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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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Auto so lange los, dass Gemma im Rückwärtsgang gut achthundert Meter davonrauschen konnte. Sie legte den Vorwärtsgang ein, drehte um und raste in dieselbe Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Tommy sank in seinem Sitz zusammen und keuchte heftig, während seine Augen von Gold zu Braun wechselten und er versuchte, sich zu beruhigen.
    »Bären?«, fragte sie. »Gottverdammte Bären?«
    »Nicht unsere Bären.«
    Das wusste sie auch. Obwohl die Gruppe auch über Bären-Mitglieder verfügte, machte die Bären-Nation, wie sie sich selbst gerne nannten, immer noch lieber ihr eigenes Ding. Zwischen den verschiedenen Arten bestand eine sehr seltsame und sehr gefährliche Beziehung. Solange man sie in Ruhe ließ, kümmerten sich die Bären nicht um andere Gestaltwandler. Aber wenn man sie wütend machte oder es auf einen von ihnen abgesehen hatte, konnte die Hölle losbrechen.
    Und im Moment sah es so aus, als sei in Brooklyn, New York, die Hölle losgebrochen.
    Yuri Novikov blickte auf, als einer seiner Männer auf ihn zukam. Wie er selbst war der Mann ein Eisbär, und er blutete aus mehreren Schusswunden. »Vollmenschen?«, fragte er, während er sich neben einen Toten hockte.
    »Nee. Katzen. Mit militärischen Waffen.«
    Er wusste, dass es nicht die Einheit gewesen sein konnte. Innerhalb der Grenzen der USA mischten sie sich nicht ein. Blieb nur noch die Gruppe.
    »Was hat die Gruppe denn damit zu tun?«, wollte Yuri wissen.
    »Keine Ahnung.«
    Der Eisbär schniefte. »Du weißt, wie sehr ich Katzen hasse.«
    Und Wölfe und Kojoten und Hyänen und überhaupt alles, was kein Bär war.
    »Dein Cousin?«, fragte der Eisbär Yuri, während er versuchte, die Kugel mit seinen Fingern aus seiner Schulter zu holen.
    »Unterwegs nach Hause. Sie kümmern sich dort um ihn. Und mach da nicht dran rum.« Yuri schlug die Hand des Trottels von der Wunde weg, die immer übler aussah. »Du bist schlimmer als meine Enkelkinder.«
    »Diese Katzen haben nach der Wolfshündin gesucht.«
    Dann würde die Gruppe die Sache mit Ursus County ausfechten müssen. Die Wolfshündin, egal, ob sie überlebte oder starb, war nicht sein Problem.
    »Schau dir das mal an«, sagte Yuri und deutete auf die vollmenschliche Leiche. Der Eisbär ging in die Hocke.
    »Nette Schnittwunden«, bekundete er.
    »Alle strategisch platziert. Nur Hauptschlagadern. Hals, innerer Oberschenkel, innerer Oberarm. Seit der Armee habe ich keine so präzise Arbeit mehr gesehen.«
    »Dein Cousin?«
    »Der Junge ist zwar ein verdammt guter Eishockeyspieler und ein mächtiges Raubtier, aber das war’s auch schon. Zerfetzte Kehlen und aufgerissene Oberschenkel sind wahrscheinlich eher sein Stil. Aber hierfür … hierfür braucht man gewisse Fähigkeiten. Und eine Kaltblütigkeit, wie ich sie nur von der Einheit kenne.«
    »Die Wolfshündin?«
    »Sie hatte keine Tattoos. Keine üblen Narben. Ziemlich winzig. Und die Einheit nimmt keine Hybriden. Schon gar keine Hunde. Zu schwer zu bändigen. Zu labil.«
    »Wer dann?«
    »Keine Ahnung. Aber«, er holte sein Telefon heraus, »ich sollte besser Grigori anrufen, für alle Fälle. Er hasst Überraschungen, und ich glaube, für eine Nacht hatte er davon schon genug, meinst du nicht auch?«
    Dr.   Marci Luntz sah zu, wie der Hubschrauber landete. Sie winkte ihrem Sanitäterteam zu, und sie eilten mit zwei Tragen los.
    Micah Novikov kletterte vom Sitz neben dem Piloten und schloss die Tür hinter sich. Marci erinnerte sich noch daran, wie der Junge sie jeden Sommer besucht hatte. Er war zu einem stattlichen Eisbären herangewachsen, aber genau wie sein Vater, Yuri, war er kleiner als Grigori.
    Marci wurde flau im Magen, während sie ungeduldig darauf wartete, dass ihr Team Bold aus dem Hubschrauber holte.
    Marci war mit Bolds Vater und Grigori aufgewachsen, aber sie hatte Bold erst kennengelernt, als er als Zehnjähriger von seinem Onkel wieder zurück in die Stadt gebracht worden war. Beide Eltern waren gestorben, und der kleine Junge hatte in den ersten Wochen und Monaten nicht viel gesprochen. Auch als er acht Jahre später weggegangen war, um seine Karriere zu verfolgen, hatte sie immer gewusst, dass sie ihn wiedersehen würde. Aber nicht so. Sie hätte niemals erwartet, ihn auf diese Weise wiederzusehen.
    Ihr Team brachte ihn eilig nach drinnen, während einer von ihnen versuchte, ihm das Atmen zu erleichtern. Sie wollte ihnen folgen, aber Micah packte sie am Arm und hielt sie zurück.
    »Das Mädchen«, sagte er und

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