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Schandweib

Schandweib

Titel: Schandweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Weiss
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Waschtrog und Besen befreit zu sein, gefiel ihr. Der Arzneienkrämer, für den Bunk durch Cäcilies Vermittlung als Höker arbeitete, schlug den beiden schließlich vor, zu heiraten und gemeinsam für ihn als Höker zu arbeiten. Bunk war wie berauscht von der Idee. Am 24.  Juni 1699, dem Tag der Geburt Johannes des Täufers, heirateten die beiden hier in Wandsbek.Bunk war glücklich. Und ganz Mann, nahm er Cäcilies mangelnde Zuwendung für ihn in dem Glauben hin, dass so die Liebe sei.« Bruhn nahm einen Schluck Wacholderaufguss und schaute versonnen aus dem Fenster.
    »Wie?«
    »Nun, eben so. Der liebende Mann gibt der Herzdame, was sie begehrt, und fragt nicht nach seinen eigenen Bedürfnissen. Da war Bunk ganz Mann. Viel mehr als so mancher wahre Mann. Doch reichte sein Mannsein nie aus, die weibliche Seite und ihre Wünsche in ihm totzuschweigen. Die Sehnsucht nach Fürsorge, nach Geborgenheit, nach Wärme …« Bruhn nahm erneut einen Schluck Wachholderaufguss und hing für einen Moment ihren Gedanken nach. »So waren zwei Seelen gefangen in Bunk. Er liebte wie ein Mann und wollte geliebt werden wie eine Frau.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Bunk suchte eine behütende Liebe, Geborgenheit, Wärme. Bedürfnisse, die Cäcilie kaum befriedigte. Sie war wie ein Schmetterling, suchte den Spaß an jeder Ecke, war lustig und fröhlich, dachte dabei aber hauptsächlich an sich selbst. Ich habe mir von Anfang an insgeheim Sorgen gemacht, dass sie Bunk Schwierigkeiten machen könnte. Als sie mich wiederholt nach Mitteln fragte, die eine Schwangerschaft verhüteten, wurde ich stutzig, wusste ich doch, dass Bunk sie kaum in so eine missliche Lage bringen würde. Aber ich sagte nichts. Ich glaube, es interessierte sie noch nicht einmal wirklich, ob ich um Bunks doppeltes Sein wusste. Ich empfahl ihr, täglich einen Perlkrautaufguss zu trinken. Auch Petersilienkampfer legte ich ihr nahe, wie ich schon sagte. Dann habe ich sie plötzlich gar nicht mehr gesehen. Auch Bunk war für einige Zeit verschwunden. Als er wieder einmal vorbeikam, sah er schlecht aus. Abgemagert, ausgezehrt, traurig. Er erzählte mir, sie hätten Probleme. Cäcilieließe sich zu leicht von jedem Mann betören. Er könne nicht ständig auf sie aufpassen. Sie stritten sich wohl viel. Im September 1700 schließlich war es zum großen Eklat gekommen. Als die Geschäfte den beiden einmal verschiedene Wege aufzwangen, traf Bunk am Abend durch bloßen Zufall auf Cäcilie – die im Arm eines stattlichen Soldaten in dänischer Uniform lag. Eine wüste Schlägerei folgte, in der Cäcilie Bunk gefährlich mit ihrer Kräutersichel verletzte. Der Arzneienkrämer verarztete Bunk später, brauchte der ihn doch zur Hochsaison der Kräuter- und Wurzelernte. So traf ich Bunk wieder und hörte mir seine Geschichte an.«
    »Wann war das?«
    »Im vergangenen Herbst. November oder vielleicht auch schon Dezember muss es gewesen sein. Es war das letzte Mal, dass Bunk als Höker zu mir kam. Den Rest des Winters verdingte er sich wohl als Tagelöhner oder Bote. Zumindest arbeitete er nicht mehr mit Cäcilie zusammen und auch nicht mehr für den Hamburger Arzneienkrämer, soweit ich weiß.«
    »Da seid Ihr ganz sicher? Bunk hatte im letzten Winter nichts mehr mit den beiden zu tun?«
    »Soweit ich weiß, nicht, wie ich schon sagte. Es hat zumindest nicht den Anschein gehabt.«
    Die Hebamme hielt inne und dachte eine Weile schweigend nach. Dann erhob sie sich und ging an eine Schublade, öffnete sie und zog ein Bündel Briefe heraus.
    »Ich halte Euch für einen anständigen Menschen, Prokurator Wrangel. Ich glaube Euch, dass Ihr Bunk helfen wollt. Ich weiß zwar nicht, wie es um Bunks Taten steht, aber er ist kein böser Mensch. Und schon gar keine Hexe. Bunk hat sich nie wirklich für Kräuter und ihre Heilkräfte interessiert. Ihm ging es immer nur darum, genug Geld zu verdienen, um ohne Sorgen mit Cäcilie leben zu können. Als die beiden nicht mehr zusammen waren, verzehrte ihn das Unglück. Diese Briefe hier hat er bei mir hinterlegt, damit ich sie Cäcilie gebe, wenn sie mal bei mir vorbeischauen sollte.«
    Bruhn reichte Wrangel das Bündel. Er musterte die Briefe, fünf Stück waren es, alle in verschiedener Handschrift geschrieben. Auf dreien stand als Adressat Cäcilie, die zwei anderen waren ohne Adressaten, aber mit einem Wrangel unbekannten Siegel verschlossen.
    »Die sind von Bunk? Sie kann doch gar nicht schreiben!«
    »Bunk hat die Briefe schreiben lassen, soweit

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