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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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meiner Deckung. Schnell sprang ich hinter das Sofa, auf dem das Pärchen in der Bewegung innehielt und spähte über die Lehne. Der Mann, der mir im Gang begegnet war, taumelte in mein Sichtfeld. Blut lief aus seinem Mundwinkel. Dann stand plötzlich ein weiterer Mann da, packte ihn am Hals, hob ihn hoch und schleuderte ihn meterweit durch den Raum. Direkt gegen eine Wand. Mit grotesk verdrehtem Hals blieb er dort liegen.
    Schockiert starrte ich auf den leblosen Körper. Was geschah hier? Der Mann hatte mindestens 90 Kilo gewogen!
    Mit zitternden Knien kroch ich hinter dem Sofa hervor. Dicht an der Wand entlang, diverse Möbelstücke als Deckung nutzend, krabbelte ich so schnell ich konnte von hier fort. In einer kleinen Nische angekommen, stand ich langsam auf, lehnte mich gegen einen kleinen Tisch und versuchte mein rasendes Herz zu beruhigen. Ich wollte hier raus. Und zwar sofort!
    Suchend sah ich mich nach einem Ausgang um, als ich eine Gestalt erblickte, deren Erscheinung mir den Atem verschlug. Blond, schlank, groß, in einem sündhaft tief ausgeschnittenen, schwarzen Kleid, das ihre Figur wie eine zweite Haut umhüllte, lehnte sie eng an einem großen Mann, dem sie mit den Fingern durch die schulterlangen, schwarzen Haare fuhr. Oh mein Gott! Auch wenn sie mit dem Rücken zu mir stand, Julie hätte ich überall erkannt! Ohne nachzudenken sprang ich aus der Nische. Dabei riss ich den Tisch halb um und konnte nur noch hilflos zusehen, wie das darauf abgestellte Kristallglas langsam, wie in Zeitlupe, hinunterfiel und mit einem lauten Knall in Hunderte im Kerzenschein aufblitzende Stücke zersplitterte. Wie gebannt schaute ich auf die Scherben, sah dann auf und blickte in das fein gemeißelte, schöne Gesicht des Mannes, den Julie so innig umarmte. Als wäre keinerlei Distanz vorhanden, fühlte ich seinen Blick auf mir ruhen, sah ihm direkt in die dunklen Augen. Und mit einem Mal wusste ich, dass auch er mich sah. Sein Blick hielt mich regelrecht gefangen, fesselte mich auch weiter, als ein Lächeln seine Lippen umspielte. Dann entblößte er zwei scharfe Reißzähne und näherte sich langsam dem Hals meiner Schwester. Ich schrie!
    U nbändig vor Angst schlug ich wild schreiend um mich. Etwas hielt mich fest, hinderte mich am Laufen, umschlang meine Beine. Ich wollte weg hier! Weg hier, um meine Schwester zu retten!
    Ein harter Schlag gegen den Rücken presste mir die Luft aus den Lungen. Ich konnte nichts mehr sehen, tastete um mich und zog mir schließlich die Decke vom Gesicht. Alles um mich herum war dunkel. Nur allmählich wurde mir klar, wo ich war. Ich lag auf dem Boden. Die Bettdecke fest um mich gewickelt, war ich aus dem Bett gefallen. Mühsam rappelte ich mich auf. Die LCD-Anzeige auf meinem Wecker zeigte 3.24 Uhr.
    Leicht benommen knipste ich die Lampe an, setzte mich aufs Bett und stützte das Kinn in den Händen ab. Ich musste mich erst einmal sortieren und würgte den inneren Wunsch ab, raus zu rennen und nach meiner Schwester zu schauen. Zögernd ging mein Blick Richtung Tür und ich hoffte, dass sie friedlich schlummernd in ihrem Bett lag und ich nur wieder einen Albtraum gehabt hatte.
    Als Kind hatte ich sehr lebhaft geträumt und oftmals schreiend mein Bett verlassen, um mich schutzsuchend zu meinen Eltern zu legen. Erst, wenn mein Vater mit einer Taschenlampe unter dem Bett nachgesehen und mir bestätigt hatte, dass da wirklich keine Krokodile oder Monster auf mich warteten, die mich fressen wollten, war ich wieder zurück in mein Bett geklettert. Als meine Oma davon erfahren hatte, schenkte sie mir einen großen Teddy mit Namen Mike, der ab diesem Zeitpunkt die bösen Monster in die Flucht schlug. Den Teddy hätte ich heute noch, doch er war nach der Trennung meiner Eltern, vor gut 15 Jahren, zusammen mit meiner Mutter in ihre italienische Heimat nach Rom gezogen. Damals hatte ich geglaubt, sie brauchte ihn mehr als ich, weil Julie und ich bei Vater in London geblieben waren. Ein Trugschluss? Waren die Monster aus meiner Kindheit zurückgekehrt?
    Mechanisch wanderte meine Hand an meinem rechten Bein entlang und ich kratzte mich gedankenverloren. Einen Mike könnte ich derzeit gut gebrauchen. Ob ich Mutter anrufen und sie bitten sollte, ihn mir zu schicken? Sie würde sicherlich eine Erklärung haben wollen. Der Gedanke daran behagte mir so gar nicht. Ich hatte eine Erziehung genossen, die jede Form von Lüge grundlegend ablehnte. Ich tippte mir gegen die Nasenspitze. Mit Pinocchio wollte ich

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