Scharade der Liebe
zu vergessen, dass es mich überhaupt gibt.«
»Unsinn«, sagte Douglas. »Du holst Schlussfolgerungen aus deinem mächtigen Busen hervor, die nicht mehr Wahrheitsgehalt als ein schlechter Traum haben.«
Alexandra Sherbrooke, klein und zart wie ein Porzellanfigürchen, so üppig ausgestattet wie ein Rubensmodell, mit roten Haaren, die leuchteten wie ein irischer Sonnenuntergang, schrie ihren großen dunkelhaarigen Ehemann an: »Du willst eine blonde Schlampe, die so groß ist wie du, Douglas? Du willst ein Weib, das dir genau in die Augen sehen kann, mit Eiscreme füttern? Du bist meiner überdrüssig? Nun, das können wir ändern!«
Alexandra zog einen Stuhl vor ihren Mann, kletterte darauf und starrte auf ihn herunter. »So, gefällt dir das, Douglas? Bin ich jetzt groß genug für dich?«
»Ich kann genau in den verdammten Spalt zwischen deinen Brüsten sehen«, erwiderte der Earl von Northcliffe.
»Ähm, Jack, darf ich jetzt aufstehen?«
»Wenn du dich weit genug entfernt hältst, geht es vielleicht.« Jack reichte ihm die Hand, wendete jedoch ihren Blick nicht von dem Schauspiel, das ihnen der Graf und die Gräfin boten. Dann jedoch zog sie ihre Hand zurück. »Nein, Gray, ich glaube, du bleibst am besten noch ein wenig liegen. Das ist wahrscheinlich der sicherste Ort in diesem Zimmer. Meinst du, ich soll uns Tee oder so etwas bestellen?«
Gray hörte ihr jedoch nicht zu. Er blickte Douglas an. »Nein, Douglas«, sagte er leise, »nein, tu es nicht, Douglas. Ich empfehle dir, diese Idee sofort wieder zu vergessen.« Aber es geschah doch. Gray schrie: »Nein, Douglas, tu es nicht.«
Aber der Earl schenkte ihm keine Aufmerksamkeit.
Er beugte sich vor und küsste die Brustspitze seiner Frau.
23
Alexandra Sherbrooke kreischte auf und schlang ihre Arme um den Hals ihres Mannes. Er hob sie sanft vom Stuhl herunter.
Jack sagte noch einmal, dieses Mal etwas lauter: »Möchtet ihr Tee? Alex? Douglas?«
Douglas Sherbrooke blickte seine Gastgeber an und begann zu lachen. »Verzeiht uns. Normalerweise sind wir recht angenehme Gäste.«
Alex packte die große Hand ihres Mannes und biss ihn in den Daumen. »Du magst ja über all das lachen und scherzen und sogar versuchen, mich in Sicherheit zu wiegen, Douglas, aber es wird nicht funktionieren. Ich werde nicht zulassen, dass du mich mit dieser schrecklichen Helen betrügst. Und ich ändere meine Meinung auch nicht. Du solltest es nicht einmal in Erwägung ziehen, Douglas, ganz gleich, wie groß und schön und stark sie ist.«
»Du meine Güte, Alex, ich habe dich nicht betrogen, und ich würde dich auch nie betrügen.« Er rieb seine Nase an ihrer. »Hör jetzt endlich auf mit dieser Eifersucht.«
»Und nachdem du mit ihr zu Gunthers gegangen bist und ihr zwei Portionen Eis - jawohl, zwei Portionen! - verfüttert hast, bist du mit ihr in deinem Phaeton im Park ausgefahren.«
»Wer, zum Teufel, hat dir das denn erzählt?«
»Heatherington. Er wollte wissen, wer die blonde Göttin war, die fast bei dir auf dem Schoß saß und der du am liebsten die Hände geleckt hättest.«
»Heatherington«, sagte Douglas zu Jack, »ist ein Mann, der ein so ausschweifendes Leben führt, dass er nicht glücklich ist, wenn er nicht von jedem anderen Mann dasselbe behaupten kann. Er wollte dich nur peinigen, Alex, weil du dich von ihm nicht verführen lässt. Für ihn ist das ein Spiel, weiter nichts.«
Alex trat einen Schritt zurück. »Ich weiß, was ich jetzt mache«, sagte sie und breitete die Arme aus. »Ja, ich habe beschlossen, ich werde heute Nachmittag im Park ausreiten. Nein, es ist ja schon Nachmittag. Ich werde morgen früh im Park ausreiten, und zwar nicht allein. Ich werde mich von einem Herrn begleiten lassen, der so aussieht, als würde er mir am liebsten die Füße küssen. Ich werde den restlichen Nachmittag heute damit verbringen, mir einen geeigneten Herrn auszusuchen. Ich werde herausfinden, wo Heatherington wohnt. Ich frage mich, ob er wohl in körperlichen Angelegenheiten genauso bewandert ist wie du, Douglas. Auf Wiedersehen, Gray. Jack. Herzlichen Glückwunsch zu eurer Hochzeit. Es tut mir Leid, dass die Ehe die reinste Hölle ist.«
Alexandra Sherbrooke ergriff ihren Umhang und ihren kleinen Strohhut und marschierte aus dem Salon.
Alle standen wie erstarrt und hörten zu, wie Quincy keuchend zur Vordertür eilte und rasch auf sie einredete: »Nein, Mylady, Ihr wollt doch bestimmt noch nicht gehen. Ich habe Euch nicht einmal einen Tee gebracht oder
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