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Schandweib

Schandweib

Titel: Schandweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Weiss
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zu Wrangel. Der nickte ihr aufmunternd zu.
    »Es ist schwer, ein Leben als ehrbare Frau zu führen, wenn es kein festes Auskommen gibt und das täglich Brot im Tagelohn verdient werden muss.«
    Sie zögerte und schaute unsicher zu Wrangel. Der nickte erneut.
    »Als Mann war es mir leichter, eine ehrbare und anständig bezahlte Arbeit zu finden. Ich half auf einem Gemüseewer und verdiente so mein Brot.«
    »Doch hat Sie damit die Menschen um sich betrogen, und so wurde auch bald Ihr Leben liederlich. Erzähle Sie davon.«
    »Verstecken hab ich mich müssen, um mich zu waschen und meine Notdurft zu verrichten «
    »Doch wie kam es dann, dass Sie begann, auch Weiber zu begehren?«, fragte der Prätor dazwischen.
    Bunk zuckte zusammen. »Lebt man als Mann, so hat man die Weiber zu begehren. Wär es anders, hielten einen die anderen Männer für verrückt. In Amsterdam gelang es mir, in einem Hurenhaus ein männliches Glied zu bekommen, was mir half, meinen körperlichen Mangel auszugleichen.«
    Die Schöffen flüsterten sich aufgeregt etwas zu. Wilken warf Wrangel einen fragenden Blick zu, der ihn stumm erwiderte. Was sollte er auch sagen? In seinem Bericht hatte nichts über diese Verruchtheit gestanden. Konnte er doch nicht ahnen, wasfür Geschichten seine Mandantin noch so vom Stapel lassen würde.
    »Wie kann Sie ein männliches Glied bekommen? Zeige Sie es uns!«
    »Nein, ich hab es ja nicht mehr, ich hab es verloren.«
    »Wie kann das gehen? Lügt Sie uns nicht an?«
    Bunks Stimme zitterte. »Nein, ich lüge nicht. Die Amsterdamer Huren sind bekannt dafür, dass sie Männern, die die Zeche nicht bezahlen wollen, ihr Glied wegzaubern. Anderen jedoch, die unzufrieden sind, machen sie ein größeres, das die Frauen glücklicher macht. Mir hat man eins gegeben, damit auch ich die Frauen glücklich machen kann.«
    Wrangel schüttelte leicht den Kopf. Wie konnte Bunk nur das Wort Zauberei in den Mund nehmen? War ihr nicht klar, dass sie sich damit dem Scheiterhaufen immer näher brachte? Wrangel verspürte den sehnlichen Wunsch, ganz weit weg von diesem Ort, dieser Frau, diesem Fall zu sein.
    Wilken kniff die Brauen zusammen und klopfte mit zwei Fingern auf den Tisch. »Mit einem Hurenglied hat Sie dann die Frauen besprungen? Das sollen wir Ihr glauben? Sie lügt doch und hat nichts vorzuweisen als diese Geschichte!«
    »Ich lüge nicht, nein, eine Hure hat es mir angemacht, und es saß so fest, dass ich es Tag und Nacht tragen konnte. Selbst Wasser lassen konnte ich damit. An ihr habe ich es ausprobiert. So glaubt mir doch! Dann in Glückstadt haben die Soldaten es mir abgenommen und in den Graben geworfen. Als so offenbar wurde, dass ich den Körper einer Frau habe, warf man mich aus der Garnison, und ich machte mich auf den Weg nach Hamburg.«
    »So ist Sie dann als Frau nach Hamburg gekommen?«
    »Nein, als Mann. Das Schicksal half mir erneut in Männerkleider.«
    »Und in Hamburg hat Sie dann mit Cäcilie Jürgens angebändelt und mit ihr in Unzucht und Sodomie gelebt?«
    »Verlobt hab ich mich mit ihr und sie bald darauf in Wandsbek geheiratet.«
    »Warum ist Sie dafür nach Wandsbek gegangen?«
    »Dort war es günstiger. Die Hamburger Pfaffen ziehen einem dafür doch das letzte Hemd aus. In Wandsbek war es für zwei Fläschchen Theriak zu haben.«
    »Wie kommt Sie denn an Theriak? Eine so teure Arznei kann Sie als Hökerin doch nicht bezahlen.«
    »Der Jähner hat es gebraut und uns verkaufen lassen. Da war es ein Leichtes, zwei Fläschchen dafür zu nehmen, dass durch unsere Heirat die Geschäfte besser liefen.«
    »So haben Sie und Cäcilie Jürgens den Arzneienkrämer Jähner bestohlen?«
    »Nein, nicht bestohlen. Geliehen haben wir es uns.«
    »Sie lügt! Glaubt Sie, dass Sie das Gericht an der Nase herumführen kann?« Wilkens Stimme donnerte durch die Kammer, dass die Lichter der Tranlampen flackerten. Bunk zitterte. Wrangel ahnte, dass sie nicht verstand, was der Prätor von ihr wollte. »Als Sie dann mit der Cäcilie Jürgens verheiratet war, wie hat Sie jene kohabitiert?«
    Bunk starrte Wilken immer noch verständnislos an.
    »Wie du den ehelichen Beischlaf ausgeübt hast, will der Prätor von dir wissen«, half Wrangel ihr schließlich weiter.
    »Nun, wie man das so macht«, warf Bunk trotzig in die Runde.
    »Wie macht das denn so ein Weib ohne männliches Glied? Denn das lag ja wohl im Glückstädter Graben«, donnerte Wilken erneut los.
    »Möchte der Prätor wirklich von mir erfahren, wie man eine

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