Scharade der Liebe
verlassen.«
»Verflucht, da hast du Recht.«
Ryder ging erregt im Salon auf und ab. »Um es kurz zu machen«, sagte er, als Jack und Gray eintraten, »ich habe mich nach langem Nachdenken dazu entschlossen, für das Parlament zu kandidieren. Es ist natürlich wegen der Kinder. Wir brauchen Gesetze, um die Kinder zu schützen. Es ist schrecklich, wie Kinder hier in England behandelt werden können.« Er blieb stehen und brüllte mit rotem Kopf: »Und mein verdammter Gegner, ein gewisser Mr. Horace Redfield, ein Mann mit einem dicken Bauch und stinkendem Atem, erzählt jedem, Brandon House sei gar kein Heim für Kinder, die ich gerettet habe, sondern ich hätte einfach alle meine Bastarde dort untergebracht.
Meine Bastarde! Man hat mich gewarnt, niemals einem Whig zu trauen und mich vor ihren perfiden Zungen zu hüten. Ich hätte es wissen müssen! Er hat sogar Zeugen!«
Gray stieß einen bewundernden Pfiff aus. »Dann wärst du ja jahrelang beschäftigt gewesen, Ryder«, sagte er. »Und du müsstest schon eine äußerst verständnisvolle Frau haben. Wie viele Kinder sind zur Zeit da?«
»Vierzehn. Aber die Zahl ändert sich dauernd. Und das ist noch nicht alles. Redfield behauptet auch, einige der Bastarde stammten von meinen Brüdern, und ich sei nur der Verteiler ihrer ungehemmten Lust. Man hat mir erzählt, er habe sogar hinter vorgehaltener Hand geflüstert, mein Bruder Tysen, der Pfarrer, habe ein paar seiner unehelichen Bälger in Brandon House abgegeben. Großer Gott, du kennst doch Tysen, Gray. Er würde schreiend davonlaufen, wenn ihm ein anderes weibliches Wesen als seine flachbrüstige, frömmelnde Frau auch nur zuzwinkern würde. Verdammt, ich werde den Mistkerl erwürgen!«
»Also weiß Douglas noch gar nichts davon?«
»Nein, Jack, er weiß noch nichts.« Ryder schwieg einen Augenblick lang, dann betrachtete er Jack genauer und sagte: »Ich glaube, ich habe dich auf eurem Hochzeitstag kennen gelernt.«
»Ja«, erwiderte Jack. »Könnt Ihr nicht einfach die Wahrheit sagen, Mr. Sherbrooke? Würde das nicht genügen, um Mr. Redfield und all seine Lügen bloßzustellen?«
»Nenn mich Ryder«, sagte er und rieb sich nachdenk-lich über das Kinn. »Ich habe schnell begriffen, dass es in der Politik so etwas wie die Wahrheit nicht gibt. Dort zählt nur, wer am besten lügen, wie gut er die Dinge zu seinem Vorteil wenden kann und wie viele Zeugen er hat, die genauso gut lügen können wie er.
Mr. Redfield redet ständig darüber, wie sehr er den heimischen Herd und die Familie schätzt. Und mich stellt er als verkommenes Subjekt hin, als Mann, der die geistigen Werte der Ehe nicht schätzt und seine Bastarde offen zur Schau stellt, wobei sein ergebenes Weib das alles auch noch mitmacht.«
Jack erwiderte: »Allerdings sollte die Tatsache, dass deine Bastarde in deiner Nähe aufwachsen, alle davon überzeugen, dass du ein guter, verantwortungsbewusster Mann bist, der für jedes Kind sorgt, das er in die Welt setzt.«
Gray verdrehte die Augen. »Jack, du bist lieb und süß und sehr naiv. Die Gehirne der Menschen funktionieren nicht so. Wir reden später noch darüber. Was gibt's noch, Ryder?«
»Ich habe außerdem gehört, dass Mr. Redfield die Leute besticht, damit sie seine lächerliche Geschichte weitererzählen. Die Menschen sind gutgläubig, weil ihr eigenes Leben so langweilig ist. Gib ihnen eine Chance, im Dreck anderer zu wühlen, und sie springen bereitwillig hinein. Wie du schon sagtest, Gray, die Menschen sind nicht vernünftig. Natürlich wissen sie alle seit Jahren von Brandon House. Großer Gott, wir bestellen im Ort riesige Mengen von Nahrungsmitteln und Stoffe bei der Kleiderfabrik. Weißt du eigentlich, wie viel Leder wir allein für Schuhe benötigen? Du weißt doch, wie schnell die Kinder wachsen, Gray. Es ist manchmal schwer, mit ihnen Schritt zu halten.
O ja, sie kennen die Wahrheit, aber weil Mr. Redfield jetzt einen angeblichen Skandal ins Spiel gebracht hat, wollen sie natürlich die altbekannten Tatsachen lieber vergessen und auf den neuen Wagen aufspringen. Das ist doch viel spannender als ein Heim für missbrauchte Kinder, und genau das ist die Wahrheit, Jack.«
»Trink einen Tee, Ryder«, sagte Jack und drückte ihm eine Tasse in die Hand. »Es wird schon alles in Ordnung kommen. Wir werden eine Strategie entwickeln.«
»Wo hast du den Tee her?«
»Quincy ist hereingekommen«, erwiderte Gray. »Du warst so aufgebracht, dass du ihn nicht bemerkt hast. Komm, setz dich,
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