Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schandweib

Schandweib

Titel: Schandweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Weiss
Vom Netzwerk:
ebenfalls einen Schluck. »Ich sehe, Ihr wart in einer Zwickmühle. Entweder konntet Ihr Mutter und Kind vor Schande und Elend bewahren oder aber den jungen Mann vor einem Kuckucksei.«
    »So war es, Prokurator. Im Antlitz von Gottes Erbarmen wählte auch ich das Erbarmen. Eine junge Frau, die um ihr Leben zitternd Leid und Schmach ertragen hat, konnte ich nicht ohne die Hilfe des Herrn lassen, zumal er selbst ihr ja den jungen heiratswilligen Burschen zugeführt hatte.«
    Wrangel nickte wieder und verriet mit keiner Miene, was er von dieser Geschichte hielt. Auf jeden Fall passte sie ganz und gar nicht zu dem, was die Jürgens vor dem Prätor ausgesagt hatte. Soviel er wusste, reichten angeblich bei Bredefeld ein paar Gulden für sein Erbarmen und kirchliche Hilfsdienste dieser Art. Aber vielleicht fürchtete sich der Pastor vor ihm und griff deshalb zu dieser Geschichte.
    »Wie ging es dann weiter? Wann habt Ihr das junge Paar getraut?«
    »Zwei Tage später war es wohl. Da die beiden in ihrer misslichen Lage kein Aufsehen erregen wollten, habe ich die Trauung an einem Freitagabend in der kleinen Kapelle der Kirche vorgenommen.«
    »Wer waren die Trauzeugen der beiden?«
    »Erika Bruhn, die örtliche Hebamme, war die eine. Der zweite war ein Mann, nicht von hier, den ich noch nie zuvor gesehen hatte und auch seitdem nicht wieder.«
    »Aber die Hebamme, die lebt noch hier? Wisst Ihr, wo ich sie finden kann?«
    »Sie wohnt in einem kleinen Häuschen am Ende der Untergasse. Ihr könnt es kaum verfehlen, große Rosenstöcke zieren den Eingang.«
    »Habt Dank, Pastor Bredefeld. Noch eine Frage, bevor ich Euch verlasse: Habt Ihr die beiden später noch einmal gesehen? Und bekam die Frau ihr Kind?«
    »Nein, ich habe die beiden nicht wiedergesehen. Sie waren ein Hökerpärchen. Heute hier, morgen dort, aber selten nur in Gottes Haus.« Der Pastor faltete selbstgerecht die Hände über seinem runden Bauch. »Doch nach Eurem Bericht zu urteilen werde ich die beiden wohl so schnell auch nicht wiedersehen, Prokurator. Beim Henker sitzen sie jetzt … Was für ein grausiges Schicksal für die junge Frau. Sie war ein so hübsches Ding und voller Lebensfreude. Was wird nun aus dem Kind?«
    »Soweit bekannt, hat die Frau kein Kind.«
    »So hat sie es vielleicht verloren.«
    »Vielleicht. Habt nochmals Dank, Pastor Bredefeld. Ich will Euch nicht länger die Zeit stehlen.«
    Wrangel erhob sich und reichte dem Pastor zum Abschied die Hand.
37
    E ine knappe Stunde später saß Wrangel im Gasthof bei einem großen Stück Sauerfleisch und einem Krug Bier und dachte über Bredefelds Geschichte nach.
    Im Großen und Ganzen passte sie schon in das Bild. Zumindest hatte er die beiden getraut, so wie sie es bei der Befragung angegeben hatten. Was aber, wenn keine von beiden mit ehrlichen Karten gespielt hatte? Wenn die Jürgens wirklich schwanger war und sich vor der Schande retten wollte, warum heiratete siedann die Bunk, die sie nur noch mehr in die Schande riss? Oder wusste sie wirklich nicht, dass die Bunk ein Weib war? Dann aber fragte man sich, wie das angehen konnte. Doch auch Elisabeth Pausten behauptete ja steif und fest, dass die Bunk für sie ein Mann gewesen sei. Konnte Bunk die Frauen sogar bei den intimsten Zärtlichkeiten täuschen?
    Wrangel wurde plötzlich heiß. Die Vorstellung körperlicher Intimitäten pumpte das Blut schneller durch seinen Körper. Er spürte ein angenehmes Ziehen in den Lenden, und gierige Lust floss langsam durch ihn hindurch. Um sich abzukühlen, griff er nach dem Krug und trank ihn in wenigen Zügen leer.
    Er rief die Magd, dass sie ihm einen neuen brächte. Die lächelte ihm zu, bevor sie keck ihren Kopf neigte und mit tanzenden Hüften zum Schanktresen schritt. Als sie sich kurz darauf mit dem schweren Krug in der Hand über den Tisch beugte, roch Wrangel den süßlichen Schweiß ihres Busens und sah die Brüste, die sich unter der großzügig geschnittenen Bluse hervorwölbten.
    »Wenn du magst, besuch mich später in meiner Kammer. Ich will es dir lohnen.«
    Das Mädchen zwinkerte Wrangel mit verschmitzten Augen zu und lächelte. Als sie sich schließlich umdrehte, schien es Wrangel, als habe sie ihm zur Antwort unmerklich zugenickt.
    Schnell griff er den frischen Krug und trank gegen die erneut aufwallende Hitze seines Körpers an. Was hatte er soeben getan? Noch nie hatte er sich einer Frau genähert, schon gar nicht auf diese Art und Weise. Was sollte er tun, wenn sie tatsächlich in der

Weitere Kostenlose Bücher