Schandweib
Jahr 1701 verhandelt wurde – und der sie zu ihrem Roman Schandweib inspirierte.
Claudia Weiss im Staatsarchiv Hamburg
Einblick in die Originaldokumente
Mit einer Zeichnung der »ermordeten Frauensperson« – der Frau ohne Kopf, die 1701 in Hamburg gefunden wurde – beginnt das kleine Heftchen, das zur Hinrichtung von Ilsabe Bunk, Cäcilie Jürgens und Johann Friedrich Jähner veröffentlicht wurde und heute im Hamburger Staatsarchiv aufbewahrt wird.
Darin ist die sogenannte »Urgicht«, also das Geständnis der drei Verurteilten, abgedruckt, ebenso wie die beiden Schandlieder, die während der Hinrichtung vom Volk gesungen wurden.
Historischer Stadtplan Hamburg
Übereinandergelegt finden Sie hier die historische Karte Hamburgs und den heutigen Hamburger Stadtplan. Indem Sie auf Ihrem Touchscreen mit dem Finger direkt über die Karte fahren bzw. den Regler bewegen, aktivieren Sie die Karten-Overlay-Funktion. Erkunden Sie, welche Straßenzüge und Gebäude aus Zeiten Ilsabe Bunks sich noch heute im Hamburger Stadtbild wiederfinden. Durch doppeltes Antippen können Sie die Karte zusätzlich vergrößern.
Frohnerei
Zwischen der Hauptkirche St. Petri und der Kirche Sankt Katharinen befindet sich der älteste Teil Hamburgs. Hier stand früher die Frohnerei, das Haus des Scharfrichters, in dem Ilsabe Bunk im Kerker sitzt.
Niedergericht
An der Stelle, wo heute die Patriotische Gesellschaft zu finden ist, befanden sich früher das alte Hamburger Rathaus und das Niedergericht. Hier wurde im Jahr 1701 der Fall um Ilsabe Bunk verhandelt.
Jüdischer Friedhof Wandsbek
Der Jüdische Friedhof in Wandsbek wurde 1637 gegründet und diente den Hamburger Juden bis 1886 als Begräbnisstätte. Ruth Abelson besucht in Schandweib auf diesem Friedhof das Grab ihrer Mutter.
Vincent-Bastion
An der Stelle der heutigen Neuen Kunsthalle befand sich früher die Vincent-Bastion, eine von 22 Bastionen der Hamburger Wallanlagen. In Schandweib tragen sich an den Wallanlagen unerklärliche Begebenheiten zu, die Prokurator Wrangel vor ein Rätsel stellen.
Richtplatz
Im Hamburger Stadtteil St. Georg befand sich seit 1609 der Richtplatz, damals noch vor den Toren der Stadt. Hier wurde Ilsabe Bunk am 23. Januar 1702 hingerichtet.
Vertonte Schandlieder
Hinrichtungen waren zu Zeiten Ilsabe Bunks eine große öffentliche Zurschaustellung herrschaftlicher Macht und wurden entsprechend vor und mit dem Volk zelebriert. Zu den üblichen Gebräuchen gehörte es etwa, dass während des Hinrichtungszuges, der sich durch die Stadt bis hin zum außerhalb gelegenen Richtplatz zog, Schandlieder gesungen wurden, deren Texte noch einmal die Missetaten der Verurteilten erzählten. Die Melodien waren häufig bekannten Kirchenliedern entliehen, damit die Menschen leicht mitsingen konnten.
Auch bei der Hinrichtung Ilsabe Bunks wurden solche Schandlieder angestimmt. In den alten Akten fanden sich »einige Lieder, darinnen diese Exekution vorgestellt wird«, zusammen mit dem Hinweis, auf welche Melodien diese zu singen seien.
Exklusiv für dieses E-Book wurden die beiden Schandlieder professionell arrangiert und eingespielt – und damit der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Entstanden sind echte Kleinode, die dem historischen Fall der Ilsabe Bunk neues Leben einhauchen.
Erstes Schandlied
auf die Melodie von »Herr Jesu Christ, wahr’ Mensch und Gott«
Viel Böses habe ich gethan
Drum klagt mich mein Gewissen an
Da ich zur Frauen war gebor’n
Hab ich Mannskleider auserkor’n.
Die legt ich an, damit ich frey
Verüben konnte Schelmerey
Drum ich mich Hinrich nennen ließ
Da ich sonst Catharina hieß.
Die Probe ward in Amsterdam
Als ich von Hamburg dahin kam
Mit Schelmenstücken abgelegt
Wie böser Leute Rotte pflegt.
Nachhero zog ich in den Krieg
Darinnen ich zwar wenig Sieg
Noch weniger auch Ehr’ erjagt
Doch manchen Menschen g’nug geplagt.
Drauf gab mich für ein Schneider aus
Und hielte noch weit ärger Haus
Indem den Ehestand ich geschänd’t
Zum Possenspiel ihn angewend’t.
Des Herren Priester äffet ich
Und ließe dreymal trauen mich
Allzeit mit einem andren Weib
Als hätt’ ich einen Mannes Leib.
Der einen schnitt ich auf den Leib
Und da ich diese That betreib
ward ich zuletzt davongejagt
Sonst hätt’ ich sie gar umgebracht.
In Mecklenburg stellt’ ich mich an
Als ein Marktschreyer auf dem Plan
Führt auch ein Eheweib mit mir hin
Nach Hamburg nur aus bösem Sinn.
Der
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