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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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wusste, dass Blayne lustig war. Sogar, wenn sie wütend oder genervt war, verstand sie es, ihren Sinn für Humor zu behalten. Er bewunderte sie dafür, weil er nur wenige Menschen kannte, die diese Fähigkeit besaßen.
    Sein Problem mit Blayne war allerdings, dass sie ihn umkrempeln wollte. Er persönlich war nicht der Ansicht, dass er umgekrempelt werden musste, aber sie schien in dieser Hinsicht wild entschlossen zu sein.
    Die Kellnerin stellte ihre Getränke vor ihnen ab. Blayne stürzte die Hälfte ihrer Diät-Cola hinunter, bevor Bo überhaupt nach seiner winzigen Flasche mit italienischem Wasser greifen konnte, von der er sicher war, dass sie ihn zwanzig Dollar kosten würde.
    »Okay, ich hab mir Folgendes vorgestellt«, verkündete sie und knallte die Flasche wieder auf den Tisch. »Wir stylen deine Persönlichkeit um.«
    »Nein.«
    »Du benimmst dich total unvernünftig.«
    »Und ich finde, du benimmst dich total lächerlich. Dann sind wir doch quitt, oder?«
    »Ich spreche deshalb von deiner Persönlichkeit, weil du von außen gar nicht übel aussiehst.«
    Gott, danke.
    »Ich meine, du bist süß. Vor allem wegen deiner abgefahren blauen Augen.«
    »Abgefahren?«
    »Das weiße Haar allein würde den Look total zerstören, aber die braune Mähne darunter reißt es absolut raus. Du solltest vielleicht mal drüber nachdenken, in eine teurere Spülung zu investieren.« Plötzlich kniete sie sich hin, streckte einen Arm über den Tisch, schnappte sich ein Büschel von seinem Haar und inspizierte die Spitzen. »Ich glaube nicht, dass das Spliss ist, aber sie sind ein bisschen ausgefranst. Eine gute Spülung hilft da.«
    »Blayne …«
    Sie setzte sich wieder. »Und deine Klamotten sind auch nicht schlecht. Bleibt also nur noch deine Persönlichkeit. Wenn du mich lässt, dann kann ich dir dabei helfen, sie in Ordnung zu bringen.«
    »Sie muss nicht in Ordnung gebracht werden. So bin ich nun mal. Ich habe das akzeptiert. Und vielleicht solltest du das auch tun.«
    »Ich hab kein Problem mit dir.«
    »Und warum …?«
    »Erklär mir die Füchse«, unterbrach sie ihn und sah mit einem Mal sehr oberlehrerhaft aus.
    »Warum?«
    »Wer sind sie? Woher kommen sie? Sie hat gesagt, dass sie einen Gefährten hat. Stört es ihn denn gar nicht, wenn sie sich so an dich rankuschelt?« Blayne beugte sich wieder näher zu ihm. »Oder darf er sich auch an dich rankuscheln? Schlaft ihr alle im selben Bett?« Sie sprang vor Begeisterung beinahe aus der Sitzecke. »Bist du bi? Oh, mein Gott! Das wäre ja so cool!«
    »Hey, hey, hey!« Er hob seine Hände, um ihren wahnsinnigen Eifer zu bremsen. »So ist das nicht! Und so war es auch nie.«
    Sie ließ sich wieder auf ihren Platz fallen. »Oh.«
    »Tut mir leid, dass du so enttäuscht bist.«
    »Nein, nein. Nicht enttäuscht … an sich.«
    Dann hörte Bo sich zum zweiten Mal lachen, und Blayne stimmte ein.
    »Ich versuche nur, die Dynamik zu verstehen. Wurden sie dir zugewiesen? Oder hast du sie dir ausgesucht, wie einen Welpen im Tierheim?«
    »Ich schätze, sie haben wohl eher mich ausgesucht. An meinem ersten Schultag, nachdem ich nach Ursus County gezogen war, haben sie sich sozusagen an mich drangehängt. Sie sind mir bis zum Haus meines Onkels gefolgt. Ich hatte angenommen, dass er ihnen sagen würde, sie sollten wieder verschwinden, aber stattdessen hat er sie gefüttert und mir erklärt, ich solle ›mich daran gewöhnen‹. Ich schätze, das Ganze hat durchaus Sinn. In der Wildnis hängen sich Füchse schließlich auch an Eisbären und fressen, was sie ihnen von ihrer Beute übriglassen. Was wiederum logisch ist, da Eisbären hauptsächlich den Speck von Robben fressen …«
    »Igitt.«
    »… und anderen das Fleisch und die Knochen überlassen.«
    Sie verzog das Gesicht. »Lecker.«
    »Du hast gefragt.«
    »Dann sind sie also im Prinzip Parasiten.«
    »Ich glaube, Sami und Sander bevorzugen ›Aasfresser‹.«
    »Aber sie leben doch von dir, richtig? Sie essen dein Essen? Stehlen dein Geld?«
    »Sie haben mich noch nie bestohlen. Sami taucht höchstens mal auf und sagt: ›Ich nehm’ mir Geld aus deiner Brieftasche‹, und ich sage: ›Okay.‹«
    »Nett.«
    »Aber sie haben immer irgendein Ding am Laufen und schon eine ganze Weile kein Geld mehr von mir gekriegt. Ich sorge einfach immer dafür, dass ich genügend Geld für die Kaution parat habe oder für irgendwelche Mafiatypen. Du weißt schon, wenn das Ganze mal wieder eine Nummer zu groß für sie war.«
    Blayne

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