Schatten der Angst (German Edition)
Sie im Moment Wichtigeres zu tun haben, als einem alten Mann Trost zuzusprechen. Finden Sie das Schwein, das Karen niedergeschlagen hat, und sorgen Sie dafür, dass ihr Opfer nicht umsonst war. Karen kann Amanda gut leiden. Sie würde nicht wollen, dass Sie hier herumsitzen, wenn sie genauso gut da draußen sein könnten, um nach ihr zu suchen.«
Erleichterung durchströmte Logan, denn er wünschte sich nichts sehnlicher, als loszuziehen und sich an der Suche nach Amanda zu beteiligen. Doch die Erleichterung machte rasch dem Gefühl der Schuld Platz.
Mike warf ihm einen verständnisvollen Blick zu und klopfte ihm auf die Schulter. »Sie sind ein guter Kerl. Ich gebe Ihnen nicht die Schuld an dem, was passiert ist. Karen ist Polizistin. Sie kannte das Risiko. Ich erwarte im Moment nur eins von Ihnen: Versprechen Sie mir, dass Sie den Mann erwischen, der ihr das angetan hat. Lassen Sie nicht zu, dass er weiteren Menschen wehtut. Ziehen Sie los, und nehmen Sie ihn fest.«
Die Aufrichtigkeit in Mikes Blick rührte Logan zutiefst. Mike meinte, was er sagte. Er wollte nicht, dass Logan bei ihm im Krankenhaus saß und Däumchen drehte. Er wollte, dass Logan sich den Mann schnappte, der seiner Frau Leid zugefügt hatte. Logan schluckte den Kloß im Hals herunter, erhob sich und schüttelte Mike die Hand. »Ich verspreche Ihnen, alles zu tun, was ich kann, um diesen Mistkerl zu schnappen. Madison, ruf mich an, wenn du etwas brauchst – oder wenn es Neuigkeiten über Karens Zustand gibt, in Ordnung?«
»Geh. Tu, was du tun musst.« Sie lächelte ihm aufmunternd zu.
Logan nickte, drehte sich auf dem Absatz um und eilte aus dem Wartezimmer.
Kaum, dass er aus der Tür heraus war, fing er an, den Krankenhausflur hinunterzurennen, und ignorierte die erstaunten Gesichter der Leute, an denen er auf dem Weg nach draußen vorbeisprintete.
»Er passt perfekt ins Profil. Bis ins letzte Detail.« Pierce verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er saß im Konferenzraum und sah Nelson dabei zu, wie dieser alles Wissenswerte über Bennett auf die weiße Wandtafel notierte.
Niedergeschlagen beobachtete Logan Nelson beim Schreiben, es gelang ihm nicht, sich auf die Worte zu konzentrieren. Alles, woran er denken konnte, war Amanda. Wo war sie? War sie verletzt? Vor Anspannung ballte er die Hände zu Fäusten und versuchte vergeblich, seine Aufmerksamkeit auf die Liste vor ihm zu richten. Es musste ein Muster geben. Es gab immer ein Muster, er brauchte irgendeinen Hinweis, der ihm sagte, wohin der Mörder Amanda gebracht hatte. Wenn er ihn doch nur endlich finden würde!
Die Detectives des Departments standen in kleinen Gruppen beieinander, entwarfen Strategien, planten neue Sucheinsätze. Zwei von ihnen beugten sich auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches über eine Karte von Walton County und notierten darauf die Namen der Männer, die die einzelnen Suchtrupps in den verschiedenen Gebieten anführten.
»Sein Vater war Alkoholiker und schlug seine Frau«, fuhr Pierce fort. »Deshalb hat sie ihn verlassen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass er seine Söhne misshandelt hat, allerdings wurde nie deswegen Anzeige erstattet. In der Schule war Tom ein Außenseiter. Nachdem Anna Northwood ihn abgewiesen und ihm die Schnittwunde zugefügt hatte, zog der Vater mit den beiden Jungen in eine Kleinstadt in Alabama. Fünf Jahre später wurde er vermisst gemeldet. Man hat ihn nie gefunden. Ich gehe jede Wette ein, dass Bennett ihn umgebracht hat.«
Kritisch beäugte Logan die weiße Wandtafel und las noch einmal, was Nelson notiert hatte. »Sie haben nachgewiesen, dass Bennett sich zu den Zeitpunkten von fünf Entführungen in der jeweiligen Stadt aufhielt. Was ist mit den anderen vier Überfällen? Warum weigern Sie sich, in Betracht zu ziehen, dass Riley ebenfalls schuldig sein könnte?«
»Weil Zeugen Bennett mithilfe des Fotos auf seinem Sicherheitsausweis als den Mann identifiziert haben, der Karen niedergeschlagen und Amanda entführt hat. Sie haben nicht Riley erkannt. Bennett hatte Zugang zu den Fahrzeugen der Polizeiflotte und hätte vorgeben können, Polizist zu sein, als er seine Opfer entführte. Jeder, der Tom kennt, sagte dasselbe über ihn: Er sei irgendwie merkwürdig, asozial und rede andauernd mit sich selbst. Ihm wurde nur deshalb nicht gekündigt, weil er ein hervorragender Automechaniker ist, aber alle, die mit ihm zusammengearbeitet haben, waren sich darin einig, dass er total
Weitere Kostenlose Bücher