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Schandtat

Titel: Schandtat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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schob mich an ihm vorbei und stampfte in die Turnhalle. Der Trainer kam hinterher und rief mir zu, dass ich stehen bleiben solle, doch ich ignorierte ihn und trat durch die Türen des Umkleideraums.
    Tiefe Stimmen und Gelächter hallten von den Betonwänden wider, und der Dunst aus den Duschen roch nach Schweiß und Fußpilz. Ich ging an der gegenüberliegenden Wand entlang und suchte die Gänge mit den Schließfächern ab. Während ich mich den Duschen näherte, hielten die Typen in ihren Bewegungen inne, einige warfen sich Handtücher über, andere nicht. Ein wahres Pfeifkonzert begleitete mich, und mir wurde klar, dass ich vielleicht einen Fehler gemacht hatte.
    Als ich ihn schließlich fand, war mir der größte Teil der Mannschaft gefolgt. Colby stand an dem gekachelten Eingang zu den dampfenden Duschen, hatte ein Handtuch um die Taille geschlungen und mal wieder sein Klugscheißer-Grinsen im Gesicht. Ich atmete tief durch. »Ich hab Anna geschlagen.«

    Er lächelte. »Ja. Ich schätze, das hast du.«
    »Du hättest ihn fast umgebracht, Colby.«
    Er lachte, dann warf er dem Trainer, der gerade den Gang herunterkam, einen kurzen Blick zu. »Ich hab keine Ahnung, wovon du da redest.«
    Lächelnd zog ich einen gefalteten Zettel aus meiner Gesäßtasche - den Listenausdruck von Ms Appleway. Ich sprach laut und deutlich, als ich mit dem Blatt Papier über meinem Kopf herumwedelte. »Du hast es getan, und auf diesem Papier ist jeder Einzelne von euch verzeichnet, der mit dabei war.« Ich schaute mich um und freute mich, so einige extrem unbehagliche Mienen zu sehen.
    Colby riss mir das Papier aus der Hand, zerknüllte es und warf es auf den nassen Boden. »Du kannst mir rein gar nichts, Miststück!«
    Ich nickte. »Keine Bange, ich hab’ne Kopie.« Ich ging davon und drehte mich dann noch mal um. »Na, Colby?«
    Er starrte mich vom anderen Ende des Gangs an.
    »Ich kann dir sehr wohl was«, sagte ich. Dann stolzierte ich hinaus.

VIERUNDZWANZIG
    Er sagte nichts. Kein Wort. Saß nur auf einem Stuhl im spätnachmittäglichen Sonnenlicht auf der Veranda und starrte vor sich hin. Ein Bein wie üblich über das andere geschlagen, das leere Limonadenglas auf dem Tisch neben sich ersetzt durch ein Whiskyglas. Ich ging die Stufen hinauf. »Mom trinkt Wein, wenn’s hart auf hart kommt.«
    »Ich bin nicht deine Mutter.«
    Autsch. Er war sauer. Ich zögerte und fragte mich, ob ich einfach hineingehen sollte, aber dann setzte ich mich neben ihn und starrte wie er einfach in die Gegend. Doch ich bin davon überzeugt, dass wir unterschiedliche Dinge sahen. »Ich werd mich nicht entschuldigen.«
    »Dann lass es bleiben, Poe.«
    »Nun, ich werd’s nicht tun.«
    »Das verlang ich auch gar nicht.«
    »Warum nicht?«
    Er ließ sich Zeit mit einer Antwort, nippte an seinem Drink. »Poe, es gibt einen Unterschied zwischen …« Er wandte mir das Gesicht zu, und die Sonne fiel durch die Zweige des Ahorns auf seine Wange. »Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Kampf für eine Sache, an die man glaubt, und dem Kampf gegen eine Sache, die man einfach nur zerstören will.«
    »Und das heißt?«

    »Das heißt, wenn deine Absicht heute darin bestanden hat, Mr Halvorson und mich zu demütigen, dann ist dir das gelungen.«
    »Ich hab nur die Wahrheit gesagt. Wenn du damit nicht umgehen kannst, ist das dein Problem.«
    »Nein, Poe, es ist eben nicht mein Problem, aber das scheinst du einfach nicht zu verstehen. Du willst das Vorgehen an der Schule verändern, aber, ob es dir gefällt oder nicht, das wird dir nicht gelingen, wenn du die Schule nicht dazu bringst, an dich zu glauben. Und das ist dir heute jedenfalls nicht gelungen.« Er hielt inne. »Du hast mir heute nicht gezeigt, dass du recht hast, Poe. Du hast mir gezeigt, wie sehr du mich und das, woran ich glaube, verachtest.«
    »Also bist du wütend.«
    »Ja, das bin ich. Aber das spielt keine Rolle. Es spielt vielmehr eine Rolle, dass du verstehst, was ich dir gerade erklärt habe. Denn in einem Punkt hast du recht, Poe. Die Benders High braucht ein paar Veränderungen.« Er schwieg einen Moment lang. »Du hast ein gutes Herz, dir liegt sehr an deinem Freund, und du hast genau wie deine Mutter das Verlangen, alles in Ordnung zu bringen. Aber wenn du deiner Verachtung für andere erlaubst, dich zu beherrschen, wirst du auf lange Sicht alles das, was dir etwas bedeutet, verlieren. Dann wirst du allein sein, Poe, und du wirst scheitern.«
    Ich saß nur da und dachte nach. Ich

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