Scharfe Pranken
damit … was? Er selbst sein Glück bei ihr versuchen konnte? Ging es bei der ganzen Sache darum? Wartete dieser Hund nur auf eine Gelegenheit, Blayne in seine dreckigen, flohverseuchten Pfoten zu bekommen, indem er sich als ihr beschützender Held und Wachhund aufspielte?
Und was noch schlimmer war: Nun bekam Bo die Vorstellung von Blayne mit diesem Eierlutscher nicht mehr aus dem Kopf. Dann spürte er wieder dieses unverkennbare Jucken am Haaransatz, das ihm – ebenso wie die Tatsache, dass der Wicht nun einen Schritt vor ihm zurückwich – sagte, dass seine Mähne zu wachsen begonnen hatte. Es kam nur sehr selten vor, und dank seines Mischlingsblutes war Bo in dieser Hinsicht ziemlich einzigartig. Aber da Van Holtz nun einmal den Löwen geweckt hatte, der während Bos täglichem Training üblicherweise schlief, musste dieser Idiot eben einfach da durch …
Der Kirschkuchen rettete sie alle. Jess durfte zwar keine Schokolade essen, aber gebackene Leckereien wie Torten, Kuchen und Kekse durfte sie in rauen Mengen verdrücken. Danke, Gott!
Da sie jedoch immer noch ein wenig weinerlich war, tat Blayne, was sie immer tat, wenn sie mit der Traurigkeit eines anderen konfrontiert war … sie redete. Viel. Vielleicht, wie Gwen immer wieder behauptete, auch zu viel. Sie redete und redete und redete, bis sie schließlich etwas Dummes von sich gab.
»Ich habe heute Morgen mit Bo und seinem Agenten gefrühstückt …«
Alle Anwesenden erstarrten urplötzlich, egal, ob sie gerade ein Stück Kuchen aßen, einen Schluck Kaffee tranken, eine SMS verschickten oder auf ihren winzigen Notebooks herumtippten. Es war mehr als surreal. Es war geradezu unheimlich. In derselben Sekunde wusste sie, dass sie besser den Mund gehalten hätte.
»Bo … Novikov?«, fragte Danny.
»Warte …«
»Du hast mit Bo Novikov gefrühstückt ?«, wollte Phil wissen. »Warst du nackt? Oder hast du eins von seinen übergroßen Hemden getragen und völlig zerzaust ausgesehen, du freches Ding, du?«
»Nein, nein. So ist das gar nicht«, versicherte Blayne verzweifelt. »Er ist keiner von meinen Kavalieren.«
»Was ist er dann?«
»Ein Freund.«
Und dann lachten sie alle aus. Es ging doch nichts über eine Meute Wildhunde, die über dich lachte statt mit dir. Der Wolf in ihr wusste das ganz und gar nicht zu schätzen.
»So dumm kannst du nicht sein«, sagte Sabina. »Ein russischer Bär wie Novikov hat keine Freunde.«
»Er ist zusätzlich eine Katze und asiatisch. Ich kann gut mit asiatischen Katzen.«
»Mit einer! Und die macht komische Sachen mit ihrem Hals. Du bist die einzige Freundin, die sie finden kann«, fügte Sabina hinzu.
»Das ist nicht wahr«, wehrte sich Blayne und hatte das Gefühl, ihre beste Freundin beschützen zu müssen. »Erzähl keinen Scheiß über Gwenie. Das macht mich nur wütend.«
»Warum regst du dich so auf?«, fragte Sabina. »Ist mir egal, wen du vögelst.«
»Ich mache nichts dergleichen mit ihm!« Blayne konnte spüren, wie sie errötete. Es war nicht so, dass sie schüchtern war, aber es gab immer noch gewisse Dinge, die man nicht in großer Runde diskutierte. Und wen sie vögelte oder auch nicht, stand definitiv ganz oben auf dieser Liste.
»Trotzdem«, bohrte Sabina nach, »ist er immer noch der Marodeur. Er wird kriegen, was er will.«
»Nein, wird er nicht. Ich bin nicht irgend so eine Groupie-Hure.«
»Und was hast du dann mit ihm gemacht, Süße?«, wollte May wissen. »Denn soweit ich gehört habe, schläft er nur mit Groupie-Huren.«
Blayne hatte die Schnauze voll und brüllte: »Ich schlafe nicht mit Bo Novikov!«
Die Wildhunde gafften sie schweigend an, bis ihre Blicke an ihr vorbei zur Küchentür hinter ihr wanderten. Blayne erschauderte. Voller Angst vor dem, was sie dort sehen würde, blickte sie über ihre Schulter und direkt in die leuchtend goldenen Augen von Mitch Shaw.
»Du«, sagte er leise, »und Bo Novikov ?«
»Mitchell, du darfst dich deswegen nicht so …«
»Ich wusste , dass er dich nur ausnutzen will!«, brüllte Mitch, und seine Löwenmähne wehte ihm ums Gesicht. »Ich werde ihn umbringen!«
Er stürmte zur Tür hinaus, und Blayne rannte ihm nach. Sie war viel schneller als er und hatte ihn bereits eingeholt, bevor er sich auch nur drei Meter von der Küche entfernt hatte. Das Problem war allerdings nicht, ihn einzufangen, sondern, ihn zu Boden zu werfen. Sie schlang ihre Arme um seinen Kopf und ihre Beine um seine Brust. »Lass ihn in Ruhe!«, kreischte
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