Schafkopf
sagen. Wallner hatte einen langjährigen Kollegen des Mordes überführt, vielleicht war es auch nur Totschlag. Aber Lutz würde ins Gefängnis gehen.
»Du wolltest deinem Mädel helfen und hast den Falschen erwischt. Es tut mir leid für dich. Das kannst du mir glauben.«
»Sie kriegt ein Kind von mir.«
»Sie ist von dir schwanger?«
»Der Zimbeck hätte mein Kind großgezogen. Oder er hätt’s vorher totgeschlagen. Das ist abartig. Ich hab irgendwas tun müssen. Ich … ich hab doch net ahnen können, dass da noch wer in dem T-Shirt auf’m Riederstein ist. Wie ich oben seh, dass es der Kummeder ist – ich hab echt überlegt, dass ich runterspring. Ich hab’s nur deswegen net gemacht, weil ich sie net alleinlassen wollt.«
Lutz vergrub das Gesicht in den Händen. Wallner legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Drei bis fünf Jahre, dann bist du wieder draußen. Sie wartet auf dich.«
Wallner griff zum Telefon.
»Und wir auch.«
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70 . Kapitel
S ie sahen dem abfahrenden Wagen nach, der Lutz ins Untersuchungsgefängnis brachte. Wallner, Janette, Mike. Auch Tina war eigens gekommen, um Lutz Lebewohl zu sagen. Sie sprachen nicht. Die Nacht war klar. Der Nebel hatte sich verzogen. Das erste Mal seit Tagen waren Sterne am Himmel. Sie hatten drei Morde aufgeklärt. Solche Tage ließ man sonst bei einem gemeinsamen Bier ausklingen. Heute nicht. Sie verabschiedeten sich fast wortlos und gingen ihrer Wege.
Auf dem Parkplatz des Krankenhauses erreichte Wallner – er hatte sein Handy mittlerweile wiederbekommen – ein Anruf von Vera. Sie fragte ihn, wo er sei. Wallner sagte, er stehe vor dem Krankenhaus. Vera sagte, das tue sie auch. Sie war gerade aus dem Klinikum rechts der Isar gekommen.
»Ich freu mich, dass du anrufst«, sagte Wallner.
»Ja?«
»Ja. Ich meine, ich weiß nicht, was du mir sagen willst. Aber ich freu mich, deine Stimme zu hören.«
»Ich hab’s Christian gesagt.«
»Was?«
»Dass es dich gibt.«
»Warum?«
»Ich glaub, ich will dich mehr, als ich dachte.«
Wallner lehnte an einer Laterne. Tau hatte sich auf ihr abgesetzt. Er malte versonnen Striche in die Feuchtigkeit. »Das sind gute Neuigkeiten.«
»Ja?«
»Ja. Es ist nämlich so, dass ich nicht im Entferntesten so cool bin, wie ich gestern am Telefon getan habe. Ich würde sehr, sehr viel in Kauf nehmen, um dich zu haben.«
»Auch einen sterbenden Exfreund?«
»Solange er der Exfreund bleibt.«
»Es wird nicht einfach werden. Machen wir uns nichts vor.«
»Hör zu, Vera: Es ist lange her, dass mich eine Frau so aus dem Gleichgewicht gebracht hat wie du. Und wenn unsere Beziehung mit schwierigen Zeiten anfängt – was soll’s? Die kommen so oder so.«
»Du meinst, wenn wir wissen, worauf wir uns einlassen, dann …«
»Nein! Ich meine, du solltest in deinen Wagen steigen und nach Miesbach kommen. Eine glückliche Fügung will es nämlich, dass mein Großvater mit einem geprellten Ellbogen im Krankenhaus liegt. Wir können heute Nacht so laut sein, wie wir wollen.«
»Okay.« Sie dachte kurz nach. »Dass ich noch kurz nach Hause fahr und ein paar Sachen hole, wär ein bisschen spießig, oder?«
»Vergiss es und komm endlich!«
Als Wallner das Gespräch beendet hatte, war ihm, als breite sich eine große Wärme in seinem Körper aus. Er drückte auf den Knopf, der auf seinem Handy die eingegangenen Gespräche sichtbar machte. Ganz oben stand »Vera«.
Laternen beleuchteten die leeren Parkflächen. Die meisten Fenster der Krankenhausfassade waren hell. Auch im Foyer des Krankenhauses brannte Licht. Jemand ging durch die leere Halle auf die Eingangstür zu. Es war Lucrezia Beisl, wie Wallner jetzt erkannte. Sie kam aus dem Gebäude und ging zum Fahrradständer neben dem Eingang, öffnete das Fahrradschloss, setzte sich eine lila Wollmütze auf und fuhr in die Nacht hinein. Wallner war, als hätte er ein glückliches Lächeln auf ihrem Gesicht gesehen. Und er ging ins Krankenhaus, um nachzusehen, ob auch sein Großvater guter Laune war.
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Danksagung
I ch danke allen, die mich bei der Arbeit an diesem Buch unterstützt haben, namentlich Herrn Leitenden Hauptkommissar Johann Schweiger von der Kripo Miesbach und Herrn Klaus Nikisch für die interessanten Fachinformationen, die sie mir geben konnten. Mein ganz besonderer Dank gilt der Verlagsleitung und allen Mitarbeitern von Droemer Knaur, die an dieses Buch geglaubt haben und deren Begeisterung für meine Geschichten mir eine große Motivation ist.
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