoch, um sie durch seine Lesebrille zu betrachten.
    »Haben wir hier ein Problem?«, fragte Lukacz und schob die Rechnung Falcking über den Tisch. Falcking betrachtete das Blatt und sein Gesicht signalisierte höchstes Erstaunen.
    »O Gott, wie ist die denn hier gelandet?«
    »Kosberg & Partner haben die geschickt, und Sie haben die Zahlung abgezeichnet. So wurde es mir jedenfalls gesagt.«
    »Das kann sein, dass ich da irgendwas abgezeichnet habe. Ich krieg jeden Tag so viel zum Abzeichnen, da kann man nicht alles lesen. Aber wem sag ich das.«
    »Ja, ich kenne das Problem. Allerdings – wenn ich fünfundzwanzigtausend Euro lese, dann seh ich schon mal hin, bevor ich unterschreibe.«
    »Mein Fehler, ganz klar. Ich könnte jetzt sagen: Kann jedem mal passieren. Aber darf natürlich nicht passieren.« Falcking formte mit seinen Händen eine Geste des Bedauerns.
    »Kann das sein, dass die Buchhaltung Sie extra angerufen hat, ob das in Ordnung geht? Die haben sich nämlich auch gewundert.«
    Falcking massierte sich mit einer Hand die Stirn und versuchte, den Eindruck zu vermitteln, als denke er angestrengt nach. »Sie erwischen mich da gerade auf dem falschen Fuß. Vielleicht hat mich jemand angerufen, und ich hab ja gesagt, weil ich gerade im Stress war. Sie wissen, wie es im Augenblick zugeht.« Er deutete auf die Rechnung. »Ich kann Ihnen das natürlich erklären.«
    »Oh, das hatte ich gehofft. Wissen Sie, ich habe viel darüber nachgedacht, bin aber einfach auf keine Erklärung gekommen.«
    »Es ist ein bisschen verrückt. Ich weiß nicht, ob Sie Kosberg kennen. Der Mann ist ein Chaot. Die Rechnung war eigentlich für meine Kanzlei bestimmt.« Falcking betrieb mit Einverständnis seines Arbeitgebers noch eine Kanzlei, die

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