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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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hatte sich die Reaktionen der anderen Leute in der Stadt nie zu Herzen genommen, die fanden, er sei auf dem Eis zu hart und zu gemein. Der Junge hatte ein Ziel gehabt, und er hatte es mit der methodischen Planung eines Diktators in Kriegszeiten verfolgt.
    Es war beinahe eine Schande, dass der Junge nie das geringste Interesse am Militär zeigte. Er hätte es schon mit dreißig Jahren zum General bringen können – wenn er nicht vorher von seinen eigenen Truppen getötet worden wäre. Die Sache hätte so oder so ausgehen können.
    Dr.   Karl Baxter kam aus dem OP . »Okay, wir haben die Kugel enfernt, ihn so gut wir konnten wieder zugenäht und seinen Arm eingegipst. Nun können wir nur noch abwarten.«
    Grigori nickte. »Okay.«
    Der Yellowstone-Grizzly klopfte ihm auf die Schulter. »Warum holst du dir nicht einen Kaffee? Ich denke, den kannst du gebrauchen. Wenn du zurückkommst, kannst du rein und ihn besuchen.«
    »Okay. Danke, Karl.«
    »Kein Problem.«
    Grigori ging den Flur hinunter in Richtung der Fahrstühle, die ihn in die Cafeteria bringen würden, hielt jedoch vor der Tür des Zimmers an, in dem die Wolfshündin behandelt wurde. Während sich die Krankenschwestern weigerten, das Zimmer mit der »knackenden, zuckenden Hündin«, wie das Pflegepersonal sie inzwischen nannte, je wieder zu betreten, weigerten sich Betty Yu und Marci, ihr von der Seite zu weichen. Sie waren fasziniert von jedem einzelnen Knacken, Krachen und Zucken des kleinen Dings.
    »Wie geht’s ihr?«
    Marci sah zu ihm hoch, wandte ihren Blick dann wieder ab, drehte das Mädchen auf die Seite und betrachtete ihren Rücken. »Sie lebt, aber sie ist immer noch bewusstlos. Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, ob sie überhaupt je wieder aus dem …« Sie zeigte auf den Rücken der Wolfshündin. »Betty … Was ist das?«
    Der Panda ging um das Bett herum. »Was ist was?«
    »Das? Das sieht nicht aus wie eine Fleischwunde.«
    »Noch mehr Glas?« Betty sah zu Grigori hinüber. »Wir haben Glas tief unter ihrer Haut gefunden. Wahrscheinlich von dem Unfall.«
    Unfall. Ja. Sicher. Nach allem, was er vor dreißig Minuten von seinem Cousin gehört hatte, war der Zusammenstoß mit dem Lieferwagen kein einfacher Unfall gewesen. Ganz im Gegenteil. Vor allem, da Yuri der Ansicht war, dass die meisten der vollmenschlichen Opfer nicht durch den Unfall gestorben waren. Sie waren schon vorher tot gewesen.
    »Ich dachte, wir hätten alles rausgeholt«, bemerkte Betty, griff nach einem zangenartigen Instrument mit langen Griffen und bohrte es ins Fleisch der Wolfshündin. »Aber vielleicht haben wir auch ein, zwei Splitter übersehen.«
    Sie zog etwas aus der Haut ihrer Patientin. Es glitzerte im grellen Licht der Notaufnahme, aber es war kein Glas.
    Yu hielt es hoch. »Was zur Hölle ist das denn?«
    Ja, das hätte Grigori auch zu gerne gewusst.

Kapitel 16
    Irgendetwas würgte ihn. Würgte ihn zu Tode. Er griff danach und versuchte, es aus seinem Rachen zu ziehen, aber starke Arme packten seine Hände und rissen sie weg. Er kämpfte gegen sie an, wehrte sich, wusste, dass sie versuchten, ihn umzubringen.
    »Bold!« Er hörte die Stimme. Er erkannte sie. »Bold! Hör mir zu! Ich bin’s, Dr.   Luntz. Mach die Augen auf, Schätzchen! Mach sie auf und sieh mich an!«
    Er tat es, aber es fiel ihm schwer.
    Und tatsächlich, Dr.   Luntz schwebte über ihm, legte ihre Hände auf sein Gesicht und streichelte seine Wangen mit sanften, kühlen Fingern. »Du bist in Sicherheit, Bold. Du bist in Sicherheit.«
    Er versuchte, etwas zu erwidern, würgte jedoch erneut und musste husten, als sein Körper versuchte, auszuwerfen, was immer sich da in seiner Kehle befand.
    »Erlösen wir ihn von dem Ding«, wandte sie sich an jemand zu seiner Linken. »Ruhig, Bold. Ganz ruhig. Es wird alles wieder gut.«
    Jemand entfernte ein Pflaster von seinem Mund und zog den Schlauch aus seinem Rachen. Schnell rollte sich Bo auf die Seite und musste noch stärker husten, während Schleim und Speichel aus seinem Mund flossen.
    »Ist schon gut, Bold. Es ist alles gut.« Sie streichelte seinen Rücken und seinen Hals, und irgendjemand wischte ihm den Mund ab. Nachdem er den Hustenanfall überstanden hatte, wurde er wieder auf den Rücken gerollt.
    Marci Luntz lächelte ihn an. Dasselbe warme Lächeln hatte sie ihm auch immer geschenkt, wenn er sie früher in der Stadt getroffen hatte. »Hi, Bold.«
    Er musste zugeben, dass er froh war, sie zu sehen. Da war nur eine Sache …

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