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Schandweib

Schandweib

Titel: Schandweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Weiss
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Besuch in unserem Haus, des Rätsels Lösung und der vierte Tag des Chanukkafestes.«
    »Aber nun erkläre bitte, Vater, was es mit dieser geheimnisvollen Nachricht genau auf sich hat. Was ist ein Wechsel?«
    Abelson lächelte seiner stürmischen Tochter freundlich zu und suchte dann den aufmerksamen Blick Wrangels. »Ein Wechsel ist ein Transferinstrument im Geschäftsleben, mein Kind. Damit lässt sich zum Beispiel Geld von einem Ort zum anderen bewegen, ohne dass das Geld jemals selbst bewegt werden muss.«
    »Wie das? Ist es Zauberei und darum verschlüsselt?«
    »Ruth, sei nicht albern, sondern denke nach. Nein, mit Zauberei hat das alles nichts zu tun, sondern mit Versprechen und Vertrauen. Der, der einen Wechsel ausstellt, weist den Empfänger an, unbedingt in seinem Namen an eine im Wechsel genannte Person eine bestimmte Summe auszuzahlen. Damit können Anweisender und Begünstigter einen Geldtransfer vornehmen, ohne es sich selbst von der einen in die andere Hand zu geben. In unserem Fall ist es aber noch etwas spezieller. Hier hat der Aussteller, Michel Wilken, Prokurator Wrangels Bruder Alfred angewiesen, an einen Kunden der Wisselbank in Amsterdam Geld auszuzahlen. Wir könnten daraus schließen, dass beispielsweise der Aussteller keine direkte Verbindung zur Wisselbank hat und somit das Geld nicht direkt transferieren kann, oder aber …«, Abelson hielt inne und suchte Wrangels Blick, »er möchte nicht direkt transferieren.«
    »Warum sollte er nicht direkt transferieren wollen?«, fragte Ruth irritiert.
    »Weil er vielleicht nicht als Geschäftspartner bekannt werden möchte.«
    »Was ist die Wisselbank?«
    »Die Amsterdam’sche Wisselbank ist die wichtigste Wechselbank in Westeuropa. Sie hat ein internationales Wechselsystem eingeführt, das eine stabile Handelswährung, den Bankgulden, schuf, mit dem sich im Ostseeraum, in der Levante und in Ostindien problemlos handeln lässt. Kaufleute unterhalten normalerweise Konten bei der Wisselbank, auf die sie Wechsel ziehen können, und die Bank überweist dann Beträge des einen Kunden auf das Konto eines anderen. Auch ich unterhalte dort ein Konto, Ruth. Die Bankkunden können auch Gold oder Silber bei der Wisselbank einzahlen, dafür eine Quittung erhalten und mit diesen Quittungen wieder andere Verpflichtungen begleichen. So müssen die Kaufleute nicht mit ihrem Gold und Silber reisen, und Amsterdam ist dadurch ein bedeutender Edelmetallmarkt geworden. Die Wisselbank hat so gut wie jede gewünschte internationale Grobmünze vorrätig.«
    »Aber die Hamburger Bank funktioniert doch im Wesentlichen genauso, Herr Abelson.«
    »So ist es, Prokurator. Sie wurde ja auch 1619 nach dem Amsterdamer Vorbild gegründet.«
    »Warum dann die Amsterdam’sche Wisselbank?«
    »Ich vermute einmal, um den Handel nicht über Hamburg laufen lassen zu müssen. Da würde es sich unter Umständen schnell herumsprechen, wer mit wem welche Geschäfte macht.«
    Wrangel dachte einen Augenblick nach. »Also vermutet Ihr, dass Michel Wilken und mein Bruder Geschäfte machen, die in Hamburg nicht bekannt werden sollen?«
    »Das wäre durchaus denkbar. Allerdings sind sie dabei wohl mit einem Dritten im Bunde, dem Inhaber des Kontos ›FIV‹, wer oder was auch immer das ist.«
    Wrangel spürte heiße Wut in sich aufsteigen. Sein Bruder machte irgendwelche heimlichen Geschäfte, bei denen es um sehr, sehr viel Geld ging und die wegen ihrer Geheimniskrämerei anderen schadeten: Es hatte deshalb tote Schafe, Brände, sogar eine Leiche gegeben. Und Michel Wilken war mit von der Partie. Ob der Prätor wusste, was sein Bruder trieb? Ob er sogar daran beteiligt war? Und diese Bande hatte versucht ihn einzulullen, ihn als Paten für Alfreds ungeborenes Kind zu verpflichten! Nicht genug, dass der sich schon Elisabeth genommen hatte, jetzt wollte er ihn auch noch in seine schmutzigen Geschäfte verwickeln! Wrangel wusste kaum noch wohin mit seiner Wut, als er Abelsons knöchrige Hand auf seiner spürte.
    »Ihr habt sicherlich so manchen Grund, wütend auf Euren Bruder zu sein. Doch lasst uns besonnen vorgehen. Dieser Brief sagt uns zwar, dass Euer Bruder in große Geldgeschäfte der Wilkens verwickelt ist, er sagt uns aber nicht, worum es bei diesen Geschäften genau geht und ob dies Euer Bruder überhaupt weiß. Bedenkt, nichts ist gefährlicher als Unbesonnenheit. Denn dann begeht man Fehler, die man bitter bereuen könnte.«
    Wrangel fasste sich wieder und versuchte seine Gefühle unter

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