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Scharade der Liebe

Titel: Scharade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Zitronenkeks ab und seufzte, wobei sie ebenso schöne Zähne wie ihre Schwester zeigte. Dann schluckte sie den Bissen hinunter und erzählte: »Wir hatten kürzlich einen Brand in unserem hübschen Haus im Norden von Folkstone. Es heißt Feathergate Close und ist dreihundert Jahre alt. Das ist doch ein reizender, ziemlich romantischer Name, nicht wahr? Wenn Mathilda und ich sterben, wird Feathergate dir gehören.« Maude schwieg und strahlte ihn an, aber als ihre Schwester ihr einen Stoß versetzte, fuhr sie rasch fort.
    »Ja, meine Liebe, ich komme ja schon auf den Punkt. Wir wollen uns doch nicht hetzen. Der Junge muss erst richtig vorbereitet werden.«
    Sie schenkte ihm ein reizendes Lächeln. Wahrscheinlich hieß das, dass sie ihn jetzt für genügend vorbereitet hielt. »Nun, auf jeden Fall, nach diesem schrecklichen Brand mussten natürlich viele Reparaturarbeiten ausgeführt werden. Wir würden gern für eine Weile bei dir bleiben, bis unser Haus wieder bewohnbar ist.«
    »Was ist mit der Flut?«
    »Oh«, entgegnete Maude und wischte sich zierlich die Finger an der weichen weißen Serviette ab, nachdem sie das letzte Stück Zitronenkeks in den Mund gesteckt hatte. »Die Flut kam nach dem Feuer. Die schönen ChippendaleEsszimmerstühle unserer lieben Mutter sind beinahe aus dem Haus geschwemmt worden. Leider kam die Flut jedoch nicht rechtzeitig, um das Feuer zu löschen, sondern erst volle drei Tage später. Dann regnete es und regnete es. Es war sogar noch trauriger als der Heiratsantrag, den der Pfarrer Mathilda letzten Sonntag nach dem Gottesdienst in der Kirche gemacht hat.«
    »Was hat Mathilda geantwortet?« Gespannt beugte er sich vor.
    »Was? Oh, sie hat ihm noch einmal gesagt, dass sie bereits eine Ehe hinter sich habe und dass sie, wenn sie ihn so ansähe, nicht glaube, dass er ihr neue Erkenntnisse vermitteln oder zur Steigerung ihres Wohlbefindens beitragen könne.«
    »Das hast du alles gesagt, Tante Mathilda?«
    »Sie hätte es gesagt, wenn sie gewollt hätte«, erwiderte Tante Maude. »Deine Großtante Mathilda ist eine begnadete Rednerin, wenn sie will. Ich glaube, den Pfarrer jedoch brauchte Mathilda nur von oben herab anzusehen und die Nase ein wenig zu rümpfen. Sie hält ihn ihrer großartigen Redekunst nicht für würdig.«
    Tante Mathilda nickte zustimmend. »Das stimmt. Schließlich hat Mortimer Martha umgebracht.«
    Maude räusperte sich. »Wahrscheinlich hat er es nicht absichtlich getan, aber er ist immerhin mit Martha spazieren gegangen, wie wir dir bereits erzählt haben, und es regnete, und sie starb. Es tat ihm sehr Leid. Aber jetzt will er Mathilda.« Sie hielt inne, seufzte tief auf und fuhr fort: »Schade, dass er nicht gebetet hat, um das Feuer und die Flut zu verhindern. Aber er hat es nicht getan. Der Brand und die Flut haben einen ziemlichen Schaden angerichtet, und deshalb hatten wir keine andere Wahl, als zu dir zu kommen und uns in deine Obhut zu begeben. Wirst du uns denn ein Weilchen hier bleiben lassen, lieber Junge?«
    Das war die seltsamste Geschichte, die ihm seit langem untergekommen war. Gray blickte von Mathilda, der Rednerin, wenn sie nur wollte, zu der zierlichen, gesprächigeren Maude, stellte sich vor, wie die Chippendale-Stühle ihrer Mutter auf den Rasen vor dem Haus geschwemmt wurden, und nickte grinsend. »Es ist mir ein Vergnügen, Ladys. Darf ich euch auch meine Hilfe bei den Reparaturarbeiten anbieten? Ich kann jemanden nach Feathergate Close schicken, damit er den Fortgang der Arbeiten überwacht.«
    »Nein«, sagte Mathilda.
    »Eigentlich, Mylord ...«, entgegnete Maude und beugte sich vor. Dann brach sie ab. Gray blinzelte, als er die schönen, blassgrünen Augen seiner Mutter in Maudes Gesicht sah. Blassgrüne Augen, genau wie seine. Maude blickte kurz zu Mathilda, dann räusperte sie sich erneut. »Wir haben Männer, denen wir völlig vertrauen. Alles wird so rasch wie möglich erledigt werden. Wir sind zufrieden.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Gray. Er trank einen Schluck von seinem Tee, der jetzt lauwarm war. »Natürlich seid ihr in meinem Heim willkommen.«
    »Alice«, sagte Mathilda.
    »Meine Mutter Alice?«, fragte Gray und zog die Augenbrauen hoch.
    »Ach ja, deine liebe Mutter«, sagte Maude. »Sie war so ein reizendes kleines Mädchen. Wir haben sie schmerzlich vermisst, als sie deinen Vater heiratete, obwohl das schon so lange her ist, dass wir nicht mehr wissen, was genau wir eigentlich vermisst haben. Aber weißt du, dein Vater nahm

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