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Schalck-Golodkowski: Der Mann, der die DDR retten wollte (German Edition)

Schalck-Golodkowski: Der Mann, der die DDR retten wollte (German Edition)

Titel: Schalck-Golodkowski: Der Mann, der die DDR retten wollte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schumann , Heinz Wuschech
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Vergangenheit bereits solche Umwege erkundet, nämlich den grauen Interzonenhandel über dritte Länder, den Ausbau ihrer Importe aus anderen westlichen Ländern und verstärkte Lieferungen aus dem Ostblock, vorwiegend aus der Sowjet-Union.«
    Als erfolgreiches Beispiel führte das Nachrichtenmagazin den Kauf von Stahl Anfang 1957 an. Den Industriellen in Düsseldorf, bei denen die DDR damals für 500 Millionen DM Stahlerzeugnisse einkaufen und gleich bar bezahlen wollte, wurde von Bonn das lukrative Geschäft untersagt. Daraufhin beauftragte die DDR »kurzerhand Händler in Frankreich, England, Belgien, Österreich, der Schweiz und Holland, den Ruhrstahl zu kaufen. Mit einem Aufschlag von 20 Prozent lieferten sie das Gewünschte dann an die Zone weiter.«
    Auch wegen Lieferungen aus der Sowjetunion schien den Hamburger Journalisten die Aufkündigung des Abkommens nur begrenzt wirksam, darin wussten sie sich mit Adenauers Wirtschaftsminister Ludwig Erhard einig. Der hatte nämlich in den USA die »freie Welt« zeitgleich dazu aufgefordert, »gegenüber den gesamten Ostmächten ein mehr oder minder totales Embargo« zu verhängen.
    Auf der anderen Seite machte das Hamburger Nachrichtenmagazin auch sichtbar, wer hinter dieser Vertragskündigung tatsächlich steckte. »Die Amerikaner haben darauf gedrungen, Bonn solle dem Walter Ulbricht endlich die Zähne zeigen, weil die amerikanische Öffentlichkeit kein Verständnis dafür habe, dass Bonn mit dem Peiniger Berlins Handel treibe.« (Wie der weitere Gang der Geschichte zeigt, sind die beiden deutschen Staaten tatsächlich nur Schachfiguren im Spiel der beiden Großmächte. Sie diktieren das Verhalten ihrer jeweiligen Verbündeten.)
    Die DDR reagiert auf die Kündigung des Vertrages sehr souverän. »Kommt es zu einem neuen Vertrag, hat Ulbricht reelle Chancen, sich auf dem Weg zu internationaler Anerkennung ein Stück vorzurobben. Erregt beschwor der CSU-Abgeordnete Baron Guttenberg auf den Stufen des Bonner Bundeshauses deshalb den CDU-Fraktionsvorsitzenden Heinrich Krone, hart zu bleiben: ›Sonst sitzen wir in der Patsche und müssen mit Ulbricht verhandeln.‹
    Kommt es aber zu keinem neuen Vertrag, drohen Westberlin vom 1. Januar 1961 an mannigfache Versorgungsprobleme. Die DDR hat bis dahin ein Vierteljahr lang Zeit, sich in Ruhe nach neuen Handelspartnern umzusehen«, hieß es abschließend im
Spiegel
42/1960. (Nur am Rande: Bei dem CSU-Abgeordneten Karl Theodor Maria Georg Achaz Eberhardt Josef Freiherr von und zu Guttenberg handelte es sich um den Großvater des nachmaligen Plagiators und Bundesverteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg. Auch dies ein Beleg für die Kontinuität deutscher Geschichte und der von Klassenlinien.)
    Organisator der erfolgreichen Anstrengungen der DDR, die von der Bundesrepublik verhängten Embargomaßnahmen zu unterlaufen, wird – in der Nachfolge von Alfred Binz – Julius Balkow, ein ehemaliger Sozialdemokrat aus der Widerstandsgruppe um Anton Saefkow, 1944 von den Nazis zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt, »Brandenburger« wie Erich Honecker. Balkow kam 1951 ins Ministerium für Außenhandel und Innerdeutschen Handel. Nach 1956 arbeitete er dort als Stellvertretender, von 1961 bis 1965 als Außenhandelsminister.
    Der gelernte Maschinenschlosser Balkow ist nicht nur als Wirtschafts-und Handelsexperte unterwegs, sondern, wie die
Frankfurter Allgemeine Zeitung
in den 60er Jahren schreibt, auch »als Unterhändler Ulbrichts zwischen Brüssel und Brasilia, Kairo und Helsinki, Moskau und Algier«. Er vertrete die DDR-Interessen »mit Augenmaß und wirtschaftlicher Vernunft«. Dazu gehörten auch Geschäfte, wie sie unter und zwischen kapitalistischen Staaten üblich waren und sind. So kauft Balkow beispielsweise über Strohmänner Schiffsladungen mit billigem US-Getreide, dirigiert sie nach Hamburg und veräußert sie dort gegen Devisengewinn weiter. Oder er verkauft Spirituosen und Zigaretten an schwedische und dänische Unternehmen, die mit Schnellbooten und unter Umgehung des Zolls über die Ostsee gebracht werden. Als das Politbüro davon Wind bekommt, wird der Schmuggel allerdings gestoppt.
    Balkows Verabschiedung als Minister Mitte der 60er Jahre – woran, wie es hieß, die »jungen Technokraten« Günter Mittag (41) und Werner Jarowinsky (40) nicht ganz unbeteiligt seien – fällt zeitlich zusammen mit den ersten Vorschlägen Alexander Schalck-Golodkowskis zur Erwirtschaftung von DDR-Devisen durch den Einsatz von

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