Scharfe Pranken
starrte Blayne durchdringend an. Sie musste mit ihm unbedingt an diesem Starren arbeiten. Es würde eine Menge Frauen abschrecken, und wenn er sich an eine Wölfin ranmachte, riskierte er dabei sein Augenlicht. Wölfinnen hassten es, angestarrt zu werden.
Als Blayne sich jedoch an sein intensives Starren gewöhnt hatte, bemerkte sie, dass er ein Bier in der Hand hielt und ein Mädchen an seinem Hals hing.
Okay. Sie musste zugeben, dass sie nicht erwartet hatte, dass er eine Frau mitbringen würde. Aber es störte sie nicht. Nein, ganz und gar nicht. Schließlich wollte sie dem Kerl dabei helfen, auszugehen und Spaß zu haben … auch wenn das bedeutete, dass er sich mit einem Pornostar traf.
Und musste ihr in dem Outfit nicht ein bisschen kalt sein? Moment mal – verlangt er etwa von ihr, dass sie das anzieht?
In der Gruppe breitete sich eine peinliche Stille aus, und weder Lock noch Ric versuchten, auch nur die grundlegenden Höflichkeitsfloskeln zu bemühen. Blayne würde sich später noch mit ihnen darüber unterhalten müssen. Wie sollte sie Novikov höfliches Benehmen beibringen, wenn sich nicht mal zwei der höflichsten Typen, die sie kannte, höflich verhielten? Es war ihr ein Rätsel!
Als das Schweigen bereits eine ganze Weile andauerte, stellte Gwen endlich die Frage, auf deren Antwort auch Blayne furchtbar neugierig war.
»Was ist das denn?«, wollte sie aus der sicheren Entfernung von Locks Schoß aus wissen und deutete auf die Füchsin.
Blayne musste Novikov zugute halten, dass er wirklich völlig perplex über Gwens Frage wirkte. »Was ist was?«
Gwen runzelte die Stirn. »Um deinen Hals.«
Er schaute zur Seite, zuckte mit den Schultern und antwortete: »Das ist meine Füchsin, Sami.«
»Hallo«, sagte Sami, die sich sehr wohlzufühlen schien. Sie war ein süßes kleines Ding. Eine Polarfüchsin, wie Blayne wegen ihres weißen Haars annahm, das bis zu ihren Schultern reichte. Ihre braune Haut und die Form ihrer Augen legten jedoch die Vermutung nahe, dass sie ein Eskimo war. Moment. Ist das die politisch korrekte Bezeichnung? Blayne wusste es nicht und fühlte sich deswegen schuldig. Was, wenn es nicht die korrekte Bezeichnung war? Was, wenn sie damit genauso falschlag, Sami als Eskimo zu bezeichnen, wie der alte Mann in Little Italy, der Blayne letzte Woche als dieses »nette farbige Mädchen« bezeichnet hatte?
»Und«, fuhr Novikov fort, der keine Ahnung hatte, dass Blayne noch immer mit der richtigen Terminologie kämpfte, um die menschliche Seite seiner Füchsin zu beschreiben, »was macht ihr so?«
»Nichts«, antwortete Lock, und er hätte dieses eine Wort unmöglich noch widerwilliger ausspucken können.
»Tut mir leid.« Gwen war mit ihrer Unterhaltung noch längst nicht fertig, lehnte sich auf Locks Schoß ein Stück nach vorne und sagte: »Ich muss da noch mal nachhaken. Was meinst du damit, sie ist deine Füchsin?«
»Ich weiß wirklich nicht, wie ich das noch deutlicher ausdrücken soll.« Früher hätte Blayne Novikov deswegen für unhöflich gehalten, aber inzwischen wusste sie, dass er nun mal so redete. So funktionierte sein Gehirn. Direktheit ohne Boshaftigkeit. Das war seine Art … und etwas, woran sie mit ihm arbeiten musste.
Trotzdem grub Gwen noch weiter, egal, ob sie ihn nun für unhöflich hielt oder nicht. Es erinnerte Blayne ein wenig an das Loch, das sie vor ein paar Monaten im Garten bei ihrem Dad gegraben hatte. Er brüllte sie deswegen immer noch an. »Und«, drängte Gwen, »ist sie deine Freundin?«
»Gwen«, warnte Blayne sie, aber Gwen hob ihre Hand, um sie zum Schweigen zu bringen.
»Nein«, erwiderte Novikov schlicht.
»Deine Geliebte?«, fuhr Gwen fort. »Deine Fickfreundin? Trifft irgendeine dieser Bezeichnungen auf sie zu?«
Novikov und die Füchsin sahen einander an, dann schüttelten beide den Kopf. »Nein.«
»Dann ist mir nicht ganz klar, was du damit meinst, dass sie deine Füchsin ist.«
»Eisbären haben Füchse«, erklärte Lock, aber Gwen und Blayne verstanden noch immer nicht, was das bedeuten sollte.
»Was?«, fragte Gwen.
»Warum lassen wir die Sache nicht einfach auf sich beruhen?«, versuchte Blayne, dafür zu sorgen, dass alle ruhig und so rational wie möglich blieben. Aber Gwen hatte den vier Gläsern Sprite, die sie zum Abendessen getrunken hatte, bereits drei Guinness folgen lassen, und nun brauten sich der ganze Zucker und Alkohol zu einem heftigen O’Neill-Vulkan zusammen.
»Auf sich beruhen lassen?« Gwen zeigte
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