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Scharade der Liebe

Titel: Scharade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Gray.«
    »Das ist schon in Ordnung, mein Junge«, erwiderte Maude, während sie aufstand und ihre fleischfarbenen Seidenröcke ausschüttelte.
    Auch Mathilda stand auf, trat an die Türen des Salons und rief: »Jack!«

3
    Der Baron konnte Jack nicht genau erkennen, weil er sich eine Kappe über die Ohren gezogen hatte und anscheinend aufmerksam auf die beiden Koffer der Tanten blickte. Er sah jedoch einen ungefähr fünfzehnjährigen Jungen, dünn wie ein Zahnstocher, der in viel zu großen Breeches, Stiefeln mit Aufschlägen und einer erbsengrünen Jacke steckte. Jack wirkte nicht im Geringsten wie ein Junge, der eine feste Hand brauchte. Eine dünne, schlecht angezogene, kleine Laus. Gray vermutete, dass die beiden alten Damen alles jugendliche Benehmen sofort als verrückt einstuften. Was hatte er getan? Eine Teetasse zu Boden geworfen und darauf herumgetrampelt?
    Der Kammerdiener ergriff die Koffer, stöhnte auf und ließ sie gleich wieder fallen. Er starrte auf sie herunter, wappnete sich und begann, sie hinter sich her zu ziehen. Was mochte er mit den Koffern Vorhaben, wenn er erst einmal an der Treppe angekommen war?, fragte sich Gray. War er denn überhaupt nicht ausgebildet? Kein Kammerdiener hätte Koffer über die Haupttreppe nach oben geschleppt, noch nicht einmal ein verrückter.
    Gray brach fast in Gelächter aus, als Jack der Kammerdiener begann, die Koffer mit dem Fuß vor sich her zu schieben, erst den einen, dann den anderen, wobei er jedes Mal vielleicht zwei Zentimeter vorwärts kam. Quincy beobachtete ihn kurz, dann rief er nach Remie, dem Lakaien. Remie, ein großer blonder Ire, schlug Jack, der unter der Begrüßung fast zusammenbrach, auf den Rücken, dann nahm er beide Koffer in eine große Hand und ging damit in den hinteren Teil des Hauses zur Dienstbotentreppe. Er rief Jack zu, er solle ihm folgen.
    Mrs. Piller, die Haushälterin von St. Cyre - mit hochroten Wangen, deren Ursache Gray sich nicht erklären konnte trat vor und knickste vor den Tanten. In kürzester Zeit waren die beiden nach oben auf dem Weg zu ihren Schlafzimmern, die durch ein großes Ankleidezimmer, in dem Jack der Kammerdiener untergebracht wurde, miteinander verbunden waren.
    »Ich gehe«, sagte Gray. »Sorg dafür, dass sie es bequem haben, Quincy. Die Tanten werden eine Zeit lang bei uns wohnen. Ein Feuer und eine Flut - beides - hat ihr Heim in der Nähe von Folkstone heimgesucht. Sie werden hier bleiben, bis ihr Haus wieder instand gesetzt ist. Ein Feuer und eine Flut«, wiederholte er und blickte stirnrunzelnd auf das Porträt der dritten Baroness Cliffe, die als Hexe verschrien gewesen und im Alter von zweiundachtzig Jahren in ihrem Bett eines natürlichen Todes gestorben war. »Das klingt ziemlich seltsam, nicht wahr?«
    Quincy, der die beiden Großtanten und diesen unreifen, unausgebildeten Kammerdiener insgeheim als hergelaufenes Gesindel einschätzte, sah ihn streng an und erwiderte: »Ihre Kutsche war gemietet, Mylord. Ihr Gepäck stammt bestimmt aus dem letzten Jahrhundert.«
    »Nun, ich denke, das ist nicht von Bedeutung, zumal sie sowieso eine Weile hier bleiben. Wir haben keinen Platz für eine weitere Kutsche in den Ställen. Und was ihr Gepäck angeht, warum soll es nicht alt sein? Schließlich sind sie selbst Altertümer. Ich bin jetzt weg.«
    »Ich wünsche Eurer Lordschaft viel Vergnügen.«
    Gray grinste Quincy an. Der Butler, der nicht viel größer war als Tante Maude, half ihm in den Mantel. »Sollte das ein kleiner impertinenter Scherz gewesen sein, Quincy?«
    Quincy, ein Meister seines Fachs, blickte ihn mit seinem stoischen Butlerblick an und erwiderte nichts, aber Gray entging das Funkeln in seinen Augen nicht.
    »Gray, bitte, koste einmal den Apfelkuchen. Ich habe ihn schon einmal gemacht, aber der Metzger, ein haariger Affe, der immer behauptet hat, ich sei viel zu hübsch zum Kochen, fand den Teig ein wenig zu trocken. Dieses Mal habe ich mehr Butter genommen, für den Fall, dass er die Wahrheit gesagt hat. Die Äpfel waren ganz frisch. Der Junge, der sie mir verkauft hat, war ein grober kleiner Kerl, der mich küssen wollte, deshalb habe ich ihm die Ohren langgezogen. Und jetzt versuch mal ein Stück. Ich habe ihn extra für dich gebacken.«
    Gray lag flach auf dem Rücken, nackt, glücklich, befriedigt, und kam gerade wieder zu Atem. Vor ihm stand Jenny in einem pfirsichfarbenen Gewand, das seiner Meinung nach wesentlich essbarer aussah als der Apfelkuchen, den sie ihm vor die Nase

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