Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach
Wagen schwankten leicht. Dieser Aufwand musste sie ungeheure Anstrengung kosten, vielleicht sogar das Leben. Doch sie hielten die Verbindung unerschütterlich.
Bandorchus Hand krallte sich in den Arm des Getreuen. »Meine Macht der Knoten«, flüsterte sie. »Es klappt! Direkt aus dem Turm fließen die Energien hierher. Nicht einmal Fanmórs Macht kann dem standhalten!«
Endlich schafften die Crain den Durchbruch. Sie schlossen Tara zwischen sich ein, griffen von zwei Seiten an. Eine weitere Truppe löste sich und folgte als Verstärkung der Reiterschar und den Colossalen, die die Streitwagen fast erreicht hatten. Pfeile und Speere regneten auf die Wagen nieder, prallten jedoch ab und fielen nutzlos zu Boden. Danach flog ein silbern gleißender Speer durch die Luft und traf einen Magier mit voller Wucht in die Brust. Er unterbrach die Verbindung und stürzte leblos vom Wagen. Das war der Ansporn, auch die übrigen Gefährte anzugreifen.
Bandorchu schloss kurz die Augen und sandte per Gedankenkraft einen Befehl an die Magier:
Flieht!
Kurz darauf wendeten die Streitwagen, und die Pferde galoppierten los. Nicht alle schafften es; drei oder vier wurden von den Colossalen unter sich begraben, ein weiterer von einem Steinstampfer zerschmettert.
Ein kleiner Sieg für die Crain, doch es war zu spät für die Grenze.
Die Energie der gefangenen Ley-Linien hatte ihre volle Wirkung entfaltet. Ein letztes Mal glühte der Grenzwall auf, dann explodierte er, und an der Stelle, wo sich der Strahl hineingefressen hatte, prangte nun ein riesiges Loch. Die Ränder rauchten und zischten, wenngleich der übrige Grenzwall hielt. Aber die Dunkle Königin brauchte nicht mehr, dieser gewaltige Riss genügte vollauf.
Sie stieß einen triumphierenden Schrei aus und presste die Fäuste gegen ihre Brust.
Caturix hob sein Schwert. Ein schmetternder Signalton erklang, und dann setzten sich die wartenden Heere Taras in Bewegung, zum Sturm durch die offene Grenze. Allesamt marschierten sie ins Reich des Baumschlosses ein, unaufhaltsam.
Als die überlebenden Crain dies sahen, wandten sie sich um und flohen. Sie konnten nichts mehr ausrichten.
Die Dunkle Königin wirbelte zu ihrem Liebhaber herum, und das siegessichere Lächeln gefror auf ihren Lippen. Denn sie sah, wie er sich leicht drehte, von ihr abwandte und den Kopf hob, als ob er lauschen würde.
»Ich muss weg«, sagte er ohne weitere Erklärung, verließ eiligen Schrittes den Hügel und war bald darauf verschwunden.
Zwischenspiel
Bethlana saß am Fenster und sah hinaus. Sie konnte nichts unternehmen. Sinenomen hatte das gesamte Reich in seiner Gewalt, und sein gewaltiges Heer breitete sich überall aus. Der Königin waren die Hände gebunden. Niemand durfte zu ihr, nicht einmal Sir Ducko, um ihre Kleidung zu richten.
Doch Bethlana nahm es hin. Sie verankerte sich in der Geisterwelt und schöpfte von dort Kraft und Energie, sodass sie weder Nahrung noch sonst etwas brauchte. Ihr Körper war im Augenblick nicht mehr als eine Puppenhülle, die ihr Gastrecht gewährte. Das war der Vorteil eines Daseins als Fee.
Ab und zu betrat Sinenomen ihren Raum, doch Bethlana achtete nicht auf ihn. Sie hörte ihn sprechen, hörte ihm aber nicht zu. Sie war damit beschäftigt, das Land am Leben zu erhalten, was sie genug Kraft kostete. Mehr würde sie dem Usurpator nicht geben. Sie wusste ohnehin, worauf er hinauswollte. Wenn sie einer Verbindung zustimmte, vervielfachte er seine Macht, weil er dann auch auf ihre zurückgreifen konnte. Er könnte Earrach schneller angreifen.
Ein einziges Mal stellte sie ihm eine Frage. »Was ist mit Eurem früheren Reich passiert?«
»Es stirbt«, antwortete er. »Ich habe den Ursprung geschaffen, doch halten kann ich es nicht. Nach und nach ziehe ich mein gesamtes Volk daraus ab und gebe ihm hier eine neue Heimat. Bis ich mich vergrößern kann.«
Bereitwillig erzählte Sinenomen dann vom Reich des Priesterkönigs Johannes, das er einem Menschen geschenkt hatte, um dessen Scheitern zu beobachten. Doch es war die Zeit gewesen, die den König tötete, das Ende der Unsterblichkeit, und Sinenomen hatte ein neues Ziel finden müssen, wollte er nicht mit untergehen.
Kein Wunder, dass er solche Eile hatte und Bethlana dazu drängte, einen Bund mit ihm einzugehen. Er behauptete, mit ihr zusammen die Unsterblichkeit für Earrach wiederzugewinnen und dadurch die Rettung für alle zu bringen.
Würde sie zustimmen, wäre Bethlanas Ende gekommen, ihre Feenkräfte
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