Schandweib
Schelmenstücke sind so viel
Noch überdies, daß, wenn ich will
Sie nach der Ordnung zeigen an
Nicht Worte g’nug erfinden kann.
Insonderheit hab ich vexirt
Viel Mädchen, welche ich gespürt
Lust haben zu verbot’ner Frucht
Und liegen an der Männer Sucht.
Ich bin auch von der Gauckeley
Und bösen Künsten nicht gantz frey;
Kurtz, meiner Laster Grausamkeit
Ist fast erhört zu keiner Zeit.
Drum leyde ich nun mit Geduldt
Was ich durch solche hab verschuldt;
Ein jeder spiegle sich an mir
Und hüte sich mit Fleiß dafür.
Mit Zangen werde ich gezwickt
Hätt’ ich mich besser angeschickt
So wär ich frey von solcher Pein
Nun aber kann’s nicht anders sein.
Durch’s Rad ist mir der Tod beschert
Des Grabes ist der Leib nicht wert
Der wird verbrannt durch’s Feuer heut
Die Asche in die Luft gestreut.
Gott aber, dem ja keine Lust
An des Gottlosen Todt bewußt.
Ich kehre mich nun gantz zu dir
Laß Gnade widerfahren mir.
Zweites Schandlied
auf die Melodie von »Nun lasst uns den Leib begraben«
Nichts ist auf diesem Erdenrund
So zweiffelsfrey und allen kundt
Als daß gewiß zu jeder Frist
Gott ein gerechter Richter ist.
So mag der Böse noch so sehr
Verdecken seiner Laster Heer
So sieht es doch der höchste Gott
und machet endlich ihn zum Spott.
Versteckt er sich in Winckeln gleich
Damit ihn ja kein Mensch erschleich
Dringt doch des höchsten Aug’ hinein
Viel heller als der Sonnenschein.
Verschweren sich gleich böse Leut’
Zu kräncken die Gerechtigkeit
So muß die That doch an den Tag
Daß man sich daran spiegeln mag.
Das alte Sprichwort ist gantz klar
und bleibt, solang die Welt steht, wahr:
Nichts wird gesponnen je so klein
Es kömmt zuletzt an’ Sonnenschein.
Der so jetzund wird exequirt,
Und sonst ein Marktschrey’r hat agirt
Der stellt sich zum Exempel hier
Daß Gott gerecht bleibt für und für.
Denn als die Frau gefunden ward
An deren Mord er seines Part
Den größten Anteil, wie man hört
Sprach sein verwegner Mundt die Wort’:
Wenn es, daß Gott gerecht, ist wahr
So wirdt die That noch offenbar.
Oh Spötter! Spotte nicht mit Gott
Du wirst dadurch nur selbst zu Spott.
Jetzt siehet jedermann gantz klar
Wie Gotts Gerichte ewig wahr
Da der Ausspruch zu dieser Frist
Auffs Thäters Kopf gekommen ist.
Drum leidet er nun billig das
Was seiner Bosheit volles Maas
Verdienet hat, denn Feuer und Radt
Ist Straf für solche Übelthat.
Und die dazu geholffen hat
Empfäh’t zugleich, was ihre That
wert ist, denn gleicher Sündenstrauß
Läufft auch auff gleiche Strafe aus.
Ein jeder spiegle sich hier an
Und weiche von der Lasterbahn
Die er bisher betreten hat
Und mach sich auff der Tugend Pfad.
Gott ist gerecht, das bleibet wahr
Und macht, was Bös ist, offenbar
Wer aber wohl gelebet hat
Wirds ewig wohl belohnt aus Gnad.
Glossar
Historische Personen
Alberti, Leon Battista: *1404 in Genua, †1472 in Rom. Alberti war ein italienischer Humanist. Er betätigte sich als6 Schriftsteller, Mathematiker, Kryptologe und als Architekt. Als Architekturtheoretiker der Renaissance machte er sich einen Namen, und die erste Grammatik der italienischen Sprache stammt von ihm. Neben vielen anderen Schriften schrieb er auch ein Chiffrentraktat über Kryptologie, De componendis cifris.
Christian IV.: *1577 im Schloss Frederiksborg, †1648 in Kopenhagen. Von 1588 an war Christian König von Dänemark und Norwegen. Mit kriegerischen Mitteln versuchte er wiederholt erfolglos, den dänisch-norwegischen Staat zu einer Großmacht auszubauen. Als innenpolitischer Reformer hingegen legte er den Grundstein zur Etablierung des Absolutismus. Auch gründete er 1617 Glückstadt.
Eugen Franz, Prinz von Savoyen-Cargignan: *1663 in Paris, †1736 in Wien. Unter dem Namen Prinz Eugen bekannt, war Eugen einer der berühmtesten Feldherren des Hauses Österreich und eine seiner bedeutendsten Stützen für dessen Großmachtstellung innerhalb Europas. Während des Spanischen Erbfolgekrieges (1701–1714) war Eugen Franz Oberkommandierender der antifranzösischen Alliierten.
Friedrich August I. von Sachsen/Friedrich August II. von Polen, genannt August der Starke: *1670 in Dresden, †1733 in Warschau. Friedrich August war Kurfürst von Sachsen und wurde 1697 in Personalunion König von Polen sowie Großfürst von Litauen. Er gilt als eine der schillerndsten Figuren höfischer Prachtentfaltung und absolutistischer Selbstdarstellung. Unter ihm entwickelte sich
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