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Schandweib

Schandweib

Titel: Schandweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Weiss
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haben, um sein Mörder zu sein? Und was ist das mit der Messerstecherei? Bunk soll eine Frau gestochen haben? Das traue ich ihm kaum zu.«
    »Ihr.«
    »Ihm oder auch ihr.«
    »Warum nicht?«
    Erika Bruhn sah Wrangel prüfend an. »Weil Bunk die Frauen liebt.«
    »Aber auch wer liebt, kann doch verletzen oder sogar töten. Habt Ihr nicht mehr Futter für Euren Zweifel an meiner Schilderung?«
    Die Hebamme lächelte. »Doch wohl. Ich kenne Bunk. Ich wage sogar zu behaupten, dass ich ihn verstehe.«
    »Sie.«
    Bruhn schüttelte leicht gequält den Kopf. »Sie oder ihn. Das scheint für Euch sehr wichtig zu sein. Dabei ist es doch vielmehr sie und er in einem.«
    »Für Euch vielleicht. Nicht aber für das Gericht. Auch nicht für die Menschen in Hamburg. Da gilt Bunk vielmehr als eine Frau, die wundersame Fähigkeiten an den Tag legt, um die Menschen über ihr Geschlecht zu täuschen. Böse, abergläubische Zungen reden sogar von einer Hexe. Ich denke, Ihr«, er ließ seinen Blick durch die Kräuterküche schweifen, »könnt Euch sicherlich vorstellen, was das für Folgen haben kann.«
    »Ja, das kann ich.«
    »Seht, ich bin nicht zu Euch gekommen, weil ich solche Gedanken teile, sondern vielmehr, weil ich an Bunks Unschuld glaube. Die Geschichte mit dem Messer steht kaum noch zur Debatte. Die Verletzte selbst sagte aus, dass es eher ein Unfall als ein Angriff war. Viel schlimmer wiegt jedoch, dass es eine Verbindung zwischen Bunk und der toten Frau zu geben scheint. Auch ich glaube nicht, dass Bunk eine Mörderin ist. Ich fürchte aber, dass sie auf irgendeine Weise in diesen Mordfall verstrickt ist. Ich möchte ihr helfen. Ich möchte verhindern, dass sie ihr Leben auf dem Richtplatz von St. Georg beendet. Darum muss ich mehr über Bunk und Cäcilie Jürgens erfahren. Und ich glaube, Ihr könnt mir dabei helfen, wenn Ihr es wollt.«
    Wrangel schaute die Hebamme eindringlich an. Sie saß ihm schweigend gegenüber und dachte nach. Dann nahm sie den kleinen Kupferkessel und schenkte beiden noch einen Becher Wacholderaufguss ein.
    »Gut, ich will Euch erzählen, was ich von den beiden weiß«, begann sie nach einer kleinen Weile. »Zuerst lernte ich Hinrich kennen. Er kam auf einer seiner Hökertouren einmal durch diese Gasse und sah meinen kleinen Kräutergarten vor dem Haus. Er sprach mich darauf an, und wir kamen ins Geschäft über ein paar Kräuter. So trafen wir uns einige Male. Einmal fragte er mich, ob er bei mir nächtigen dürfte, da es im Gasthaus schnell gefährlich wurde für einen Höker. Ich begriff sofort, dass die wahre Gefahr nicht im Hökertum, sondern an seinem Körper lag. Ich bin Hebamme. Ich kenne die Frauen. Und ich weiß um die Schwierigkeiten, die ein Leben als Mann für sie mitbringt. So gestattete ich es ihm, und mein Haus wurde zu seinem Quartier in Wandsbek. Wir kamen ins Gespräch. Bunk erzählte mir von Cäcilie, seiner großen Liebe. Er hatte sie auf einem Kutter kennengelernt, mit dem beide von Glückstadt nach Hamburg fuhren. Cäcilie hatte eine Anstellung als Hausmädchen bei einem Arzneienkrämer gefunden. Bunk traf sie beim Erntedankfest auf dem Kirchplatz von St. Michaelis wieder, und schnell entwickelte sich eine stürmische Leidenschaft zwischen den beiden. Vor allem Bunk war so versunken in seine Gefühle, ja in seine Liebe zu dieser Frau, dass kaum etwas anderes zu ihm durchdrang. Cäcilie hatte ihn mit Haut und Haar in ihren Bann gezogen. Auch störte es sie wohl nicht, dass Bunk als Hinrich lebte. Sie hieß es vielmehr gut. Bunk verdiente als Mann deutlich mehr Geld und konnte sich ungezwungener bewegen. So verschaffte Bunks Stand Cäcilie mehr Vor- als Nachteile. Er umsorgte sie und bezahlte ihre kleinen Ausgaben. Sie lebte gut von ihrem Geliebten … Einige Zeit später lernte ich dann Cäcilie persönlich kennen. Sie war ein auffallend hübsches Weib und strotzte nur so vor Lebensfreude. Ich begriff allerdings sehr schnell, dass zwischen ihr und Bunk kein Gleichklang herrschte.«
    »Was meint Ihr damit?«
    Die Hebamme schmunzelte. »Bunk liebte Cäcilie, aber Cäcilie liebte nicht Bunk. Natürlich ließ sie ihn das nicht merken. Aber mir blieb es nicht verborgen.«
    »Wieso? Woran habt Ihr es festgestellt?«
    »Ihr fehlte jegliche Zuwendung für Bunk. Er machte und besorgte alles für sie, kümmerte sich, sorgte sich, sie hingegen nahm, ohne ihm auch nur einmal die Hand zu reichen. Auch die Ehe schien Cäcilie aus reinem Kalkül zu schließen. Die Vorstellung, vom

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