Scharade der Liebe
Hals umgedreht. Alles in allem hast du Glück gehabt, mehr Glück, als du verdienst.
Und jetzt geh bitte. Geh nach Hause. Sag meinem Stiefvater und deinem Vater, dass keiner von ihnen auch nur einen Pfennig von meinem Geld zu sehen bekommt. All mein Geld wird Gray gehören. Geh jetzt, Arthur.«
»Ja«, warf Helen ein, »geht jetzt. Ich würde Euch auch empfehlen, Eure nassen Kleider auszuziehen, damit Ihr keine Erkältung bekommt.«
»Zieht Eure nassen Kleider anderswo aus, Arthur«, sagte Gray. »Verschwindet jetzt.«
16
»Nein«, heulte Arthur, »das ist nicht gerecht. Ich brauche eine neue Weste, diese hier ist fast ein Jahr alt, aber sie hat jetzt wohl ihren Dienst getan, und ich brauche eine neue.«
»Ach, hat dir dein Papa etwa eine neue Weste versprochen, wenn du mich nach Schottland entführst?«
»Ja, und eine stattliche Entschädigung. Komm schon, Winifrede. Steh auf. Wie du aussiehst! Deine Haare hängen strähnig um dein Gesicht, du trägst ein zerknittertes Kleid, in dem du albern aussiehst, und hier steht diese Frau, die größer ist als ich und mir wahrscheinlich ohne weiteres den Hals umdrehen könnte. Wahrscheinlich könnte sie mich wirklich aus dem Fenster werfen. Allerdings ist sie sehr hübsch, und wahrscheinlich wäre es für einen Mann äußerst angenehm, sie in einer kalten Nacht im Bett zu haben.«
Dr. Brainard erhob sich und reckte seine magere Brust. Er fuchtelte mit einer Flasche seines selbstgebrauten Löwenzahntonikums. »Hütet Eure Zunge, Ihr unverschämter Bursche. Helen könnte sich auf Euch legen und Euch ersticken. Dazu bräuchte sie sich noch nicht einmal anzustrengen.«
Helen warf ein: »Komm, Ossie, der Junge ist nur erregt und kann nicht klar denken. Untersuch du deinen Patienten, ich kümmere mich schon um den unverschämten Burschen.«
Ossie blickte pflichtbewusst auf Gray, dann sagte er rasch: »Ach du meine Güte, Mylord. Miss Helen hat Recht. Euer Gesicht ist ganz gerötet. Ich bitte Euch, still zu liegen. Springt bloß nicht völlig unbekleidet aus diesem Bett und schlagt den jungen Mann nieder, der jetzt gleich von Miss Helen die Meinung gesagt bekommt.«
Grays Kopf fühlte sich an, als würde er gleich platzen.
Trotzdem gelang es ihm aufzustehen, wobei er die Laken wie eine Toga um sich wickelte.
»Ihr habt Jack gestohlen?«
»Ja, natürlich«, erwiderte Arthur, »sie und ich werden heiraten. Sie hat mir eine Nachricht geschickt und mich gebeten, sie aus Eurem Haus am Portman Square wegzuholen. Wir waren auf dem Weg nach Schottland.«
»Jack? Möchtest du diesen Kerl heiraten?«
»Du meine Güte, nein, Gray. Er ist ein wertloser Schurke, ein Wüstling, der zu nichts taugt. Ich finde, Helen sollte ihm den Hals brechen oder ihn zumindest in den Schweinetrog werfen.«
»Das«, sagte Helen und trat auf Arthur zu, »ist vielleicht eine gute Idee. Ihr langweilt mich, Sir. Ihr regt Dr. Brainards Patienten ungebührlich auf. Ihr habt das Kleid von einem meiner Zimmermädchen beleidigt, das sie freundlicherweise Jack geliehen hat.«
»Bleibt stehen«, schrie Arthur und fuchtelte mit der Pistole herum. »Wenn Ihr tot wärt, Mylord, dann könnte niemand außer mir Winifrede heiraten. Das ist ihr Name, nicht Jack. Jack ist der Name des Kammerdieners.«
»Ihr würdet wegen Mordes gehängt, Ihr Schwachkopf«, erwiderte Jack. »Nein, das stimmt nicht. Bevor Ihr an den Galgen kämt, würde ich Euch eigenhändig umbringen. Gebt auf, Arthur. Geht nach Hause.«
Gray merkte, dass er zusammenbrechen würde, wenn er sich nicht gleich hinsetzte. Das Zimmer drehte sich um ihn. Jack lief zu ihm. »Bitte, Gray, leg dich wieder hin. Du könntest ernsthaft verletzt sein. Bitte.«
Arthur packte sie am Arm und zog sie zurück. Gray wurde wütend. Er trat hinter Arthur, ergriff seinen anderen Arm und drehte ihn ihm auf den Rücken. Arthur schrie vor Schmerz. Der Sack fiel zu Boden, und Jack trat ihn weg. Dann sagte Gray mit der drohendsten Stimme, die Jack jemals von ihm gehört hatte: »Lass sie los, du Idiot.«
»Nein, sie muss mir gehorchen, sie braucht Disziplin ...«
»Disziplin, sagt Ihr?«, meinte Dr. Brainard und trat
einen Schritt auf Arthur zu. »Nun, Miss Helen hier weiß alles über Disziplin. Sie ist da äußerst erfinderisch.«
»Lass sie los«, wiederholte Gray und zog Arthurs Arm ein wenig höher.
Arthur schrie wieder auf und ließ Jack los. Sie trat ihn gegen das Schienbein. Er schrie erneut.
»Und jetzt lass diese hässliche kleine Pistole fallen«, befahl
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