Scharfe Pranken
glücklich zu sein. Sie soll einfach nur ihre Klappe halten und seelenruhig abwarten, bis sie von diesen Mistkerlen geschnappt wird. Ich finde nicht, dass das zu viel verlangt ist.«
»Ich denke, wir wissen beide, dass es nicht so einfach sein wird.«
»Schön, aber viel länger ertrage ich ihre Verrücktheit nicht mehr.«
»Ich weiß. Ich weiß. Wir besprechen das bei der nächsten Teamsitzung, okay?«
»Wie du meinst. Aber ich verstehe wirklich nicht, warum du sie nicht einfach mit zu dir nach Hause nimmst. Wenn sie erst mal die Deine ist, steht sie unter dem Schutz deiner Familie. Dagegen können sie nichts machen.«
Der Wolf starrte sie lange an, bevor er schließlich fragte: »Wenn Blayne die Meine ist? Meinst du … meinst du damit, ich soll Blayne markieren?«
Dee-Ann tat, was auch ihr Daddy immer tat, wenn ihm jemand eine dumme Frage stellte: Sie sagte nichts und wartete, bis demjenigen selbst aufging, dass er eine dumme Frage gestellt hatte. Und tatsächlich ging dem Wolf ziemlich schnell ein Licht auf. Sein ganzer Körper spannte sich an.
»Ich kann Blayne nicht markieren. Sie ist wie eine Schwester für mich.«
»Mhm.«
»Ich kann dir versichern, dass mein Interesse an Blayne rein freundschaftlich ist, Dee-Ann. Ich bin … anderweitig interessiert.«
Was immer das auch bedeuten mochte. Dee-Ann war es egal, so oder so. Ihr größtes Problem war es im Moment, Blayne Thorpe ein für alle Mal von ihrer To-do-Liste zu streichen. Aber bis das passierte, hatte sie eine Möglichkeit gefunden, nicht mehr jeden Tag Blaynes Wachhund spielen zu müssen. Normalerweise hätte Dee-Ann ihren befehlshabenden Offizier über die Veränderungen informiert, die sie vorgenommen hatte. Aber die Gruppe war nicht die Marines, und Ulrich Van Holtz nicht ihr befehlshabender Offizier. Er war nur ein reicher Junge mit einem einflussreichen Onkel, der ihn mochte. Also würde Dee tun, was sie schon seit Monaten tat: ihren Job auf ihre Weise erledigen, ohne Van Holtz davon in Kenntnis zu setzen. Warum sich die Mühe machen? Der Junge war zwar so nutzlos wie Titten an einem Bullen, aber er sorgte immer noch dafür, dass sie pünktlich bezahlt wurde. Und mit ihrer Bezahlung war sie durchaus zufrieden. Es war mehr, als sie erwartet hatte, und viel mehr, als sie brauchte, selbst in dieser lächerlich teuren Stadt. Trotzdem war es gut, eine Altersvorsorge zu haben. Besonders, da sie noch nie eine gehabt hatte.
»Verstanden?«, fragte er.
»Ja, sicher.« Was auch immer . Sie verstand Männer nicht. Es schien ihm egal zu sein, dass Blayne eine Hybride war, und die beiden gaben ein wirklich hübsches Paar ab. Davon abgesehen würde dieser steinreiche Eishockeyriese Blayne dem guten Mr. High Society direkt vor der Nase wegschnappen, wenn er nicht aufpasste. Ein Blick, und Dee-Ann hatte erkannt, dass Novikov ausschließlich nach seinen eigenen Regeln spielte. Und die Art, wie er das kleine Ding ansah … Wenn Dees Daddy glaubte, dass ihn niemand beobachtete, sah er ihre Momma immer noch genauso an, wie Novikov Blayne ansah.
Aber auf lange Sicht war das nicht Dees Problem. Wenn Van Holtz seine Chancen bei dieser Idiotin verspielen wollte, dann war das seine Sache.
In der Annahme, die Unterhaltung sei beendet, verließ Dee das Zimmer und ignorierte das »Wo zur Hölle ist sie denn jetzt schon wieder hin?«, das ihr folgte.
Da Blayne der Ansicht war, dass sich die beiden Bären schon viel zu lange anstarrten, schnappte sie Novikovs Hand und zog ihn von der Couch und Lock MacRyrie weg.
Zu ihrer Überraschung folgte er ihr ohne Widerspruch, und sie führte ihn zwei Stockwerke nach oben in den »Mood Room«: eine Bar mit entspannter Technomusik und gedimmter Beleuchtung für alle, die das genaue Gegenteil nicht ertragen konnten. Dies musste der perfekte Platz für Bo Novikov sein. Er schien sich in der Nähe der Tanzfläche alles andere als wohlzufühlen, und sie bezweifelte, dass es ihm im Spielcasino oder in der Karaoke-Lounge sehr viel besser gefallen hätte, da sie dort mit ziemlicher Sicherheit auf die komplette Kuznetsov-Meute getroffen wären. Offensichtlich war Jess nicht zur Eröffnung erschienen. Wäre sie hier gewesen, hätte sie sich eine Ebene nach der anderen vorgenommen und sichergestellt, dass alles reibungslos vonstattenging. Aber da sie nun einmal hochschwanger war und sich im Moment ziemlich elend fühlte, war die Eröffnung eines Gestaltwandler-Clubs in Manhattan nicht unbedingt das Richtige für sie. Es war
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