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Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition)

Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition)

Titel: Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meike Nilos
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konzentrieren, lauschte nur mit halbem Ohr den Gesprächen bei Tisch. Mutter lachte über meine Verhuschtheit, aber meine Schwester bedachte mich mit tadelnden und besorgten Blicken und oft erschien die markante kleine Sorgenfalte auf ihrer Stirn, wenn sie mich ansah. Es betrübte mich, der Grund für ihren Kummer zu sein, aber je mehr ich mich bemühte Willoughby aus meinen Gedanken zu vertreiben, desto fester brannte sich das Bild seines Gesichtes in meinen Geist ein.
    Als der Tag des Balls endlich gekommen war, war ich so nervös, dass ich kaum eine Schleife binden konnte. Elinor half mir beim Ankleiden. Als ich mich in dem großen Spiegel betrachtete, stand sie hinter mir, die Hände auf meine Schultern gelegt. Zwei Schwestern wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Die vernünftige, besonnene Elinor, und ich, die ungestüme Romantikerin. Es war, als könne man die Zerrissenheit meines Herzens in meinen Gesichtszügen lesen. Mein Lächeln war sanft und zugleich aufbrausend, meine Blicke unschuldig und voller feuriger Leidenschaft.
    Elinor schüttelte leicht den Kopf. Sie konnte sehen, was ich sah und es beunruhigte sie. “Dieser Ball ist ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis”, sagte sie. “An diesem Abend werden nicht nur Mr Willoughbys Blicke auf dir ruhen.”
    Ich schnellte herum und funkelte sie wütend an. “Was denkst du nur von mir? Sprich nicht mit mir, als wäre ich ein Kind.”
    “Marianne, bitte.” Sie streckte die Hand nach mir aus, doch ich wich trotzig zurück. “Lass nicht dein Herz sprechen, bevor du deinen Verstand befragt hast. Ein unbedachtes Wort, eine vorschnelle Handlung könnte unsere Familie kompromittieren, und du weißt, was das bedeuten würde.”
    “Natürlich weiß ich das”, sagte ich kühl. “Und ich werde mich zu benehmen wissen. Reicht dir mein Wort, oder möchtest du, dass ich es schriftlich bestätige?”
    “Marianne, ich will dir doch nichts Böses, ich sorge mich um dich und um deine Zukunft.” Sie seufzte. “Um unser aller Zukunft”, fügte sie nach einem Moment hinzu. Dann drückte sie meine Hand und ging hinaus.
    Ich betrachtete mich noch einmal im Spiegel, den hoch erhobenen Kopf, den trotzigen Blick. Meine Schwester hatte Recht. Ich war ein Kind. Ein Kind, das etwas haben wollte, ohne an die Konsequenzen zu denken. Selbstsüchtig und rücksichtslos. Aber ich würde niemanden kompromittieren, nur weil ich etwas für Willoughby empfand. Er würde sich mir erklären, es war nichts Schlechtes daran, wenn man sich von seinen Gefühlen leiten ließ. Ich berührte Willoughbys Brief und spürte das Blut in meine Wangen steigen.
    Tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich mir etwas vormachte, aber ich klammerte mich an meine Hoffnungen, wie eine Ertrinkende an ein Stück Treibholz. Ich würde in einem See aus Gefühlen ertrinken, aber das war mir gleich. Ich wollte hinein springen und spüren wie das Wasser über mir zusammenschlug, mich umspülte und in die Tiefe riss.
     

8
    Elinor hakte mich unter, als wir den großen Saal in Oberst Brandons Herrenhaus betraten. Alle Familien mit Rang und Namen waren vertreten. Mutter war aufgeregt wie ein Schulmädchen, grüßte nach links und rechts, und war sichtlich stolz auf ihre schönen Töchter, die an diesem Abend sicher die Aufmerksamkeit der anwesenden, ledigen Gentlemen auf sich ziehen würden.
    Ich knickste bescheiden, wenn ich jemandem vorgestellt wurde, aber ich registrierte kaum wen ich kennenlernte, meine Blicke suchten nach Willoughbys Gestalt in der Menschenmenge, doch er schien nicht anwesend zu sein. Ich war enttäuscht und schmollte. Als Elinor von einem blassen, offensichtlich schüchternen Mann zum Tanz aufgefordert wurde, zog ich mich in ein kleines Zimmer zurück und ließ mich seufzend in einen Sessel fallen.
    Jemand räusperte sich und ich fuhr erschrocken zusammen. Eine Gestalt schälte sich aus dem Schatten und mein Herz begann aufgeregt zu pochen. Willoughby?
    “Verzeihen Sie, es lag nicht in meiner Absicht Sie zu ängstigen”, sagte der Mann und ich registrierte enttäuscht, dass es sich nicht um Willoughby handelte. Er verbeugte sich und legte seine Zigarre in einen Aschenbecher. “Ich hoffe, Sie sind nicht allzu enttäuscht von meinem Anblick”, fuhr er fort und ich senkte beschämt den Kopf. War meine Enttäuschung so offensichtlich in meinem Gesicht zu lesen?
    “Nein, nein”, stammelte ich. “Ich bin nur … ich wollte mich nur einen Augenblick ausruhen.”
    “Mögen Sie

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