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Schandweib

Schandweib

Titel: Schandweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Weiss
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gaffte Cäcilie an, vielmehr ihre prallen Brüste, die sich wie ein Blasebalg hoben und senkten. Jetzt legte er eine Hand quer über sein Gemächt, als gelte es, eine unangebrachte Schwellung zu verdecken. Angewidert wandte sich Wrangel ab.
    »So hat die Inquisitin Cäcilie Jürgens wissentlich in Sodomie mit Ilsabe Bunk gelebt und andere ehrbare Menschen getäuscht, um sich selbst einen geschäftlichen Vorteil zu erschleichen. Des Weiteren hat sie gemeinsam mit Ilsabe Bunk auf Drängen von Johann Friedrich Jähner Diebsdaumen zur Bereitung von speziellen Arzneien gestohlen und diese dann an abergläubisches Volk vertrieben.«
    »Nein, das hab ich nicht! Niemals hab ich die Leiche eines Diebes auch nur angefasst. Verkauft hab ich nur, was man mir auftrug zu verkaufen.«
    »Wer hat Ihr aufgetragen, was Sie verkaufen sollte?«, fragte der Prätor dazwischen, anstatt wie sonst für Ruhe zu sorgen.
    »Na, er«, sie zeigte auf den Arzneienkrämer. »Jähner hat es mir gesagt.«
    Wilken nickte erneut Dr. Meyer zu, damit er fortfahre.
    »So hat die Inquisitin auch auf Weisung des Arzneienkrämers Johann Jähner zusammen mit Ilsabe Bunk die Bauersfrau Maria Rieken demselben zugeführt, damit er ihr den Kopf abschneiden konnte.«
    »Nein, das hab ich nicht!«, schrie die Jürgens erneut schrill dazwischen und ließ sich erst von Wilkens donnerndem Hämmerchen zum Schweigen bringen.
    »Wie ich sehe, stehen hier die Aussagen der drei Inquisiten derart gegeneinander, dass es mir als Prätor des Niedergerichtes angebracht erscheint, in einer peinlichen Befragung den Wahrheitsgehalt der Aussagen zu prüfen, um Licht in dieses Dunkel zu bringen.« Erneut klopfte der Prätor mit dem Hämmerchen auf den Tisch. »Meister Ismael, sagt uns bitte, wie viel Zeit Ihr benötigt, um mit der ersten peinlichen Befragung zu beginnen.«
    Asthusen erhob sich und ließ seinen Blick kurz über die Gefangenen schweifen. »Eine halbe Stunde sollte genügen, um mich von der ordentlichen Vorbereitung der Martergeräte zu überzeugen.«
    »So denn, Brookvogt, schickt jemanden nach dem Physikus, dass er sich so schnell wie möglich hier einfinde.« Dann wandte Wilken sich an die drei Prokuratoren. »Wir, meine Herren, sollten die Unterbrechung nutzen und uns kurz über das weitere Procedere besprechen.«
    Wrangel schüttelte missmutig den Kopf und warf dem Prätor einen unwilligen Blick zu.
31
    D ie Folterkammer war hell erleuchtet. An einem Tisch längs der Wand hatte Wrangel neben dem Prätor, dem Aktuar und den zwei Schöffen Platz genommen. Obwohl man es ihm nicht ansah, fühlte er sich elend. Sein Magen zog sich zusammen, und er war froh, am Morgen auf das Frühstück verzichtet zu haben. Etwas abseits, mit unverstelltem Blick auf die Martergeräte, saß der Physikus Dr. Biester unweit neben dem Scharfrichter. Nun führte der Meisterknecht die zitternde Bunk herein. Es war an Wrangel als ihr Prokurator, sie über das nun Folgende aufzuklären. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen, schluckte das elende Gefühl, das ihn zu lähmen drohte, hinunter und richtete das Wort an sie. »Inquisitin Ilsabe Bunk, hör zu, was der Prätor im Namen des Hamburger Niedergerichtes von dir will.«
    Bunk schaute Wrangel unverwandt in die Augen.
    »Dir wird eine Reihe an Fragen gestellt werden, auf die du ausführlich und getreulich der Wahrheit antworten wirst. Sollten die Vertreter des Niedergerichtes mit deinen Antworten nicht zufrieden sein und Grund zu der Annahme haben, dass du ihnen Unwahrheiten erzählst oder Dinge verheimlichst, wird die Befragung unterbrochen und mit dem ersten Grad der peinlichen Befragung begonnen. Sollten immer noch Zweifel an der Aufrichtigkeit und Ausführlichkeit deiner Antworten bestehen, so wird mit dem zweiten Grad der Befragung fortgefahren, und so fort, wenn es nötig sein sollte, bis zum vierten Grad. Der hier anwesende Physikus Dr. Biester wird derweil darauf achten, das deine Gesundheit unter der Pein keinen bedrohlichen Schaden nimmt.«
    Wrangel räusperte sich und gab das Wort weiter an den Prätor. Dieser schaute mit versteinertem Gesicht auf einige Papiere, dievor ihm lagen. Dann wandte er sich brüsk von ihnen ab, so als habe ein innerer Glockenschlag ihn aufgerüttelt, und begann das Verhör.
    »Die Vertreter des Niedergerichtes möchten von der Inquisitin wissen, zu welchem Zweck sie ihr gottgegebenes Geschlecht verleumdet und als Mann gelebt hat.«
    Bunk schaute unsicher vom Prätor zum Aktuar und dann weiter

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