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Scharade der Liebe

Titel: Scharade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sein.«
    Sir Henry starrte in das Feuer. Schließlich sagte er: »Ich merke nun, dass Winifrede mich getäuscht hat, indem sie vorgab, dass Georgina ihr nichts bedeute. Aber das stimmte gar nicht, nicht wahr? Ich habe erst jetzt festgestellt, wie sehr sie das Kind liebt.« Sir Henry schwieg, dann ergriff er eine Feder von seinem Schreibtisch und fragte: »Wollt Ihr Eurer Frau nicht eine Freude machen, Mylord?«
    Gray zog eine Augenbraue hoch. »Ihr eine Freude machen? Sie ist meine Frau. Das sollte ihr genug Vergnügen bereiten.«
    »Nein, Ihr missversteht mich. Sie möchte das Kind bei sich haben. Wenn Ihr Winifrede das Kind verweigern würdet, müsstet Ihr sie wahrscheinlich mit Gewalt von hier wegzerren. Was meint Ihr dazu?«
    »Ich habe sicher nichts dagegen, wenn Jack das Kind ein- oder zweimal im Jahr besuchen möchte. In einem halben Jahr bin ich sicher so weit befriedigt, dass ich es ertragen kann, wenn sie mal eine Woche oder so von mir weg ist.«
    Sir Henry errötete. Gray sah es ganz deutlich, obwohl der Kerzenschein nicht allzu hell war. »Was meint Ihr mit >befriedigt    »Ich meine«, erwiderte Gray und rieb seinen Siegelring, »dass Jack ein reizendes Mädchen ist. Ich genieße ihre Jugend und ihre Unschuld. In einem halben Jahr jedoch wird sie mir nichts Neues mehr zu bieten haben. Dann kann sie gern hierher zu Besuch kommen.«
    In der Bibliothek war es auf einmal viel dunkler, und die Luft wurde ganz dick. Gray blickte auf seine Stiefel. Sein Kammerdiener Horace war ein Zauberkünstler in Bezug auf Stiefel. Er konnte sich immer noch in ihnen spiegeln, obwohl es bereits drei Tage her war, seit Horace sie mit seinem Spezialmittel bearbeitet hatte. Er wartete geduldig. Sir Henry saß hinter einem riesigen Mahagonischreibtisch und lehnte sich so weit zurück, dass er mit dem Kopf beinahe an seinen Bücherschrank stieß. Er drehte immer noch den Federkiel zwischen seinen Fingern.
    »Mrs. Finch mag Georgina nicht«, sagte Sir Henry schließlich.
    »Das kann doch nicht so wichtig sein.«
    »Ich habe vor, sie zu heiraten. Sie will das jämmerliche kleine Geschöpf nicht als Stieftochter.«
    »Ah.«
    »Ah was?«
    »Das ist Gott sei Dank nicht mein Problem. Nun, ich denke, Jack wird erst abreisen wollen, wenn sie sicher sein kann, dass es ihrer kleinen Schwester wieder gut geht. Wir sehen uns morgen früh, Sir Henry.«
    Gray nickte und verließ rasch die Bibliothek. Er hatte nur ein paar Samenkörner gepflanzt und ihnen ein bisschen Wasser gegeben. Aber anscheinend lag Sir Henry mehr daran, das Kind loszuwerden, als sich an Jack zu rächen. Wenn Mrs. Finch nicht aufgetaucht wäre, sähe es wahrscheinlich anders aus. Nun, er würde ein wenig abwarten und Sir Henry die Gelegenheit geben, zu ihm zu kommen. Ja, Mrs. Finch war ein unerwartetes Geschenk, ein Glücksfall.
    Er pfiff vor sich hin, als er in den Flur trat. Wie ein Schatten war auf einmal Jack über ihm, rammte ihm die
    Fäuste in den Magen und trat ihm gegen die Schienbeine. Sie keuchte nur, sagte aber kein Wort.
    Er packte ihre Hände und hielt sie fest. Ganz leise sagte er: »Jack, was, zum Teufel, soll das? Hör verdammt noch mal damit auf, mich umbringen zu wollen! Was tust du hier?«
    »Du Bastard«, keuchte sie. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und biss ihn in den Nacken. Er hätte fast aufgeschrien, aber in letzter Minute gelang es ihm, den Schmerzenslaut zu unterdrücken. Er wollte auf keinen Fall, dass Sir Henry aus der Bibliothek kam und sie sah.
    »Du elender Bastard, ich hätte wissen sollen, dass du genauso bist wie all die anderen Männer auf dieser finsteren Welt. Ich hasse dich, Gray, ich hasse dich.«
    Er schlang die Arme um sie und zog sie fest an sich. Dann küsste er sie aufs Ohr. Sie zitterte vor Wut. »Wie viel hast du gehört?«, flüsterte er in das Ohr, das er gerade geküsst hatte.
    »Bastard!«
    »Vermutlich bist du heruntergekommen, weil du Angst hattest, dass Sir Henry mich ersticht?«
    »Ja. Ich wünsche, er hätte es getan.«
    »Jack, ich bin dein Mann. Hast du mir nicht versichert, dass du mir vertraust? Noch vor einer halben Stunde? Oben im Eichenzimmer? Hast du nicht geschworen, dass du mir vertraust?«
    »Ich habe mich geirrt.«
    Er drückte sie noch fester an sich. »Lass uns irgendwohin gehen, wo wir allein sind. Ich möchte nicht, dass Sir Henry herauskommt und das mit ansieht. Er ist nicht dumm, Jack. Und im Augenblick habe ich ihn genau da, wo ich ihn haben wollte. Eigentlich hat er sich sogar selbst in

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