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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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verdingt hatte – Söldnerarbeit war ein unsicheres Geschäft und zehnmal gefährlicher. Und wenn man erst einmal darüber hinweggekommen war, dass man es mit Tieren und nicht mit Menschen zu tun hatte, war der Job ein Kinderspiel.
    »Er zündete sich eine Zigarette an und griff nach einer der Stangen, um sich aufrecht halten zu können.
    »Sind wir so weit?«, fragte er den Techniker, der für die Betäubungsgewehre zuständig war.
    »Yup.« Er reichte ihm die Waffe, die eigentlich zur Betäubung von Elefanten gedacht war. Sie war für den Freund der Hybride. Sie hatten noch ein zweites, kleineres Betäubungsgewehr dabei, das für die Hybride selbst bestimmt war, aber sie waren besser beraten, sie stattdessen aus nächster Nähe festzuhalten und sie mit einer Spritze zu betäuben. Von allen Hybriden, die sie bislang eingefangen hatten, waren die Wolfshunde am schwersten zu überwältigen. Außerdem schienen sie alle über verschiedene Organsysteme zu verfügen. Verabreichte man ihnen eine zu hohe Betäubungsmitteldosis, konnten sie sterben. War sie hingegen zu niedrig …
    Er kratzte an den Wunden in seinem Nacken.
    Allerdings beobachteten sie die energiegeladene kleine Wolfshündin nun schon seit Monaten. Der Betäubungsmittelexperte war sich sicher, dass er die richtige Dosis für einen Freak ihrer Größe und ihres Gewichts berechnet hatte.
    Trotzdem machte er nicht den Fehler, sich blind darauf zu verlassen. Sobald das Team sie in den Lieferwagen geschafft hatte, würden sie sie anketten und gefesselt lassen, bis sie das weiter nördlich gelegene Ziel ihrer Fahrt erreicht hatten: die Kampffarm, wie sie von allen genannt wurde. Selbst wenn die Betäubungsmittel also nicht stark genug waren, war das kein Problem. Wolfshunde mochten vielleicht etwas schwieriger zu bändigen sein, aber sie waren trotzdem Hunde. Nachdem er gelernt hatte, wie man mit einer Frau mit richtigen Krallen fertigwurde, war der Rest ein Spaziergang gewesen. Im Gegensatz zu echten Hunden und Katzen wussten Menschen nämlich, was eine Waffe an ihrer Schläfe oder ein Messer an ihrer Kehle zu bedeuten hatten.
    Und das machte seine Arbeit um einiges leichter.
    Sie standen in Brooklyn an einer roten Ampel, als Bo bemerkte, dass Miss Kurze Aufmerksamkeitsspanne an ihrer Uhr herumspielte. »Was machst du da?«
    »Nichts«, antwortete sie, hielt den Kopf gesenkt und drückte auf die verschiedenen Knöpfe.
    Bo warf einen Blick auf den Rücksitz, wo die vierhundertdreißig Seiten umfassende Bedienungsanleitung lag, die zu dieser speziellen Reihe von Meirston-Uhren gehörte. Es waren kleinere Versionen für Bärenjunge. Davon abgesehen, dass Bo Blayne dabei helfen wollte, ihr Zeitmanagement besser in den Griff zu kriegen, wollte er auch dafür sorgen, dass sie einen Schutz genoss, über den der Durchschnittsgestaltwandler nicht verfügte: Bären-Schutz.
    Normalerweise hätte Bo ihr die Anleitung zusammen mit der Uhr überreicht. Er wusste jedoch, dass sie dann sofort herausfinden würde, dass die Uhr echt war und ihn eine Stange mehr als fünfzig Dollar gekostet hatte. Allerdings … wenn sie auf den falschen Knopf drückte, würde er die Hunderttausend-Dollar-Rechnung bezahlen dürfen, die bei einem Fehlalarm anfiel – da er Blaynes winzige Wohnung kannte, wusste er, dass sie eine derartige Summe nicht aufbringen konnte.
    »Äh …«, stammelte er, »weißt du, was das Coole an dieser Uhr ist?«
    »Was?«
    »Sie hat einen Notfallalarm.«
    »Einen Notfallalarm? Bei einem Imitat?«
    »Es ist ein wirklich gutes Imitat.« Oder was auch immer.
    »Und wofür soll dieser Alarm gut sein?«
    Bo hielt an der nächsten roten Ampel, lehnte sich zu ihr hinüber und packte ihr Handgelenk. »Wenn du in Schwierigkeiten bist, klappst du sie hier auf, holst dieses kleine Teil raus und drückst auf diesen Knopf. Dadurch wird ein Alarmsignal ausgesendet, das von gewissen militärischen Einheiten zurückverfolgt werden kann.«
    » Gewissen militärischen Einheiten?«
    » Unseren militärischen Einheiten.«
    Er seufzte innerlich erleichtert auf, als sie ihre Hand von der Uhr zurückzog und aufhörte, daran herumzuspielen. »Und in was für Schwierigkeiten muss ich dafür stecken?«
    Noch besser: Sie stellte Fragen. Sehr gut. Ausgezeichnet. »Wenn du in den Anden festsitzt und gezwungen bist, deine Freunde zu essen, weil du keinen Ausweg findest, wäre das ein gutes Beispiel. Wenn du allerdings den Bus in die Stadt und deshalb einen Zahnarzttermin verpasst hast …

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