Scharade der Liebe
Schlimmes. Es hat ja schon angefangen -mein Fuß ist eingeschlafen. Und ich weiß einfach, dass dann etwas passiert. Mein Stiefvater könnte Tante Mathilda entführen, ohne zu merken, dass sie ihn, wenn sie wollte, in Grund und Boden reden und ihm dann die Kehle durchschneiden könnte. Nein, so lange noch ein Funken Leben in mir ist, Gray, möchte ich es hinter mich bringen. Danach kannst du dich meinetwegen so lange ins Bett legen, wie du willst.«
»Ein Angebot, das kein Mann abschlagen kann«, meinte Gray.
»Wirklich, Mylord«, erwiderte Ossie und blickte Helen verstohlen an, »es sind Damen anwesend.«
»Nicht wirklich«, sagte Jack. »Bis letzte Woche war ich noch ein Kammerdiener und stolz darauf.«
Am nächsten Morgen stand Douglas Sherbrooke neben Gray in dessen Salon. Er war vor drei Stunden nach London zurückgekehrt, gerade rechtzeitig, um zu frühstücken, sich zu rasieren und umzuziehen und sich darüber zu freuen, dass Jack wieder da war, wo sie hingehörte.
Bischof Langston führte mit seiner wunderbar tiefen Stimme die kurze Zeremonie durch - in der Tat so kurz, dass Jack verheiratet war, bevor sie überhaupt merkte, dass ihr Schicksal besiegelt war. »Jack, sieh mich bitte an, damit ich dir einen züchtigen Kuss geben kann.«
Sie wusste, dass ihm sein Kopf immer noch wehtat, aber er lächelte sie an, und sie fand, dass er wundervoll aussah in seinem förmlichen schwarzen Anzug mit dem weißen Leinenhemd.
Sie schloss die Augen und hob ihr Gesicht. Seine Fingerspitzen berührten ihre Wange und glitten dann zu ihrem Kinn. Er gab ihr einen flüchtigen Kuss, der vorbei war, noch bevor sie ihn richtig gespürt hatte. Aber er gefiel ihr trotzdem. Danach ließ er sie nicht gleich los. Sie öffnete die Augen und blickte den Mann an, von dessen Existenz sie vor drei Wochen noch nicht einmal etwas gewusst hatte. Jetzt war er ihr Ehemann.
»Wie geht es deinem Kopf?«
»Lass uns nicht darüber reden, Jack.«
»Dann will ich dir lieber sagen, wie gut du aussiehst.«
»Das ist schon besser.«
»Irgendetwas an dir ist anders. Die Art, wie du mich ansiehst.«
Er hätte ihr antworten können, dass er sie jetzt mit den Augen eines Ehemannes sah und dass das für ihn tatsächlich eine neue Erfahrung war. Er sah sie als eine Frau, die sich heute Abend zu ihm und Eleanor ins Bett legen würde.
»Du bist sehr tapfer, Gray. Danke.«
Er streichelte ihre Wange, erwiderte aber nichts. Bischof Langston räusperte sich.
»Vielleicht werde ich genauso romantisch wie Lord Prith, und wir heiraten in den nächsten Jahren noch mehrmals.«
»Vielleicht habe ich bei unserer nächsten Hochzeit genug Zeit, um mir ein Hochzeitskleid schneidern zu lassen.«
Wenn jemand fand, dass das hellgelbe Seidenkleid mit den engen langen Ärmeln und dem hoch angesetzten Mieder nicht passend für eine Braut war, so hatte doch niemand etwas dergleichen gesagt. »Ja«, erwiderte Gray, tätschelte ihre Wange und wandte sich dann an Bischof Langston. Der Bischof lächelte sie milde an und nickte. »Jetzt, Mylord, Mylady, möchte Quincy, glaube ich, verkünden, dass uns im Esszimmer ein hervorragendes Hochzeitsmahl erwartet.«
»Mit Champagner«, rief Lord Prith, Helen Mayberrys Vater, aus. »Das ist das Beste an Hochzeiten - der Champagner. Auch wenn ich, wie in diesem Fall, Braut und Bräutigam nicht kenne, bringe ich doch immer eine Flasche besten Champagner zu den Feierlichkeiten mit.«
»Ich finde«, sagte Tante Mathilda, die tiefschwarz gekleidet war, »das ist eine wundervolle Sitte, die man übernehmen sollte. Habt Ihr Eure Flasche schon Quincy gegeben?«
Lord Prith beäugte Tante Mathilda wie eine fette Taube. Jack warf ein: »Tante Mathilda, ich habe noch nie in meinem Leben Champagner getrunken.«
»Du wirst nicht sehr viel trinken«, sagte Gray. Bevor sie diesem strikten Befehl widersprechen konnte, beugte sich Mr. Harpole Genner über ihre Hand. »Ein hübscher Ring. Hat er Eurer Mutter gehört, Gray?«
»Nein«, erwiderte Gray, »meiner Großmutter.«
Mr. Genner sagte: »Dies ist ein äußerst glücklicher Anlass, Mylady. Es ist jammerschade, dass Lord Burleigh immer noch zu krank ist, um an der Festlichkeit teilzunehmen. Ach, vielleicht wacht er bald auf. Ja, er wird entzückt sein zu hören, dass sein Mündel und sein Patensohn Mann und Frau geworden sind.«
»Weiß man denn immer noch nicht, ob Seine Lordschaft die Krankheit überleben wird?«, fragte Gray.
Mr. Genner schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn gerade
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