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Schandtat

Titel: Schandtat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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starrte ihn an. »Sagt ihr uns damit nicht im Prinzip, dass es kein Entrinnen gibt? Gott, Dad! Was erwartest du denn?«
    »Poe …«
    »NEIN! Ich hab recht!« Ich wandte mich an die anderen. »Wer von euch hat sich gewehrt?«
    Der zu kurz geratene Junge, der so gern in Mülltonnen gestopft wurde, hob die Hand.
    »Was ist passiert?«
    »Ich wurde wegen Raufens vom Unterricht ausgeschlossen.«
    Ich drehte mich wieder zu Dad um. »Du sagst ihm also einfach, dass er genauso mies ist wie der Wichser, der ihn schikaniert?«
    Er ließ den Blick über die Schüler gleiten, die allesamt mucksmäuschenstill waren. »Es gibt einen Unterschied zwischen der Lösung eines Problems und der Eskalation eines
Problems, und darum gelten zu eurem Schutz gewisse Sicherheitsmaßnahmen, damit es sich eben nicht zuspitzt.«
    Ich stand auf. »Sicherheitsmaßnahmen? So wie in Columbine, oder was?«, fragte ich, wohl wissend, dass ich damit eine Bombe in den Raum geworfen hatte. Columbine wurde lieber als Abweichung von der Norm betrachtet, als etwas, das dort geschehen konnte, aber doch nicht hier.
    »Dieses Ereignis ist nicht Thema unserer Debatte, aber es ist genau das, was wir vermeiden wollen.«
    »Vermeiden?« Knurrend verschränkte ich die Arme vor der Brust. »Ist irgendjemandem schon mal in den Sinn gekommen, was passieren könnte, wenn ihr dem Falschen sagt, dass er sich nicht wehren dürfe? Dass er oder sie womöglich irgendwann ausrastet? Dass Karl, nachdem er brav durch all eure absurden Reifen gesprungen ist, vielleicht eines Tages mit einem geladenen Gewehr zur Schule kommt?«
    Die Falten rund um Dads Augen verrieten, dass er mit seiner Geduld bald am Ende sein würde. »Noch einmal, das ist es, was wir zu vermeiden versuchen.«
    Ich betrachtete die Leute um mich herum. »Wie viele von uns hier hatten schon Fantasien, in denen sie diejenigen einfach umbringen, von denen sie gequält werden?« Einige Sekunden verstrichen, doch dann hoben sich ein paar Hände. Mindestens zehn. Ich sah Halvorson an. »Super gemacht! Warum zünden Sie nicht einfach die Lunte an und bestaunen die Explosion? Denn genau das ist es, was passieren wird.«
    Mr Halvorson stand auf. »Ich denke, dass wir nicht über das Töten reden sollten. Darum geht es bei dieser Veranstaltung
nämlich nicht, und außerdem handelt es sich dabei um gefährliches Terrain.«
    Ich lachte. »Worum zum Teufel geht’s denn dann bei dieser Scheißveranstaltung? Unerlaubtes Auftreten von Lachkrämpfen? Wir sollten nicht einmal hier sein!« Ich zeigte nach draußen. »Sondern die. Colby Morris und jeder Typ, der auf dem Jungsklo war, sollte hier sitzen und sich eine Ration Scheiße von Ihnen auftischen lassen. Aber sie sind nicht hier, oder? Sie machen sich stattdessen bereit für ihr kleines Benefiz-Picknick morgen, richtig?«
    Mr Halvorson seufzte. »Wir sind hier, um über unsere Probleme zu sprechen, und darüber, wie wir sie lösen können, Poe. Es geht hier nicht um Schuldzuweisungen oder Bitterkeit. Und des Weiteren« - er warf meinem Dad einen kurzen Blick zu, dann sah er wieder mich an - »bitte ich Sie, diese Veranstaltung unverzüglich zu verlassen. Wir können hier weder Sie noch Ihre vulgären Kraftausdrücke gebrauchen. Und nun entfernen Sie sich bitte.« Mit diesen Worten hob er den Arm und zeigte zur Tür.
    Ich sah ihm fest in die Augen und atmete einmal tief durch. »Sie wurden gerade Zeuge, wie zehn Leute die Hand gehoben haben, um zu sagen, dass sie schon mal an MORD gedacht haben. Ich kann dazu nur sagen, dass sie vielleicht nicht so empfinden würden, wenn Sie tatsächlich an das glauben würden, was Sie uns da predigen.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich hab mit angesehen, wie ein Junge in Ihrer Schule fast getötet wurde, weil der Typ, der es getan hat, ganz genau weiß, dass Sie nichts gegen ihn unternehmen werden. Wirklich gut gemacht. Sie sind einfach nur Scheiße«, fügte ich hinzu. Dann ging ich.

DREIUNDZWANZIG
    Ich ließ Theo und Anna hinter mir zurück und marschierte schnurstracks nach Hause, mit nur einem einzigen Gedanken im Kopf. Velveeta. Seit Theo mir erzählt hatte, dass Colbys Wagen demoliert worden war, hatte ich kein gutes Gefühl, wenn ich mir vorstellte, in welche Richtung sich die Dinge entwickelten, und diese Veranstaltung hatte mich nur noch wütender gemacht. Ich glaubte nicht daran, dass sich die Lage bessern würde, bevor sie sich verschlechterte - und es würde garantiert übel werden. Richtig übel. Und die Benders Highschool war

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