Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel
hervor.
Robert kauerte sich neben den Mann und lehnte ihn an sich. »He«, sagte er leise. »Können Sie mich verstehen?«
Der Obdachlose öffnete flatternd die Lider. Seine Augen rollten zuerst ziellos umher, bis er Robert erkannte. Erstaunen trat auf seine eingefallenen grauen Züge. »Sie ...«
»Erinnern Sie sich an mich?«
»Ja ... Sie gaben mir den Zwanziger ... und da war diese überirdische Frau, wie ein Engel ...«
»Ich bin hier«, sagte Anne, kniete sich dazu und nahm die unversehrte Hand.
Der Mann lächelte, dann rollten Tränen über seine Wangen. »Dann bin ich nicht allein ...«
»Nein, wir bleiben bei Ihnen«, versprach Robert. »Wie heißen Sie?«
»Albert.«
»Sie wissen, was mit Ihnen los ist, Albert?«
»Ich glaube, ich sterbe.« Es klang verwundert.
Anne nickte. »Ja. Ihr Herz wird bald aufhören zu schlagen. Wir können leider nichts mehr für Sie tun.«
»Das ist schon in Ordnung ... Nun, da Sie da sind, ist das ... ja, ein gutes Ende. Oder nicht?«
Robert bemerkte, wie Tom die Nase hochzog und sich abwandte. Als Tom auffiel, dass er die Lampe nicht mehr auf den Sterbenden hielt, drehte er sich rasch wieder zu ihnen. »Albert, was ist mit Ihnen geschehen?«
Die Stimme des Sterbenden war nur noch ein kraftloses Flüstern. »Sie kamen von überall ... Zombies ... Wie aus den Filmen meines Sohnes ... Sie haben irgendwas mit mir gemacht, und dann kam da so ein Wesen ...«
»Chad«, sagte Chad und hob winkend die Hand. »He, Kumpel. Ich und Rocky haben die Bösen vertrieben. Erinnerste dich an Rocky?«
»Der Riese mit der Keule.« Albert konnte kaum noch die Augen offen halten.
»Es geht zu Ende«, sagte Anne. »Haben Sie Schmerzen?«
»Nein ... Jetzt ist alles gut. Vorher war es schlimm, aber das ist vorbei. Hören Sie ...«
»Ich bin Robert. Das ist Anne. Der mit der Lampe ist Tom, und Chad kennen Sie ja schon.«
»Ich ... danke Ihnen allen, dass Sie bei mir sind ... dass ich nicht allein ... und vergessen ...«
»Schon gut.«
»He, ich hab’s dir versprochen, Kumpel, oder nicht?«
»Da ... da ist noch ...« Albert kämpfte um die letzten Worte. »Aus...weis ...« Dann sank sein Kopf an Roberts Schulter, und sein Körper erschlaffte.
»Was war das?«, fragte Chad.
»Ich glaube, er trägt einen Ausweis bei sich, der seine Identität dokumentiert«, sagte Robert. »Damit kann seine Familie benachrichtigt werden und für ein anständiges Begräbnis sorgen.«
»Das kann ich übernehmen«, schlug Tom vor.
»Danke, aber das geht schon in Ordnung. Ich kenne jemanden bei der Polizei, der ihn auch abholen wird.«
»Aber was erzählen wir denen?«
»Das kümmert uns erst später«, antwortete Anne. »Zunächst müssen wir Albert hier liegen lassen und uns auf die Spur der Untoten begeben, solange sie noch frisch ist.«
»Ich habe Rocky hinterhergeschickt«, berichtete Chad. »Er kommt bestimmt bald zurück und kann uns führen.«
»Dennoch sollten wir ihm entgegengehen, zumindest bis zur ersten Abzweigung.« Anne wies mit einem auffordernden Kopfnicken in den Tunnel.
Widerstrebend lehnte Robert den toten Obdachlosen an die Wand, suchte nach seinem Ausweis, fand ihn und steckte ihn ein. Mit missmutigem Gesicht stand er auf.
»Anne hat recht. Es ist besser, wenn wir die Polizei jetzt nicht auf das Geschehen aufmerksam machen«, sagte Tom. »Zuerst müssen wir herausfinden, was hier los ist.«
»Ich weiß. Trotzdem ist er ein armer Kerl, der was Besseres verdient hätte.«
»Niemand hat so ein Ende verdient, Robert.«
»Die Sterblichen sind zerbrechlich wie Glas«, murmelte Chad und folgte Anne. »Die halten einfach nix aus.«
»Ich zieh dir gleich das Fell über die Ohren, du respektloser Kerl!« Tom richtete den Lichtstrahl direkt auf ihn.
»Ah! Meine Augen! Lass das!«
»Still!«, zischte Anne. »Wir sind auf der Jagd!«
Sie wanderten durch den dunklen Schacht, und Robert war nicht undankbar für Toms Funzel. Damit strengte die Finsternis seine Augen weniger an. Er spürte, dass er nach diesem Abenteuer Blut brauchen würde, und hoffte, dass ihn unterwegs nicht der Heißhunger überfiel.
Als er ein dumpfes Poltern hörte, blieb er stocksteif stehen. Auf einmal kreuzte ein riesiger Schatten Toms Lichtstrahl.
»Uff!«, machte der Journalist. »Du musst Rocky sein.«
»Tag«, sagte der riesige Troll. »Chad, wer is’n das?«
»Der gehört zum Team«, sagte der Stadtkobold lässig. »Was haste rausgekriegt?«
Rocky zog leicht den Kopf ein. »Nich’ viel, um
Weitere Kostenlose Bücher