Scharfe Pranken
streiten.« Sie hielt ihm die Scheibe Brot vor den Mund.
»Was? Fütterst du mich jetzt?«
»Tun Kurtisanen das denn nicht?«
»Du versuchst nur, mich zu reizen.«
»Ist auch nicht schwierig, wenn du dich wie ein mürrischer Esel benimmst.« Sie aß das Brot selbst.
Bernie beschloss, dass ihn die Anwesenheit der Wolfshündin gar nicht mehr störte. Nicht, wo sie allem Anschein nach die einzigartige Fähigkeit besaß, Bo Novikov davon abzuhalten, ihm den Kopf abzureißen.
Als ein Telefon klingelte, schauten die beiden Männer zu Blayne, aber sie starrte nur zurück. Schließlich fragte Bo: »Glaubst du wirklich, ich hätte ›Wake Me Up Before You Go-Go‹ als Klingelton?«
»Oh! Das ist Jess’ Klingelton.« Sie hob den riesigen Rucksack auf ihren Schoß und begann, darin herumzuwühlen und allen möglichen Kram auf dem Tisch auszubreiten, während sie ihr Handy suchte.
»Den habe ich gerade erst für dich aufgeräumt«, knurrte Bo.
»Fang nicht wieder an. Ich weiß, dass es irgendwo hier drin ist. Aha!« Sie hielt triumphierend das Telefon in die Höhe. »Hab’s dir doch gesagt.«
»Wofür hast du die Seitentaschen, wenn du sie nicht benutzt?«
Sie winkte ab und ging an ihr Handy. »Jess? Hey. Was gibt’s?«
Die Kellnerin kehrte mit ihrem Essen zurück und starrte auf den zugemüllten Tisch. Bo griff nach dem Rucksack der Wolfshündin, legte vorsichtig alle Sachen wieder hinein und machte der Kellnerin Platz, den sie dringend benötigte, um ihre umfangreiche Bestellung zu servieren.
Die Wolfshündin schien all das nicht zu bemerken und stürzte sich gierig auf ihre Doppelbestellung mit Waffeln, Schinken und Speck, während sie immer wieder bestätigend ins Telefon grunzte. Dann fragte sie ihre Gesprächspartnerin am anderen Ende der Leitung plötzlich: »Ich verstehe nicht, was du meinst, Jess. Fließt die Scheiße in eure Badewanne zurück?«
Bernie, vor dessen Mund eine tropfende Gabel mit Rührei, Ketchup und scharfer Soße schwebte, sah zu Bo hinüber, der jedoch noch immer den Rucksack der Wolfshündin sortierte, den Kopf schüttelte und dieses angewiderte Geräusch von sich gab, mit dem er auch Neulinge auf dem Eis oft bedachte.
»Dann ist es nicht eure Badewanne? Oder ist die schon repariert? Die Scheiße läuft in euer Waschbecken zurück? Was?«
Bernie schaute sich um. Da der ganze Raum voller Raubtiere war, die über ein überdurchschnittlich gutes Gehör verfügten, überraschte ihn wenig, dass sämtliche Gäste sie finster anblickten.
»Hey, hör auf zu weinen, Süße. Ich reparier das wieder. Lass mich nur noch zu Ende frühstücken. Jess, ich muss was essen. Anscheinend ist das ein Befehl. Okay, wegen eines verstopften Waschbeckens zu schluchzen, scheint mir ein bisschen übertrieben.« Die Wolfshündin hielt das Telefon kurz von ihrem Ohr weg. »Und tobende Wut ist auch nicht viel besser. Du beruhigst dich jetzt schnell wieder, verstanden, Missy? Okay.« Blayne grinste. »Hab dich auch lieb!«
Sie legte auf und widmete sich wieder ihrem Frühstück. Bo lehnte den Rucksack an ihren Stuhl und seufzte schwer. »Gibt es einen Grund dafür, dass du eine Boba-Fett-Figur in deiner Tasche mit dir rumschleppst? Erfüllt sie irgendeinen Zweck, außer dass sie das gottverdammte Durcheinander noch schlimmer macht?«
»Ich weiß nicht, was dich mehr auf die Palme bringen würde«, antwortete sie. »Wenn ich dir sage, dass sie das Durcheinander wirklich nur schlimmer macht, oder wenn ich dir gestehe, dass ich sie oft raushole und ›Ich bin Boba Fett‹ spiele, wenn ich glaube, dass mich niemand sehen kann.«
Ihr Telefon klingelte erneut. Diesmal war der Klingelton »Dog Eat Dog« von Adam and the Ants.
»Scheiße, das ist Phil. Sie muss den anderen richtig Angst machen. Ich muss los.« Blayne stürzte ihren Orangensaft hinunter, packte den restlichen Speck und Schinken auf ihre letzte Waffel, klappte sie zusammen und wickelte sie in die Stoffserviette. »Ich bring die Serviette heute Abend nach dem Training zurück. Bis dann!« Sie schnappte sich ihren Rucksack und rannte aus dem Restaurant, nur um zwei Minuten später wieder zurückzukommen, auf Bos Schoß zu springen und ihre Arme um seinen Hals zu schlingen.
»Habe ich mich eigentlich schon bei dir bedankt?«, fragte sie.
»Nicht wirklich.«
»Okay, dann verspreche ich, dass ich das auf jeden Fall noch machen werde.«
»Nein, wirst du nicht. Du wirst es vergessen und mich hängen lassen.«
»Ich werde vielleicht vergessen, es in
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