Scharfe Pranken
Aufprall überleben.
Bo beugte sich nach vorn, wobei noch mehr Blut aus seinem Mund floss – wenigstens tut mir nichts mehr weh –, griff nach Blaynes Uhr und drückte auf den winzigen Knopf an der Seite, durch den sich das Zifferblatt öffnete. Zum Glück war das Innenleben der Uhr, im Gegensatz zu ihrem Äußeren, nach wie vor in perfektem Zustand und voll funktionstüchtig. Mit der Spitze seines kleinen Fingers zog Bo die nun aktivierte Antenne heraus und drückte auf den eingebauten Knopf.
Erleichtert, wenigstens etwas getan zu haben, stieß er einen Seufzer aus und kippte dann um. Das Letzte, woran er sich bewusst erinnerte, bevor alles endete, war, dass er seinen Arm um Blayne legte und sich wünschte, die Dinge hätten für sie beide anders verlaufen können.
Kapitel 15
Grigori Novikov erwachte knurrend.
»Das ist nicht mein Telefon«, brummte eine weibliche Stimme in der Dunkelheit.
Grigori löste sich von dem warmen Körper, den er umschlungen hielt, griff nach seinen Jeans, die auf dem Boden lagen, und angelte das Telefon aus der vorderen Hosentasche.
»Ja?«
»Grigori?«
Grigori fiel es schwer, die Stimme am anderen Ende zu verstehen. Da waren zu viele Hintergrundgeräusche. Sie klangen wie Hubschrauber. »Ja.«
»Hier ist dein Cousin, Yuri.«
»Ja?« Er hatte weiß Gott eine Menge Cousins.
»Aus Brooklyn. Wir haben einen Notruf empfangen.«
»Ja?«
»Es ist Bold.«
Hellwach setzte Grigori sich auf. »Seid ihr sicher?«
»Wir sind sicher. Er ist in schlimmer Verfassung.«
»Bringt ihn her.«
»Es gibt ein Krankenhaus in der Stadt …«
»Das ist nicht auf einen Bären-Hybriden eingestellt. Bringt ihn her. Wir erwarten ihn.«
»Okay. Wir machen uns auf den Weg. Aber da ist noch was.«
»Was?«
»Da ist eine Frau.«
»Vollmensch?«
»Nein. Aber wenn sie nicht sowieso schon tot ist, wird sie es bald sein.«
Er kannte seinen Neffen. Wenn sie zu Bold gehörte, mussten sie es zumindest versuchen. »Bringt sie mit.«
»Alles klar. Ich schicke meinen Sohn. Wir müssen hier aufräumen.«
Die Verbindung brach ab, und Grigori drehte sich um und stellte seine Füße auf den Boden.
»Was ist denn?«
»Es ist Bold«, antwortete er der besorgten Stimme. »Er braucht uns.«
Gwen drückte sich fest an Locks Seite, bis er den Hinweis verstand und seinen Arm um sie legte. Die Unterhaltung der beiden Männer brachte sie erneut zum Lachen. Wenn ihr irgendjemand vor einem Jahr erzählt hätte, dass sie sich mit einem Bären-Geek mit Honig-Fetisch verloben würde, hätte sie demjenigen erst mal ein wenig Verstand eingeprügelt. Aber allmählich wurde ihr klar, dass das Leben voller Irrungen und Wirrungen steckte. Je mehr Irrungen und Wirrungen, desto interessanter war es.
»Vielleicht sollte ich Blayne anrufen«, schlug Ric vor, als sie ihren Nachtisch gegessen hatten und seine Kaffeetasse wieder aufgefüllt wurde.
»Warum?«, fragte Gwen, obwohl sie die Antwort bereits kannte.
»Ich weiß nicht recht, ob ich ihm traue.« Auch das hatte sich Gwen bereits gedacht. Sie hatte die Reaktion der beiden Männer gesehen, als sie ihnen erzählt hatte, wie der Hybride Blayne mit einer List dazu gebracht hatte, einem Rendezvous zum Abendessen zuzustimmen. Gwen fand es lustig und süß. Aber die Jungs? Eher nicht.
»Er ist ein Arschloch«, murmelte Lock zwischen zwei Schluck Kaffee. Die Tatsache, dass Lock normalerweise für niemanden ein böses Wort übrig hatte, ließ diese Aussage nur umso komischer wirken.
»Ich weiß nicht, ob ich so weit gehen würde, aber ich vertraue ihm auch nicht, was unsere Blayne angeht.«
Genau das war das Problem mit Blayne. Sie freundete sich mit all diesen Typen an, machte sie zu den großen Brüdern, die sie nie gehabt hatte, und am Ende stand sie ohne Verabredung da, wurde aber gut beschützt vor all den anderen Männern, die vielleicht Interesse an ihr hatten. Und wer durfte das Problem dann aus der Welt schaffen? Gwen. Wer sonst?
»Ihr geht’s gut«, versicherte Gwen den beiden Idioten. »Vertraut mir, Blayne kann auf sich selbst aufpassen.«
»Ja, es geht doch nichts über eine schallende Ohrfeige, wenn man einen hartgesottenen Mistkerl abwehren will.«
»Ohrfeigen sind für ihre Freunde. Wenn sie in echte Schwierigkeiten geraten sollte, habe ich keinerlei Zweifel daran, dass Blayne damit fertigwerden würde.« Sie sah Ric an. »Du kannst deinen Pitbull also zurückrufen.«
Ric erstickte fast an seinem Kaffee. »Was?«
»Du weißt schon, Ric. Dein
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