Scharfe Pranken
gehöre, und das alles tut mir wirklich sehr leid.«
Nein. Er hatte noch nie jemand so schnell reden gehört, der dabei obendrein den längsten zusammenhängenden Satz der Menschheitsgeschichte fabrizierte – und das alles in einem Atemzug. Bo war fasziniert.
»Du sagst ja gar nichts«, bemerkte sie.
»Nach all dem, was soll ich da noch sagen?«
»Ich verstehe.«
»Außer vielleicht … Wie viele Kavaliere hast du eigentlich genau, wenn ich schon keiner von ihnen bin?«
»Momentan habe ich gar keinen Kavalier, aber das könnte sich jederzeit ändern. Allerdings ist das kein Titel, den ich leichtfertig vergebe.«
»Und was muss man tun, um zu deinen Kavalieren gerechnet zu werden?«
»Warum fragst du das?«
»Weil eins ganz logisch ist: Wenn wir miteinander ausgehen, kann ich dich nicht ausnutzen.«
Blayne richtete sich auf. »Ausgehen? Du meinst, wie bei einem Rendezvous?«
»Wie immer du es auch nennst, wenn du dich mit einem deiner Kavaliere triffst. Rendezvous trifft es.«
»Du willst dich zu einem Rendezvous mit mir treffen?«
Bo zuckte mit den Schultern. »Warum auch nicht?«
Warum auch nicht? War das das Beste, was der Mann zu bieten hatte? Warum auch nicht?
Bevor Blayne ihm auseinandersetzen konnte, was genau sie von seiner zur Schau gestellten Begeisterung – oder dem Mangel daran – hielt, fuhr Bo fort: »Auf mich haben es sowieso schon ein paar Löwen abgesehen, und dieser Idiot Van Holtz hat mich auch schon wahnsinnig gemacht.«
»Ric weiß Bescheid? So schnell? Und wer zur Hölle hat es ihm erzählt?«
»Keine Ahnung. Aber ich hatte den Eindruck, dass er wusste, dass ich die letzte Nacht in deiner Wohnung verbracht habe.«
»Natürlich weiß er Bescheid«, sagte sie und entspannte sich. »Wahrscheinlich hat Dee-Ann es ihm erzählt.«
»Und sie weiß es, weil …«
»Ich bin mir sicher, dass er sie angeheuert hat, um mich zu beschatten.«
Nun richtete Bo sich auf. »Was meinst du damit, er beschattet dich?«
»Nicht Ric beschattet mich, sondern Dee-Ann. Ich bin mir aber sicher, dass Ric sie angeheuert hat.«
»Blayne«, erwiderte Bo so ruhig er konnte, »es ist nicht normal, dass ein Mann dich beschattet oder dich beschatten lässt. Das nennt man Stalking, und du musst eine einstweilige Verfügung erwirken.«
»Ric Van Holtz stalkt mich nicht«, entgegnete sie. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie ihr Lieblingswolf jemanden stalkte, am allerwenigsten sie. »Außerdem ist er in Dee-Ann verliebt.«
»Welche ist noch mal Dee-Ann?«
»Die Wölfin, der ich neulich Nacht im Club nachgebrüllt habe.«
»Da klingelt immer noch nichts.«
»Ist auch egal. Ric denkt, dass er mich damit beschützt.«
»Wovor?«
»Illegalen Kämpfen.«
»Ich muss gestehen, dass es nie langweilig ist, sich mit dir zu unterhalten.«
»Du hast doch gehört, was in letzter Zeit mit den Hybriden passiert, oder?« Als er mit den Schultern zuckte, fuhr sie fort: »Sie entführen Hybriden auf offener Straße und setzen uns wie Pitbulls und Rottweiler ein. Überall in der Stadt und in Jersey wurden Leichen gefunden.«
»Dann sind wir es jetzt noch nicht mal mehr wert, gejagt zu werden?«
»Nein. Dafür sind ihnen die Reinrassigen lieber.«
»Großartig. Noch was, worüber ich mir Sorgen machen kann.«
»Ich würde mal sagen, dass man dich nicht so einfach umwerfen kann.«
»Da es bisher nur Eishockeyspieler versucht haben, kann ich dir da nicht widersprechen. Andererseits hast du dich dabei ziemlich gut angestellt.«
»Stimmt, aber das hab ich nur dem zu verdanken, was mein Daddy mir beigebracht hat. Und diese Fähigkeiten haben die wenigsten.«
Bo sah auf die Uhr. »Es ist spät. Ich bringe dich nach Hause.«
Blayne schnaubte. »Warum?«
»Du sagst mir, dass da draußen ein paar Typen rumlaufen, die dich schnappen wollen, und fragst mich das?«
»Nein, das hab ich nicht gesagt. Was ich gesagt habe, war, dass Ric versucht, mich zu beschützen und dass Hybriden entführt werden. Das ist nicht gleichbedeutend mit ›auf Blaynes Kopf ist eine Belohnung ausgesetzt‹. Ric spielt nur den ›Ich bin zwar überfürsorglich, aber ich hab eine Menge Geld und kann mir das auch leisten‹-Macho. Vertrau mir, wenn ich wirklich in Gefahr wäre, dann hätte es mir längst jemand gesagt.«
»Das gefällt mir ganz und gar nicht.«
»Das ist mir egal.« Sie nahm seinen Arm und schaute auf seine Uhr. »Okay. Ich muss zurück zum Training.«
»Ja, aber …«
»Bis dann!«
Sie konnte die
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