Scharfe Pranken
einem Kavalier?«
»Es gibt einen Unterschied.«
»Und der wäre?«
»Einen Unterschied eben. Du solltest nicht über mich urteilen.«
»Ich urteile nicht über dich. Ich kann dir nur nicht folgen.«
Blayne zeigte mit dem Finger auf ihn. »Willst du meine Hilfe oder nicht?«
»Moment mal eben. Du brauchst meine Hilfe.«
»Wie ich schon sagte, wir müssen uns gegenseitig helfen.«
»Nicht wirklich.«
»Doch, wirklich. Du brauchst ein Sozialleben.«
»Nein. Brauche ich nicht.«
»Brauchst du doch. Du bist fast dreißig. Noch ein paar Jahre und du verwandelst dich in einen gebrochenen alten Ex-Sportler: allein, verbittert, ungeliebt. Irgendeine Nutte oder ein Showgirl aus Las Vegas heiratet dich wegen deines Geldes und bringt dich schließlich um, während du schläfst. Ist es das, was du willst?«
»Nicht, wenn du es so ausdrückst.«
»Natürlich willst du das nicht. Und dafür bin ich da. Um dafür zu sorgen, dass dein Leben nicht in Elend und Verzweiflung endet. Und du bist da, um dafür zu sorgen, dass ich dieses Jahr bei der Meisterschaft der Star bin. Wir helfen uns gegenseitig, Kumpel.«
»Nenn mich nicht Kumpel. Und ist es wirklich so schwer, der Star bei der Derby-Meisterschaft zu sein?«
»Tatsächlich …«
»Sind deine Shorts nicht kurz genug? Brauchst du einen Push-up?«
»Ich versuche gerade, dir zu helfen.«
»Ich bin mir immer noch nicht sicher, dass ich deine Hilfe brauche.«
»Oh, das tust du.« Sie legte eine Hand auf ihre Brust. »Und weil ich so ein netter, großzügiger Mensch bin, werde ich auch genau das tun. Dir helfen.«
»Und wie?«
»Daran arbeite ich noch. Aber bis ich es rausgefunden habe, können wir an mir arbeiten.«
Bo schaute auf seine Uhr und zuckte zusammen, als er feststellte, dass er bereits achtundzwanzig Minuten verloren hatte, während er sich mit ihr unterhalten hatte. »Blayne, ich hab wirklich keine Zeit für …«
»Komm schon. Eine Stunde am Morgen? Eine Stunde? Und es ist ja auch nicht für immer. Nur bis zur Meisterschaft.«
Bo ging seinen Trainingsplan im Kopf durch.
Sie legte beide Hände auf seinen Unterarm und sah zu ihm hoch. »Bitte?«
Wie könnte er diesem Gesicht etwas abschlagen, diesen großen Hundeaugen? Er konnte es nicht. »Eine Stunde. Von sieben bis acht. Aber das ist alles.«
»Jippie!« Ohne Anlauf sprang Blayne ihn an und schlang ihre Arme um seinen Hals. »Danke! Das ist toll!« Sie drückte ihn, ließ ihn jedoch wieder los, bevor er seine Arme um sie schlingen konnte. Verdammt!
Sie wackelte auf ihren Rollschuhen hin und her. »Ich bin so aufgeregt!«
»Sei pünktlich, Blayne«, mahnte er.
»Ja, sicher.«
»Nein, nein.« Er packte sie am Arm. »Du trägst immer noch diese alberne Uhr.«
»Sie ist hübsch.«
»Aber sie zeigt die Zeit nicht an. Wie willst du pünktlich sein, wenn du keine funktionierende Uhr hast?«
»Ich werde pünktlich sein. Versprochen!« Im nächsten Moment drückte sie ihn erneut an sich und schlang ihre Arme um seine Taille. »Oh!« Sie lehnte sich zurück und schaute zu ihm hinauf. »Wo wir gerade davon sprechen: Wie spät ist es?«
»Acht Uhr dreißig.«
»Scheiße! Ich komme so was von zu spät, verflucht!« Sie rollte davon.
»Das erfüllt mich nicht gerade mit Zuversicht, Blayne.«
»Ich werde da sein. Morgen um sieben. Ich werde pünktlich sein. Versprochen!«
Sie skatete zu einem Haufen … Zeug hinüber. Hektisch stopfte sie den ganzen Kram in einen Rucksack – ohne den geringsten Anflug eines Versuchs, die Sachen vorher zu ordnen – und schwang ihn sich auf die Schultern. »Ich danke dir … äh …«
»Du weißt nicht, wie ich heiße?«
»Ich weiß, wie du heißt! Ich weiß nur nicht, wie ich dich nennen soll. Soll ich dich Novikov nennen oder Coach oder Mr. Novikov oder Marodeur?«
»Bo. Nenn mich Bo.«
»Mir gefällt Novikov.« Er wunderte sich, dass sie sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, ihn zu fragen. »Und du kannst mich Blayne nennen.«
»Wie ich es schon die ganze Zeit getan habe?«
»Ganz genau!«
Sie eilte zur Tür.
»Skatest du zur Arbeit?«
Sie blieb stehen und blickte auf ihre Rollschuhe hinunter. »Ups«, lachte sie. »Ich schätze, das tue ich jetzt wohl.« Sie sah ihn wieder an und zuckte mit den Schultern. »Wenn ich zu spät ins Büro komme, reißt Gwen mir den Arsch auf. Oh! Und außerdem spreche ich heute sowieso nicht mit ihr. Ha! Nimm das, du Kätzchen – dafür, dass du denkst, ich sei zu schwach für die Babes!«
Dann war sie
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