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Schandtat

Titel: Schandtat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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hm? Besser als alle anderen, was? Nur deswegen?«
    »Poe, das ist nicht fair, und es stimmt auch nicht. Ich habe deinem Vater wehgetan, und bestimmt habe ich ihm furchtbar wehgetan, aber damit bin ich im Reinen, und ich
hoffe, dass es ihm genauso geht. Falls nicht, kann man mich aber nicht dafür verantwortlich machen.« Sie hielt inne. »Was erzählt er dir?«
    »Das jedenfalls nicht.«
    »Poe, bitte. Du musst das verstehen. Es war eine Affäre. Wir waren impulsiv und unreif, und solche Dinge geschehen nun mal.«
    Ich holte tief Luft und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen und zu begreifen, was sie da von sich gab. »Weißt du was, Mom? Ich weiß genau, wie er sich fühlt. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn meine eigene Mutter sich mehr um ihre blöden Patienten kümmert als um mich. Ich hoffe, Südamerika war es wert.« Dann legte ich auf und rief nach Theo, der, wie ich wusste, direkt vor der Tür stand. »Du kannst jetzt reinkommen.«
    Die Tür ging auf, und Theo trat ein, mit Unschuldsmiene, obwohl er alles mitgehört hatte. »Wow. Bist du okay?«
    Ich reichte ihm sein Handy und setzte mich auf den Hocker beim Mikrofon. »Ich schätze, eigentlich wollte ich doch nicht wissen, warum er gegangen ist.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Sie hat ihn betrogen. Und sie hatte keine Lust, sich um mich zu kümmern, als ich klein war.« Ich tippte mit dem Finger gegen das Mikro, dachte nach. »Sie ist zur Uni gegangen und hat Medizin studiert.« Ich schnaubte. »Das war ihr schon immer wichtiger. Ich kann mich besser an meine Kindermädchen erinnern als an sie.«
    »Leute betrügen ständig andere Leute, Poe. Sie ist doch trotzdem deine Mom.«
    »Nein, Theo, du verstehst das nicht. Ich würde noch
nicht einmal damit durchkommen, einen simplen Keks zu klauen, ohne mir eine stundenlange Predigt darüber anhören zu müssen, was für ein schlechter Mensch ich doch bin, aber sie kann einfach irgendeinen Kerl vögeln, während mein Dad zu Hause sitzt und sich um mich kümmert. Das ist total uncool.« Ich schüttelte den Kopf. »Sie würde einem nie irgendetwas durchgehen lassen, verstehst du? Sie erwartet, dass alle um sie herum perfekt sind, und wenn das aber nicht der Fall ist, dreht sie durch. Sie hat echt null Toleranz für die Menschen um sie herum.«
    Theo lachte. »Klingt ganz nach jemandem, den ich kenne.«
    »Danke. Da fühl ich mich doch gleich viel besser.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Du fühlst dich besser, wenn du weißt, dass du genauso bist wie deine Mom?«
    »Das nennt man Sarkasmus, Dummkopf.«
    »Ich weiß, aber ich mein’s ernst.«
    »So was würde ich meinem Dad niemals antun.« Ich sah ihm in die Augen. »Oder dir.«
    Skeptisch runzelte er die Stirn. »Ich hab dich in Aktion gesehen, Poe.«
    »Und was soll das heißen?«
    Er lächelte. »Ähm, wie heute zum Beispiel? Du hast deinen Dad vor versammelter Mannschaft unangespitzt in den Boden gerammt.«
    Ich wandte den Blick ab. »Mein ganzes Leben lang hab ich versucht, nicht so zu sein wie sie.«
    »Dann bist du also nicht wie sie, wenn du deinem Dad die Hölle heiß machst und ihn vor allen Losern der Schule, die immerhin auf ihn bauen, in Verlegenheit bringst?«
    Ich dachte an all die Male, da meine Mom bei einem
Problem ins Schulbüro gestürmt war und einfach alle zusammengestaucht hat. Ich erinnerte mich auch daran, dass ich mir dann immer gewünscht habe, sie nicht zu kennen. Es war peinlich. »So was kann ich von dir jetzt echt nicht gebrauchen, Theo.«
    Er sah weg. »Hör zu, Poe. Du bist aufgebracht. An deiner Stelle wäre ich das auch. Aber weißt du was? Du läufst durch die Gegend und tust so, als wärst du die Einzige, die mit irgendeinem Scheiß fertig werden muss, aber das bist du nicht.« Er brach ab, sah mich forschend an.
    »Du hast kein Recht, dir ein Urteil zu erlauben.«
    Er grinste unerbittlich, wollte einfach kein Mitleid mit mir empfinden. »Ach, komm. Du weißt, dass das politisch korrekter Scheiß ist. Selbstverständlich erlaube ich mir ein Urteil über dich. Und über deine Mom. Und deinen Dad. Über jeden. Das tun wir doch alle.« Frustriert atmete er aus, wohl wissend, dass ich sauer auf ihn war. »Hör zu. Es war falsch von deiner Mom, zu tun, was sie getan hat, und es war falsch von deinem Dad, sich einfach umzudrehen und aus deinem Leben zu verschwinden. Die Schule ist im Unrecht, genau wie Colby Morris und selbst Velveeta, weil er sich mit dem Demolieren des Wagens an ihm gerächt hat. Und weißt du, was das

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