Scharade der Liebe
ihn einfach auf einen Abfallhaufen geworfen. Ryder hat ihn gerettet und zu Jane gebracht. Damit hat alles angefangen. Vor ungefähr sechs Jahren hat Ryder ein neues Haus gebaut, neben dem Haus, das er mit Sophie in den Cotswolds bewohnt. Ich glaube, im Augenblick sind fünfzehn Kinder aller Altersstufen da. Als ich vor Jahren einmal zu Besuch war, hat Ryder mir seine Tochter vorgestellt. Er war gerade dabei, ihr die Haare zu kämmen, und sie hat mir liebenswürdigerweise gestattet, an ihr zu üben.« Er schwieg einen Augenblick und dachte an eine Vergangenheit, die nicht nur angenehm gewesen war.
»Jennys Mutter starb bei ihrer Geburt. Sie ist geistig behindert, aber sie ist das süßeste Mädchen, das du dir vorstellen kannst, Jack. Sie muss mittlerweile zwölf oder dreizehn sein. Und sie ist wunderschön, wie ihr Vater.
Seit Jenny habe ich vielen kleinen Mädchen die Haare gekämmt und manchmal sogar geflochten. Nun, möchtest du wissen, was Ryder mir als wichtigsten Bestandteil einer Ehe empfohlen hat?«
Jack blinzelte, und er merkte, dass sie weinte. »O nein, Jack, ich wollte dich nicht zum Weinen bringen. Es ist eine gute Geschichte, keine traurige.«
Er zog sie an sich. »Nein, weine nicht. So ist es recht,
Georgie, streichle ihr das Gesicht - oder zieh sie am Ohr. Dann geht es ihr bestimmt gleich besser.«
Sie schniefte noch ein paarmal, dann hob sie ihr Gesicht. »Ich fand, dass Ryder Sherbrooke sehr gut aussieht, und dachte, er sei einfach nur ein charmanter und wahrscheinlich unglaublich reicher Mann. Ich bin grässlich.«
»N-Nein, b-bist du n-nicht, Freddie.«
»Du hast Recht, Georgie. Unsere Jack - das ist jetzt ihr Name, wenn es dir nichts ausmacht - ist die beste aller Schwestern und Ehefrauen. Nein, Jack, hör zu. Wir kennen die anderen doch nie wirklich, oder? Du triffst jemanden für kurze Zeit und erfährst etwas über ihn. Aber bei Ryder war es sowieso anders. Noch nicht einmal seine Familie wusste, was er tat.«
»Und wie hast du es herausgefunden?«
»Nun, er hat mir geholfen, als ich vor fünf Jahren in großen Schwierigkeiten steckte. Und dann hat er es mir nach und nach erzählt, ohne dabei allerdings ins Detail zu gehen.«
»Du meine Güte, Gray, was für Schwierigkeiten?«
Er öffnete den Mund, schloss ihn aber stirnrunzelnd wieder. »Es ist besser, wenn du es nicht weißt. Eigentlich weiß es niemand. Das ist das Beste.«
»So wie es das Beste war, dass niemand wusste, dass Ryder Kinder rettet?«
»Nein, nichts in der Art. Vergiss es, Jack.«
»Ich bin deine Frau.«
»Gerade so eben.«
»I-Ich bin d-deine Schwester«, warf Georgie ein, strahlte Gray an und legte ihm ihr Händchen aufs Kinn.
»Das bist du bestimmt«, erwiderte Gray und küsste ihre Finger.
Jack wartete, aber er sagte nichts mehr. Vielleicht war es ja nicht für die Ohren des kleinen Mädchens geeignet. »Nun gut, du willst es mir also nicht erzählen. In Ordnung. Dann sag mir, was Ryder Sherbrooke für den wichtigsten Bestandteil einer Ehe hält.«
Er blickte auf und sah Dolly mit einem kleinen Tablett in der Hand in der Tür stehen. »Ah, Georgie, da ist Dolly mit Milch und Plätzchen für dich. Möchtest du mit ihr gehen? Danach kannst du wiederkommen und in unserem Zimmer schlafen.«
»Es sind wahrscheinlich Mandelplätzchen, Georgie«, sagte Jack, und das wirkte sofort. Georgie lief zu Dolly.
»Ich bringe sie gleich wieder zurück«, meinte Dolly. Sie warf ihnen einen Blick zu, errötete und wandte rasch den Blick ab.
Gray schwieg, bis Dolly den Raum verlassen hatte. Dann wandte er sich Jack zu und gab ihr einen Kuss. Schließlich flüsterte er: »Dolly weiß, was in mir vorgeht. Du wahrscheinlich auch. Ich erzähle es dir schon noch. Aber nicht gerade jetzt, Jack. Die Kleine kommt gleich wieder. Hab Geduld.«
»In Ordnung. Ich glaube, ich gehe ebenfalls ein paar Plätzchen essen. Ich bringe Georgie dann wieder mit zurück, Gray.«
Eine Stunde später schliefen beide Schwestern fest. Gray fiel es äußerst schwer, dicht neben seiner Frau auf dem weichen Bett zu liegen und ihrem leisen Schnarchen und Seufzen zu lauschen. Sie schlief unruhig. Als sie ihm das dritte Mal den Ellbogen in die Rippen stieß, gab er auf. Folter, dachte er, als er sie an sich zog. Aber Folter war in diesem Fall wahrscheinlich besser als Schmerz. Mit Jack in den Armen schlief er ebenfalls ein.
Jack sagte: »Du bist nackt, Gray.«
Er erwachte von ihren Worten und dem Duft nach Kaffee. Sie lag auf ihm und lächelte ihn
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